Allerdings stoßen ausländische Firmen, die in China Fuß fassen wollen, immer wieder auf unerwartete Herausforderungen, insbesondere rechtlicher und steuer¬licher Art. Beispiel Unterfinanzierung: Ein deutsches Unternehmen hat im Reich der Mitte eine Tochterfirma, vergleichbar einer GmbH, gegründet und mit dem Mindest¬kapital von 100.000 Renminbi (umgerechnet rund 12.000 Euro) ausgestattet. Nach einigen Monaten stellt sich heraus, dass die Anlaufkosten höher sind als geplant, so dass Kapital nachgeschossen werden muss. „Einfach Geld aus Deutschland auf das Firmenkonto überweisen ist aber nicht zulässig“, sagt Hoffmann. „Diese Problematik, die es in keinem anderen Land gibt, trifft alle Firmen in ausländischer Hand oder mit ausländischer Beteiligung.“ Zwar gibt es Lösungsmöglichkeiten, manche sind jedoch steuerlich besser, andere schlechter – Expertenrat ist also gefragt.
Hoffmanns Praxisleitfaden, den man bequem im Flieger von Deutschland nach China lesen kann, zeigt prägnant auf, wo Fallstricke lauern und welche Aspekte es für eine erfolgreiche Gründung und Ansiedlung zu beachten gilt: Welche Unternehmens¬strukturen stehen zur Wahl, welche Vor- und Nachteile haben sie, wie verläuft der Gründungsprozess? Wie kann ich herausfinden, ob der lokale Partner in spe der richtige und ein seriöser Geschäftsmann ist? Worauf ist beim Kauf eines Unter¬nehmens oder einer Beteiligung zu achten, damit es nachher keine unliebsamen Überraschungen gibt, die mich als Erwerber teuer zu stehen kommen, wie zum Beispiel Existenz bedrohende Steuerstrafzahlungen?
Das Thema Steuern und Rechnungslegung bildet einen der inhaltlichen Schwer¬punkte des Buches – ebenso wie Personalfragen. Wie finde ich zum Beispiel aus den Scharen von Bewerbern den richtigen oder die richtige heraus? „Gerade jüngere Männer sind im harten Konkurrenzkampf um gut bezahlte Stelle versucht, bei der Bewerbung Kenntnisse und Fähigkeiten vorzugaukeln. Daher muss man sich die Zeugnisse genau anschauen und ihnen im Vorstellungsgespräch auf den Zahn fühlen“, sagt Richard Hoffmann. Ein anderes Problem ist der ständige Wechsel, weil irgendwo ein besser dotierter Job lockt. Wie lassen sich Mitarbeiter binden? „Zum Beispiel mit Bonuszahlungen, die steuerbegünstigt sind“, weiß Hoffmann.
Diese und andere Detailprobleme lassen sich lösen. Ganz entscheidend für Erfolg in China ist nach den Erfahrungen des Pekinger Ecovis-Teams jedoch etwas Grund-sätzliches: „Der Wille, sich vor Ort zu engagieren und genügend Zeit und Geduld mitzubringen. Das heißt, mindestens mit einer Niederlassung Gesicht zu zeigen – kurz: No face, no business.“
* Richard Hoffmann: Praxis-Leitfaden „Business in China“ – Insiderwissen aus erster Hand, 75 S., Springer Gabler, 2013, ISBN 978-3-658-02494-9, als E-Book (14,99 Euro) oder Paperback (19,99 Euro)