Klassischer Zielkonflikt
Je länger der Unternehmer jedoch zuwartet, desto größer ist das Risiko, dass die Nachfolge misslingt oder gar scheitert – mit allen negativen Folgen nicht nur für das Unternehmen und seine Mitarbeiter, sondern auch für die finanzielle Situation der Familie und für die Altersvorsorge. „Denn wenn der Unternehmer schließlich doch aus Altersgründen oder vorzeitig wegen Krankheit, Unfall oder äußerer Umstände das Ruder aus der Hand geben muss, macht es der Zeitdruck noch schwieriger, eine gute Nachfolgelösung zu finden“, warnt Regenfelder.
„Nicht die steuerliche und rechtliche Ausgestaltung ist dabei das Problem“, erklärt Ecovis-Rechtsanwalt Dr. Rolf Rahm. „Das geht mit professioneller Hilfe relativ zügig, wenn die Beteiligten klare und miteinander vereinbare Zielvorstellungen haben.“ Genau daran aber hapert es häufig. Selbst Unternehmern, die das Thema aktiv angehen möchten, ist oft nicht bewusst, dass ihre Nachfolgeziele sich in der Realität nur schwer unter einen Hut bringen lassen. Da ist zum Beispiel der klassische Zielkonflikt zwischen dem Wunsch, dem Unternehmen eine erfolgreiche Zukunft zu sichern, und dem Streben nach materieller Gleichbehandlung der Erben, also des Ehepartners und der Kinder. Wenn das Privatvermögen aber nicht ausreicht, würde eine finanziell faire Abfindung die Liquidität und damit die Existenz des Unternehmens gefährden. Oder der Wille, das unternehmerische Lebenswerk zu erhalten, kollidiert mit der Absicht, einen finanziell komfortablen Ruhestand zu genießen, weil dann der Betrieb stillgelegt und die wertvolle Immobilie verkauft werden müsste.
Loslassen und neu orientieren
Ein anderer typischer Fall: Einerseits möchte der Inhaber seinen Betrieb eher früher als später verkaufen, um einen guten Preis zu erzielen, andererseits bremst ihn der Wunsch, sich möglichst lange als Unternehmer zu verwirklichen. „Mancher fragt sich, wie er im Ruhestand die freie Zeit füllen soll, und kann deshalb nur schwer loslassen“, sagt Rahm. Sein Rat: „Denken Sie mal darüber nach, was Sie schon immer gern machen wollten, und reden Sie mit anderen Unternehmern, die ihre Nachfolge schon geregelt und realisiert haben.“ Ein Dachdeckermeister zum Beispiel fand eine Lösung, die auch dem Nachfolger nützt: „Ich mach noch die Kirchendächer in der Region, das ist meine Leidenschaft.“
Eine gelungene Unternehmensnachfolge hat viel mit Lebensqualität zu tun. Rahm: „Eine positive persönliche Vision für den Generationswechsel erleichtert es, eine Regelung zu finden, mit der sich Übergeber und Übernehmer wohlfühlen.“ Dazu aber muss sich der Unternehmer erst einmal selbst darüber klar werden, wohin er will und was realistisch ist. Wichtig ist auch herauszufinden, was die anderen Beteiligten wollen, um Interessenkonflikte aufzudecken und zu entschärfen. Dieser Klärungsprozess braucht Zeit – ebenso wie die daraus resultierende Entwicklung eines tragfähigen Nachfolgekonzepts, das den grundsätzlichen Kurs festlegt und dann bei Bedarf angepasst wird. „Wichtig ist es, am Ball zu bleiben“, sagt Anwalt Rahm und empfiehlt, das Konzept schriftlich festzuhalten, „um eine verbindliche Agenda zu schaffen, die man sukzessive abarbeiten kann.“
Separate Altersversorgung
„Höchste Priorität hat“, so Ecovis-Steuerberater Thomas Franke, „ein Notfallplan, der gewährleistet, dass die Firma handlungsfähig bleibt, wenn der Chef durch Krankheit oder Unfall ausfällt.“ Dazu gehören Vollmachten, Handlungsanweisungen und ein Verzeichnis wichtiger Unterlagen und Adressen. Zudem sollte ein Testament für klare Verhältnisse im Todesfall sorgen.
Rechtzeitig sollte sich der Unternehmer oder Freiberufler auch Gedanken über einen geeigneten Nachfolger machen. Oft findet sich in der Familie niemand, der fähig und bereit ist, die Verantwortung für die Firma, Kanzlei oder Praxis zu übernehmen. „Und jemanden aus dem Betrieb heranzuziehen oder einen passenden externen Übernehmer zu finden kann Jahre dauern“, weiß Franke. Frühzeitig sollten auch die Weichen für die Altersvorsorge gestellt werden. „Unternehmer können sich nicht darauf verlassen, dass Verkauf oder Verpachtung des Betriebs ihren Ruhestand finanziell sichert“, warnt Steuerberater Regenfelder. „Und Pensionszusagen für den geschäftsführenden Gesellschafter einer GmbH können zur Belastung werden, an der die Übergabe scheitern kann.“ Am besten bauen sich Unternehmer daher eine vom Betrieb unabhängige private Altersversorgung auf.
Gut beraten durch alle Fachrichtungen
Als Sparringspartner und Moderator für den langfristig angelegten Prozess der Nachfolgeregelung bietet sich der Ecovis-Steuerberater an, weil er die persönliche und betriebliche Situation des Mandanten aus jahrelanger vertrauensvoller Zusammenarbeit am besten kennt. Wenn es auf der Zielgeraden um die konkrete Umsetzung geht, ist er nicht nur als Spezialist für die steuerliche Optimierung gefragt, sondern schlägt auch die Brücke zu den Ecovis-Kollegen der anderen Fachrichtungen.
„Den Rechtsanwalt braucht es bei der Nachfolgeregelung immer“, sagt Franke. Wirtschaftsprüfer werden im Verkaufsfall für schwierige Unternehmensbewertungen hinzugezogen. Ecovis-Mittelstandsberater helfen, den Betrieb für die Übergabe wirtschaftlich fit zu machen oder dem Übernehmer eine ausreichende Fremdfinanzierung zu verschaffen. „Der kurze persönliche Draht zwischen den Ecovis-Fachleuten ermöglicht es“, so Regenfelder, „die auftauchenden Probleme schnell, kompetent und umfassend zu lösen.“
Worüber wir reden sollten
• Wer soll welche Vollmachten für den Notfall erhalten? Was gehört noch in den Notfallordner?
• Wie kann ich per Testament die Zukunft des Unternehmens und meiner Familie sichern?
• Wo sehen Sie in meinem Nachfolgefall die kritischen Punkte?
• Wie kann ich für mich und meine Familie vorsorgen, ohne die Betriebsübergabe zu erschweren?
• Welcher Verkaufspreis ist angemessen?
• Müssen bestehende Verträge oder die Rechtsform geändert werden?
• Wie sieht eine faire, wirtschaftlich tragfähige und steueroptimierte Nachfolgelösung aus?