Minister Remmel erklärte anlässlich der Preisverleihung: "Ressourceneffiziente Produkte entlasten die Umwelt, schonen das Klima und stärken die Wettbewerbsfähigkeit. Der Effizienz-Preis NRW der Effizienz-Agentur NRW hebt erneut Vorreiter für ressourceneffiziente Produkte und Dienstleistungen hervor und setzt ein bundesweites Signal. Mit den prämierten Beispielen beweist NRW einmal mehr seine Bedeutung als Innovationsstandort sowie als Impulsgeber für die nachhaltige Zukunft der heimischen Wirtschaft – und nicht zuletzt auch für unsere Lebensgrundlagen."
Besondere Erwähnung der Jury fanden neben den drei Preisträgern das Konzept "Ventiret" zur Bestimmung des optimalen Standortes für Kleinwindkraftanlagen in dicht besiedelten Gebieten, das die Ravensberger Erfinderwerkstatt in Kooperation mit der EWE AG entwickelt hat, sowie die Oval-Lüftungssysteme der Maschinen- und Apparatebau Hagen GmbH, die durch eine Reduzierung der erforderlichen Geschoßhöhe bei Neubauten einen Ansatz für Ressourcenschonung am Bau liefern.
"Die eingereichten Bewerbungen spiegeln einen wesentlichen Trend im Bereich 'grüner Produkte' wider: Ressourcenschonung ist branchenübergreifend zu einem wichtigen Innovationsmotor und Wettbewerbsfaktor geworden, der Wirtschaft und Arbeitsmarkt stärkt", sagte Dr. Peter Jahns, Leiter der Effizienz-Agentur NRW, im Rahmen der Verleihung.
Insgesamt hatten sich in diesem Jahr 42 mittelständische Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen auf den mit insgesamt 15.000 Euro dotierten "Effizienz-Preis NRW 2015 - das ressourceneffiziente Produkt" beworben. Mit dem Preis, der alle zwei Jahre verliehen wird, prämiert die Effizienz-Agentur NRW innovative ressourcenschonende Produkte des Landes. Branchen- und themenübergreifend haben in diesem Jahr verschiedenste Unternehmen Produkte und Dienstleistungen eingereicht. Dabei handelt es sich z.B. um Lösungen in den Bereichen IT, Metallverarbeitung, Abwasserwärmenutzung, Möbelbau, klimaneutrale Herstellung von Kunststoffspritzgussteilen, Hochtemperaturkorrosionsschutz, Lüftungssysteme und innovative Verpackungssysteme.
Die Spannbreite der teilnehmenden Unternehmen reicht von Ingenieurbüros über Produktionsbetriebe aus dem Bereich Maschinen- und Anlagenbau bis hin zu gemeinnützigen Organisationen, vom Ein-Mann-Betrieb bis zum "klassischen KMU2 mit 200 bis 400 Mitarbeitern.
Die Preisträger
AfB gGmbH, Essen
Ausgezeichnet wird das Unternehmen für seinen nachhaltigen Wiederverwertungsansatz im IT-Bereich. Durch die Aufbereitung gebrauchter IT-Geräte trägt das Unternehmen zur Schonung knapper Ressourcen sowie zur Vermeidung umweltschädlicher Emissionen bei. Seit 2004 beschäftigt sich AfB mit der Abholung, der Aufbereitung, der Datenlöschung sowie dem anschließenden Verkauf von gebrauchten IT-Geräten, die große Unternehmen zur Verfügung stellen.
Bisher sind über 400 Firmen, Banken, Versicherungen und Behörden AfB-Partner. Den ökologischen Erfolg durch die Aufbereitung und weitere Nutzung von mehr als 230.000 gebrauchten IT-Geräten in 2014, berechnete die TU-Berlin mit einer Einsparung von über 11 Mio. kg. Eisenäquivalenten, knapp 25 Mio. kWH Energie sowie über 7 Mio. kg CO2-Äquivalenten.
AfB zielt mit seinen Angeboten auf einen Bewusstseinswandel bei Unternehmen und Konsumenten. Der Marktanteil von AfB in der IT-Remarketing Branche liegt noch unter 10 Prozent. Der Umsatz lag in 2014 bei knapp 10 Mio. Euro. Angesichts fehlender IT-Entsorgungsprozesse und wachsender Sensibilität für Datensicherheit und Nachhaltigkeit rechnet das Unternehmen mit einem großen Potenzial.
CARL BECHEM GmbH, Hagen
Ausgezeichnet wird das vom Unternehmen neuentwickelte Einschicht-Beschichtungsverfahren für Stahloberflächen im Rahmen der Schrauben-, Bolzen- und Kaltformteilproduktion. Mit der Neuentwicklung ist die CARL BECHEM GmbH Wegbereiter für einen ressourcensparenden und umweltschonenden Technologiewechsel in der metallverarbeitenden Industrie.
Allein in der Schraubenfertigung fielen beim bisherigen Verfahren ca. 720 t Phosphatschlamm und ca. 110.000 m³ Abwasser bei einem Energieverbrauch von etwa 22 Mio. kWh pro Jahr an (Quelle: Deutscher Schraubenverband).
Durch den neuen phosphatfreien und energieeffizienten Prozess von BECHEM entstehen bei der Kaltmassivumformung durch Reduktion um bis zu sieben Prozessstufen neben hoher Energieeinsparung, Kostenvorteile bei Materialbeschaffung und -entsorgung, ein reduzierter Aufwand für die Maschinenreinigung sowie eine geringere Umweltbelastung. Die Herstellung von Schrauben, Bolzen und anderen Verbindungselementen ist nur eine von vielen möglichen Anwendungen für den optimierten Prozess. Weitere Einsatzbereiche sind beispielsweise die Blechumformung (hochfeste Bleche) oder kaltumgeformte Teile im Automobilsektor (Antriebselemente, Getriebe, Lenkung, Motor). Das Unternehmen schätzt das Einsparpotenzial allein in der Kaltmassivumformung auf ca. 60 Mio. Euro pro Jahr in Deutschland.
Dörken MKS-Systeme GmbH & Co. KG, Herdecke
Ausgezeichnet wird die neuentwickelte Hochtemperaturbeschichtung DELTA-HEAT® für den Hochtemperaturkorrosionsschutz in der Stahlverarbeitung. Entstanden ist das neue Beschichtungssystem der Dörken MKS-Systeme in Zusammenarbeit mit der VDEh-Betriebsforschungsinstitut GmbH und den Walzwerken Einsal.
Stahlverhüttung und -verarbeitung ist in Glühprozessen ein energieintensiver Prozess, bei dem ein Teil des eingesetzten Materials durch sogenannte Verzunderung beeinträchtigt wird. Eine Reduzierung der Zunderbildung im stahlverarbeitenden Prozess bewirkt eine Erhöhung der Material- und Teileausbeute und minimiert so den Material- und Energieeinsatz sowie den Aufwand für die Nachbearbeitung signifikant.
Die neuartige Hochtemperaturbeschichtung der Dörken MKS-Systeme ist komplett lösungsmittelfrei und verzichtet auf den Einsatz flüchtiger Monomere und toxischer Additive. Durch die Aushärtung bei Raumtemperatur kann außerdem ein großer Teil an Wärmeenergie eingespart werden. Eine Zunderreduktion um bis zu 80% wird dadurch ermöglicht.
Dörken sieht die Anwendungsbereiche für das neuartige Produkt in allen Wärm- und Glühprozessen für Edelstähle. Das umfasst alle Betriebe, deren Arbeitsschritte nachgelagert zur Edelstahlherstellung angesiedelt sind und die entsprechende Wärm- und Glühprozesse durchführen. Die große Anzahl an Betrieben in diesem Marktsegment beinhaltet bei einem Technologiewechsel die Chance zu signifikanten branchenweiten Ressourceneinsparungen.
Das Unternehmen und seine Kooperationspartner bewarben sich mit dem Forschungsprojekt im EU-Ziel2-Förderwettbewerb "Ressource.NRW" und wurden als Gewinner ausgewählt. Das geplante Projektvolumen wurde anteilig mit EU-Fördermitteln aus dem Europäischen Fond für regionale Entwicklung (EFRE) sowie aus Landesmitteln unterstützt.
Über den "Effizienz-Preis NRW 2015 – Das ressourceneffiziente Produkt"
Mit dem Aufruf zur Teilnahme an dem mit insgesamt 15.000 Euro dotierten Effizienz-Preis NRW 2015 suchte die Effizienz-Agentur NRW auch in diesem Jahr wieder Vorreiter für grüne Industrie- und Endverbraucher-Produkte sowie Dienstleistungen. Dabei geht es um den effizienten Material- und Energieeinsatz über den gesamten Lebenszyklus eines Produktes hinweg. Das umfasst alle Aspekte von Rohstoffgewinnung über den Herstellprozess und die Gebrauchsphase bis hin zur Wiederverwertung.
Angesichts der aktuellen Herausforderungen im Klimaschutz und in der Ressourcenschonung ist dies schon heute ein wichtiger Wettbewerbsfaktor.
Um den "Effizienz-Preis NRW 2015 – Das ressourceneffiziente Produkt" (www.effizienzpreis-nrw.de) konnten sich mittelständische Unternehmen bis 1.000 Mitarbeiter und Unternehmenskooperationen aller Branchen mit Standort in NRW bewerben. Zum Zeitpunkt der Bewerbung mussten die Produkte bereits am Markt platziert sein oder als marktfähiger Prototyp vorliegen.
Über die Preisträger hat eine hochkarätige Fachjury entschieden. Jurymitglieder sind Dr. Thomas Delschen (Präsident des Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen), Prof. Karin-Simone Fuhs (Direktorin Hochschule ecosign, Köln), Prof. Dr. Christa Liedtke (Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH), Uwe Lück (Referent Technologie und Innovation IHK Ostwestfalen zu Bielefeld), Gabriele Poth (Leiterin Zentrum für Umwelt und Energie der HWK Düsseldorf), Burkhard Remmers (Leiter internationale Kommunikation Wilkhahn GmbH & Co.KG) und Ulrike Schell (Mitglied der Geschäftsleitung Verbraucherzentrale NRW).
Der Effizienz-Preis NRW wird alle zwei Jahre von der Effizienz-Agentur NRW, dem Kompetenzzentrum für Ressourceneffizienz des Landes Nordrhein-Westfalen, verliehen.
Weitere Informationen zu den Preisträgern finden Sie unter www.effizienzpreis-nrw.de