Es sind beeindruckende Zahlen: Auf einer 80.000 Quadratmetern großen Grundfläche betreibt das Familienunternehmen FIEGE aus dem westfälischen Greven am Standort Apfelstädt eines seiner Mega-Center. In dem Multi-User-Logistikzentrum südwestlich von Erfurt ist der Kontraktdienstleister seit 1994 ansässig. Dort werden Produkte für verschiedene Kunden gelagert, kommissioniert und an Kunden in ganz Europa versendet. Für einen Sportartikel-Händler übernimmt FIEGE seit 2014 in Apfelstädt das Warehousing, die deutschlandweite Filial-Distribution, das E-Commerce-Fulfillment und Retourenmanagement sowie den B2C-Paketversand innerhalb Deutschlands, nach Österreich und in die Schweiz. Dafür werden am FIEGE-Standort in Apfelstädt rund 140.000 SKUs gelagert und bearbeitet. „Die steigende Bedeutung des erfolgreich wachsenden E-Commerce-Geschäfts hat die Anforderungen an die internen Durchlaufzeiten deutlich gesteigert“, erklärt Frank Maron, Senior Logistics Consultant bei FIEGE. „Vor diesem Hintergrund und dank einer planbaren Vertragslaufzeit haben wir das Lagerlogistikgeschäft für unseren langjährigen Kunden am Standort Apfelstädt neu strukturiert und effizientere Automatisierungsprozesse integriert.“
Entscheidung für AutoStore
Aufgrund geplanter Änderungen von Auftragsstrukturen hat FIEGE neben mehreren Fördertechnik-Anbindungen insbesondere die koordinierte Prozesssteuerung durch ein modernes Warehouse Management System und die Prozesse der Kleinteilelagerung neu aufgesetzt. Nach einigen Systemvergleichen entschied FIEGE sich für die Installation eines hochmodernen AutoStore-Kubus. „Im schnelllebigen Omnichannel-Geschäft sind maximale Warenverfügbarkeit und minimale Durchlaufzeiten wichtige Erfolgsfaktoren“, hebt Frank Maron hervor. „Die Autostore-Anlage bietet ein integratives und skalierbares System, das diesen Anforderungen gerecht wird. Es stellt uns mehr Lagerkapazität auf deutlich geringerer Fläche bereit und reduziert den manuellen Kommissionier-Aufwand auf ein Minimum. Damit beschleunigen wir insgesamt die Lagerdurchlaufzeit erheblich.“
Erste gemeinsam realisierte Lösung mit S&P
Den Auftrag zur Anlagenkonzeption und Projektrealisierung erhielt Element Logic, der weltweit erste AutoStore-Integrator. „Ausgewiesene Kompetenz und überzeugende Referenzanlagen waren maßgeblich für die Auftragsvergabe“, erläutert Maron. „Zudem hatte Element Logic umfassendes Fördertechnik-Knowhow und mit der Unternehmenstochter S&P einen Softwareanbieter mit bewährtem Warehouse Management System im Produktportfolio. So konnten wir mit einer umfassenden ganzheitlichen Lösung und einem harmonischen, koordinierten Projektverlauf planen.“ Das erfolgreiche Großprojekt bei FIEGE ist die erste Lösung, die Systemintegrator Element Logic gemeinsam mit den Software-Experten von S&P, die seit Ende 2022 Teil der Element Logic Gruppe sind, realisiert hat. „Der erfolgreiche Projektverlauf zeigt, wie hervorragend sich die beiden Unternehmen mit ihren Kompetenzen und Spezifikationen ergänzen, um für die Kunden eine optimale Lösung zu entwickeln und umzusetzen“, urteilt Joachim Kieninger, Director Strategic Business Development bei Element Logic Deutschland.
Eine AutoStore-Anlage in zwei Hallen
Mit der AutoStore-Anlage von Element Logic realisiert FIEGE im Multi-User-Center Apfelstädt für seinen Kunden ein zukunftsweisendes Automatisierungsprojekt. Auf einer Grundfläche von knapp 10.000 Quadratmetern erstellt Element Logic ein AutoStore-System in Deutschland, das so groß ist wie ein Fußballfeld. Das Lagerraster der Anlage, der so genannte Grid, bietet Platz für 270.000 Behälterstellplätze. Besonderheit: Mit der Anpassungsfähigkeit der Systemkomponenten konnte die Anlage flexibel in zwei brandschutztechnisch getrennten Hallenbereichen installiert werden. Überdies wurden Brandschutztore in den Grid integriert. Das erlaubt den flexiblen Einsatz von 160 R5-Robotern in beiden Hallenbereichen. Die Roboter arbeiten auf der Grid-Oberfläche der Anlage und übernehmen über die Hallentrennung hinweg die Ein-, Aus- und Umlagerungen der Behälter. Für die Auftragskommissionierung lagern die Roboter die Behälter an Kommissionierplätze, sogenannte Ports, aus. Diese sind in einem Tunnel angeordnet, der in die Anlage integriert ist. Insgesamt umfasst die Anlage 28 Carousel-Ports, die auf hohe Durchsätze ausgelegt und Teil des modularen AutoStore-Baukastens sind. Zur Prozesssteuerung wird die Materialflusssoftware eController von Element Logic eingesetzt. Darüber hinaus hat Element Logic für die Wareneinlagerungsprozesse vier Transferzellen mit Fördertechnik in die Anlagenkonzeption integriert. Sie verbinden die AutoStore-Anlage mit den Umpackstationen im Wareneingangsbereich und übernehmen dabei auch die Versorgung mit Leerbehältern. „Das Anlagenkonzept ist auf Prozesseffizienz und Flexibilität ausgelegt und für FIEGE damit die optimale Anlage zur Erfüllung der Omnichannel-Anforderungen seiner Kunden“, erklärt Kieninger. „Zudem begleiten wir FIEGE auch im laufenden Betrieb mit einem umfassenden After-Sales-Service Paket, um gemeinsam eine hohe Anlagenverfügbarkeit sicherzustellen.“
WMS für maximale Flexibilität
Zur Steuerung der komplexen Prozesse bei der Auftragsabwicklung im Logistikzentrum Apfelstädt entschied FIEGE sich für die Implementierung des bewährten Warehouse Management Systems (WMS) SuPCIS-L8 von S&P. Markant in diesem Zusammenhang: Das WMS bindet das AutoStore-System über eine standardisierte Schnittstelle, dem AutoStore Connector, an die koordinierte Prozesssteuerung an. SuPCIS-L8 übernimmt damit die Bestandsverwaltung sowie die Materialfluss- und Prozessführung. Der eController von Element Logic steuert die Transferzellen und verknüpft auf diese Weise die Behälterfördertechnik aus dem Wareneingang mit der AutoStore-Anlage. Sowohl der eController als auch SuPCIS-L8 sind an die Kommunikationsplattform eHub von Element Logic angebunden. Zudem sind weitere Bestandskomponenten der Anlage von anderen Lieferanten an den eHub angeschlossen. Element Logic und S&P liefern damit bereits im ersten gemeinsamen Großprojekt auch softwareseitig eine modular ausgelegte und komfortabel erweiterbare Plattform, die sich den Kunden einheitlich präsentiert und voll integrierbar ist.
Das WMS verwaltet die Bestände im AutoStore-Lager, fordert die Artikel auftragsbezogen an, sequenziert sie aus dem Behälterlager und steuert die Dialoge der angebundenen Arbeitsplätze. „Mit FIEGE ist in das Projekt ein anspruchsvoller Kunde eingebunden, der durch das WMS maximale Flexibilität erwartet“, konstatiert S&P-Geschäftsführer Remy El Abd. „Für den FIEGE-Kunden zielt das insbesondere auf die Steuerung eine schnelle, effiziente Auftragsabwicklung; für FIEGE vor allem auf komfortable Anpassungsfähigkeit des Systems und die problemlose Steuerung des Multi-User-Standortes mit einem einfachen Onboarding weiterer Kunden. Unser WMS SuPCIS-L8 erfüllt all diese Anforderungen.“
Multimandantenfähige Systemauslegung
FIEGE hatte vielfältige und anspruchsvolle Anforderungen an das WMS. Diese reichten von der strategischen Reservierung für verschiedene Auftragstypen und der zentralen Arbeitsplatzsteuerung im Leitstand bis hin zur Re-Organisation des Behältermanagements. „Das AutoStore-System bei FIEGE in Apfelstädt ermöglicht durch sein Design und seine Größe eine Abwicklung, wie sie im AutoStore-Umfeld bisher noch nicht realisiert wurde“, ergänzt Ferdinand Gantert, Team Lead Product bei S&P. „Um dieses Potenzial voll auszuschöpfen und einigen Besonderheiten der Fashion-Branche Rechnung zu tragen, durften wir in enger Abstimmung mit den erfahrenen Logistik-Experten von FIEGE mehrere Software-Features umsetzen, die für AutoStore-Anlagen komplett neu sind und dem Anwender ganz neue Möglichkeiten eröffnet.“
Im Sinne echter Multimandantenfähigkeit kann FIEGE etwa dieselbe Artikelnummer für verschiedene Kunden nutzen und in separaten Beständen führen, benutzerspezifische Konfiguration eigenständig vornehmen und für verschiedene Kunden unterschiedliche Prozessfolgen hinterlegen. Möglich sind zudem etwa ein optimales Retourenhandling gemischter Behälter sowie – für mehr Zuverlässigkeit beim Pickprozess – ein EAN-Scan zur Artikelzählung am Port oder aufgabenartspezifische Verpackungsprozesse nach der letzten Kommissionierung. Die Multimandantenfähigkeit des Systems ermöglicht FIEGE, künftig neue Kunden problemlos einzubinden und deren unterschiedliche Lagerprozesse zu managen. Überdies führt SuPCIS-L8 koordiniert die Konsolidierungs- und Auftragsprozesse zusammen. „Hinsichtlich einer langfristig gewährleisteten Flexibilität ist FIEGE mit der Skalierbarkeit von SuPCIS-L8 auf der sicheren Seite“, ergänzt Joshua Smith, Director Delivery & Customer Success bei S&P. „Unsere Entwickler können über Konfigurationen jederzeit schnell und einfach neue Funktionen hinzufügen. Auf diese Art und Weise kann FIEGE die Prozesse kontinuierlich optimieren und etwa weitere Standorte oder auch manuelle Lager nahtlos in das System integrieren. Damit unterstützt die Software die wachsenden Anforderungen von FIEGE.“
Für kommende Herausforderungen bestens gerüstet
Inzwischen sind die AutoStore-Anlage und das WMS im Logistikzentrum in Apfelstädt implementiert und haben sich im laufenden Betrieb bereits bewährt. Die ganzheitliche Automatisierungslösung unterstützt die Mitarbeitenden dort bei der effizienten, zuverlässigen Auftragsabwicklung und trägt erheblich zur Prozessvereinfachung und Zeitersparnis bei. „Alle Hardware-Komponenten und die Software der Gesamtlösung sind bei wachsendem Bedarf durchgängig skalierbar, steigern die Flexibilität und bieten FIEGE langfristige Investitionssicherheit“, resümiert Kieninger. „Die Anlage wird den Service für die Kunden von FIEGE wie auch gegenüber den Sendungsempfängern auf ein völlig neues Level heben. Damit ist FIEGE für kommende Herausforderungen bestens gerüstet.“