Aus dem 2018 eingeweihten, 38.000 Quadratmeter großen Apotea-Logistikzentrum werden jeden Monat rund eine Million Pakete auf den Weg zu den Kunden gebracht. Doch angesichts der rapide steigenden Nachfrage drohte die schnelle Auftragsabwicklung ins Stocken zu geraten. Mit dem Ziel, die Auslieferung zu optimieren, die Effizienz zu steigern und etwaige künftige Schwankungen im Auftragseingang besser zu bewältigen, fokussierte man sich im Jahr 2022 folglich auf die Automatisierung der Intralogistik. Apotea investierte in eine innovative Komplettlösung zur vollautomatisierten Lagerung, Kommissionierung und Versandabwicklung von Element Logic. Die Lösung deckt den gesamten Prozess von der Anlieferung bis zur Auslieferung über eine AutoStore-Anlage, Pickroboter eOperator und Fördertechnik mit zusätzlichen Anlagentechnik ab. „Konzeption und Anlagenkomponenten sind das Ergebnis einer internationalen Zusammenarbeit von Element Logic, AutoStore, RightHand Robotics und Apotea“, erläutert Joachim Kieninger, Director Strategic Business Development Element Logic Deutschland. „Insgesamt eine durchgängig skalierbare Lösung, die auch in vorhandene Materialflüsse integrierbar ist.“
Für Apotea erstellte Element Logic eine AutoStore-Anlage mit 25.000 Behälterstellplätzen, von denen aktuell 20.000 belegt sind. Mit dem innovativen AutoStore-Konzept werden die Behälter der Kleinteilelagerung in Schächten übereinander gestapelt und von kleinen Robotern, sogenannten Robots, ein- und ausgelagert. Das System überzeugt durch Effizienz und Flexibilität sowie minimalem Flächenbedarf und vergleichsweise geringen Investitions- und Betriebskosten. Die Behälterstapel werden in einem aus Standardkomponenten bestehenden Aluminium-Raster, dem sogenannten Grid, gelagert. Auf dessen Oberfläche arbeiten bei Apotea 30 agile AutoStore-Roboter der Serie R5. Die wegeoptimierten Routen werden von der Steuereinheit berechnet. Die Roboter übernehmen rund um die Uhr die Ein-, Um- und Auslagerungen und bedienen vier integrierte Arbeitsstationen, sogenannte Karussell-Ports für höhere Lagerdurchsätze, mit Quellbehältern.
Die vollständige Kontrolle über den Inhalt der Behälter hat die Systemsoftware. An den Arbeitsstationen werden die kommissionierten Waren zur weiteren Bearbeitung an die Mitarbeitenden übergeben. Im Logistikzentrum von Apotea sind die Prozesse nahtlos in andere Automatisierungslösungen integriert. Im Vergleich zu einem manuellen Lager ist die Kommissionierleistung mit AutoStore zehnmal höher. Bei Apotea ist die Durchsatzleistung der Anlage zunächst auf 800 Auftragszeilen pro Stunde ausgelegt. Diese kann jedoch zukünftig flexibel gesteigert werden. Nach der Kommissionierung an der AutoStore-Anlage geht der Auftrag entweder direkt in den Warenausgang oder wird zur Vervollständigung mit weiteren Produkten bereitgestellt. Besonderheit: Drei der vier Karussel-Arbeitsstationen sind mit eOperator Kommissionierrobotern ausgestattet.
Mit Einbindung der eOperator investierte Apotea in die führenden Stückgut-Roboter. Die weltweit erste integrierte AutoStore Lösung für Stückgutkommissionierung durch Roboter macht den Online-Apotheker international zum Vorreiter beim Einsatz von Pick&Place-Roboter an einer AutoStore-Anlage. Die eOperator kommissionieren automatisch rund um die Uhr. Durch maschinelles Lernen wählen die eOperator den besten Zugriff aus, um einen Artikel aus dem AutoStore-Quellbehälter zu kommissionieren. Das steigert die Sicherheit und Zuverlässigkeit bei der Auftragsabwicklung, den Durchsatz und die Liefergeschwindigkeit.
„Während der Pandemie haben wir uns überlegt, wie wir die Kapazität der Auftragsabwicklung von 50.000 Aufträgen pro Tag auf 100.000 Aufträge erhöhen können“, sagt Pär Svärdson. „Als wir mit Element Logic die Installation einer AutoStore-Anlage erörterten, kam die Kombination mit einer roboterbasierten Stückgutkommissionierung zur Sprache – und wurde für uns zu einem entscheidenden Element. Das war wichtig für eine effiziente Lösung, wie wir sie wollten.“ Denn schnelle Auftragsabwicklung mit kurzen Lieferzeiten zählt zu den zentralen eigenen Ansprüchen des Unternehmens. Mit den eOperator können die Aufträge auch nachts und am Wochenende bearbeitet und die Kunden schnell beliefert werden. „Damit haben wir einen 24-Stunden-Betrieb etabliert, der absolut außergewöhnlich ist“, fasst Pär Svärdson zusammen. „Wir erzielen eine höhere Produktivität, schnellere Lieferungen und alles ist produktiver und effizienter. Es lag auf der Hand zu sagen: Ja, lass uns das machen.“
Darüber hinaus erfüllen die Anlagenkomponenten den Nachhaltigkeitsanspruch von Apotea. Ziel ist es, den Klima-Fußabdruck über die gesamte Kette von der Produktion bis zum Endverbraucher zu verringern. So ist Apotea nicht nur die führende Online-Apotheke auf dem schwedischen Markt, sondern auch das nachhaltigste E-Commerce-Unternehmen Schwedens, wie der Sustainable Brand Index 2020 und 2021 zeigt. 2022 wurde Apotea außerdem von Price Runner mit dem Titel "Nachhaltigkeit des Jahres" und in der PostNord-Verbraucherumfrage 2021 als Schwedens nachhaltigstes E-Commerce-Unternehmen ausgezeichnet. Entsprechend ist das Logistikzentrum bei Uppsala auf maximale Umweltfreundlichkeit ausgelegt. Das Logistikzentrum ist als Umweltgebäude in Silber zertifiziert. Darüber hinaus befindet sich auf dem Dach des Logistikzentrums eine der größten Solarzellenanlagen Schwedens, die u.a. das gesamte AutoStore-System mit Stom versorgt. Sie besteht aus 5.560 Solarzellenmodulen, die auf einer Fläche von 9.100 Quadratmetern eine Leistung (1,5 MW) erbringen. Das entspricht dem Jahresverbrauch von 70 Häusern oder der benötigten Energie, um mit einem Elektroauto 230 Mal um die Welt zu fahren. „Ich glaube, dass die Kunden der Zukunft von den Unternehmen einen anderen Ansatz in Sachen Nachhaltigkeit verlangen werden als heute“, sagt Pär Svärdson. „Nachhaltiges Handeln ist wichtig für die Menschheit und unsere Umwelt, aber auch, um wettbewerbsfähig zu sein.“
Unter diesen Prämissen punktet auch das AutoStore-Konzept mit seiner Energieeffizienz. „Mit einem Energiebedarf von durchschnittlich 100 Watt je Robot pro Stunde weisen AutoStore-Anlagen den bei weitem Abstand geringsten Energieverbrauch unter den verfügbaren Lagersystemen für Kleinteile auf“, hebt Joachim Kieninger hervor. Und, Stichwort Ressourceneffizienz, die Anlagenkonzeption für die vollautomatisierten Lagerungs-, Kommissionier- und Versandfertigungsprozesse im Logistikzentrum von Apotea bietet nicht nur Platzersparnis, Kostensenkung und Steigerung der Lagereffizienz. Das Unternehmen hat darüber hinaus auch die Arbeitsplätze der Mitarbeiter qualitativ weiterentwickelt. Das sorgt für einen höheren Status und mehr Anreize für die Mitarbeiter. „Für viele unserer jungen Mitarbeiter ist dies der erster Job“, erklärt Pär Svärdson. „Ich denke, es ist ein großartiger Entwicklungsprozess für sie beginnend mit einer manuellen Tätigkeit, dann nach und nach mehr über Technologie und die Arbeit mit Robotern zu lernen und sich dann zu einem Anlagen- oder Roboterbetreuer zu entwickeln“:
Im Dezember 2022 erfolgte im Beisein aller CEOs und Gründer der jeweiligen Unternehmen im schwedischen Logistikzentrum von Apotea die offizielle Einweihung der weltweit ersten integrierten und vollautomatisierten Anlage. Inzwischen liegen die Leistungskapazitäten des Logistikzentrums bei bis zu 100.000 Sendungen pro Tag und haben sich damit glatt verdoppelt. „Das bietet uns Potenzial für weiteres Wachstum“, sagt Pär Svärdson. „Mit diesem Ergebnis sind wir absolut zufrieden.“