„Der Transport- und Logistiksektor steht nach wie vor unter enormem Druck. Nach zwei Pandemiejahren können die meisten Unternehmer ohnehin noch nicht aus dem Vollen schöpfen. Das derzeitige Preisniveau beim Kraftstoff verschärft diese Lage weiter und bremst die langsam einsetzende Erholung aus. Erschwerend hinzu kommt der eklatante Fahrermangel, mit dem wir in Deutschland seit Jahren zu kämpfen haben und der sich durch den Ukraine-Krieg nun nochmals verschärft hat“, erklärt Nikolja Grabowski, Vorstand der ELVIS AG. „Insgesamt haben die Speditionen also mit einer Vielzahl von Problemen zu kämpfen, auf deren Lösung sie keinen Einfluss haben. Die im Rahmen des Entlastungspakets zugesagte Dieselpreissenkung könne zwar helfen, kurzfristig Liquidität zu sichern, eine substanzielle Unterstützung für die Unternehmen sieht allerdings anders aus.“
Am 23. März 2022 hatte sich der Koalitionsausschuss auf ein zweites Entlastungspaket geeinigt, das unter anderem die Senkung der Energiesteuer auf Kraftstoffe für drei Monate vorsieht. Bisher ist allerdings noch nicht abgeschlossen geklärt, wann die Absenkung wirksam wird. Dazu Markus Jerger, Vorsitzender des Verbandes Der Mittelstand. BVMW: „Für einen mittelständischen Spediteur bedeuten allein die aktuellen Preissteigerungen an der Zapfsäule schnell zusätzliche Kosten von mehreren Hunderttausend Euro pro Jahr. Gleichzeitig sind auch die Kosten für den Zusatzstoff AdBlue dramatisch gestiegen. Die Unternehmen brauchen deshalb wirksame Hilfen, und sie brauchen diese Hilfen jetzt. Das bisherige Entlastungspaket kann deshalb nur der Anfang sein. Bessert die Bundesregierung das Paket nicht umfassend nach und setzt die Maßnahmen sofort um, droht vielen mittelständischen Transportunternehmen das Aus. Der daraus resultierende flächendeckende Ausfall von Transportkapazitäten hätte verheerende Folgen für die Stabilität der Lieferketten in Deutschland.“
Zusätzlich betonen beide Verbände die Bedeutung funktionierender Marktmechanismen und einer fairen Preisbildung am Energiemarkt und fordern die Bundesregierung auf, effektivere Kontrollmechanismen einzusetzen, damit sinkende Preise auf den Rohstoffmärkten auch tatsächlich bei den Endkunden ankommen.
„Wir konnten zuletzt beobachten, dass steigende Rohölpreise die Treibstoffpreise explodieren ließen, während sinkende Rohölpreise nicht an die Endkunden weitergegeben wurden. Es darf nicht sein, dass die Mineralölkonzerne auf Kosten des Mittelstandes und der gesamten Bevölkerung ihrem Profitdrang frönen. Die Bundesregierung muss deshalb alle zur Verfügung stehenden Instrumente nutzen, um einen funktionierenden Markt zu garantieren“, so Jerger und Grabowski abschließend.