Das Bild des Maschinenführers, der mit einem Ohr am Antrieb oder einer Hand auf dem Gehäuse durch langjährige Erfahrung Anomalien in der Laufruhe einer Maschine erspürt, ist hollywoodreif. In der Praxis betreiben Industriebetriebe deutlich mehr Aufwand, um den Dauerbetrieb produktionsrelevanter Maschinen zu gewährleisten. Laufzeitabhängige Inspektionen und regelmäßige Wartung inklusive dem routinemäßigen Austausch von Verschleißteilen sind hier die übliche Herangehensweise. Damit verbunden sind regelmäßige Kosten und durch die Wartung erzeugte Standzeiten. Kosten und Aufwand sind so zwar planbar, sie entstehen aber auch dann, wenn sie eigentlich nicht zwingend erforderlich sind. Gleichzeitig ist ein Wartungsintervall eine statistische Größe und keine Garantie, dass ein Defekt nicht früher auftritt.
Eine Alternative bietet die dauerhafte Überwachung relevanter Parameter, deren Veränderung einen Hinweis auf einen drohenden Ausfall eines Bauteils geben. Im Rahmen der Predictive Maintenance können zum Beispiel Temperaturveränderungen oder Vibrationen ein frühes Anzeichen für eine Funktionsstörung an kritischen Antrieben darstellen.
Mit der Retrofit Box bietet das österreichische Unternehmen endiio eine nachrüstbare Sensorplattform, die, an Bestandsanlagen installiert, individuell relevante Parameter erfasst. Um die so gesammelten Daten auswerten und nutzen zu können, müssen sie jedoch übertragen werden, was sich bei genauer Betrachtung in den meisten Fällen als größte Herausforderung erweist. Endiio arbeitet hier mit patentierter echtzeitfähiger, energieautarker Funkübertragung. Das bedeutet, sowohl auf aufwendige, oftmals an analogen Anlagen und Maschinen überhaupt nicht realisierbare Installationen zur Datenübertragung können Anwender ebenso verzichten, wie auf eine Überwachung und Wartung der Stromversorgung. Die Retrofit Box nutzt die Energiegewinnung aus Licht und Umgebungstemperatur (Energy Hervesting), in Kombination mit einem effizienten Low Power Hardware Design, um die Sensorik in der Box unbegrenzt autark zu betreiben.
„Durch unsere langjährige Forschung ist uns mit der Retrofit Box etwas gelungen, woran sich andere Hersteller bis heute sprichwörtlich die Zähne ausbeißen“, beschreibt Dr. Ing. Tolgay Ungan, Gründer und Geschäftsführer der endiio GmbH ein besonderes Merkmal der Sensorplattform. „In vielen Anwendungsszenarien, zum Beispiel in der Papierindustrie, entstehen an kritischen Bauteilen extrem hohe Temperaturen, weit höher, als Sensoren, Speicherbauteile und Drahtlosmodule sie normalerweise vertragen, ohne Schaden zu nehmen oder zumindest Messwerte zu verfälschen. Unsere Retrofit Box kann durch ihren Einsatz Wartungskosten bis zu 90 Prozent reduzieren und arbeitet dabei fehlerfrei selbst bei Umgebungstemperaturen von 150 °C.“
Als Ausgründung des Institut für Mikrosystemtechnik der Universität Freiburg arbeitet die endiio GmbH, unter ihrem Geschäftsführer Dr. Tolgay Ungan, ehemals Gruppenleiter an der Professur für Elektrische Mess- und Prüfverfahren am IMTEK, seit 2016 am Firmenhauptsitz in Wien sowie an einem zweiten Standort in Freiburg, mit inzwischen insgesamt 12 Mitarbeitern. Mit finanzieller Starthilfe des aws Gründerfonds und der Situlus Holding erhielt endiio bereits im dritten Jahr, auf dem Maschinenbau-Gipfel 2018 in Berlin, den erstmals von der VDMA-Gruppierung Startup-Machine im VDMA Competence Center Future Business vergebenen Start-up-Award für die IoT-Sensorplattform. Seither wurde die Retrofit Box kontinuierlich weiterentwickelt und wird in Kombination mit einen speziellen endiio Gateway und dem zentralen Cloud-Überwachungsportal endioo Cloud heute zum Beispiel in Unternehmen der Papierindustrie eingesetzt, um Produktionsanlagen zu überwachen.