Auf dem Land lebt man bewusst von und mit der Natur. Klima- und Umweltschutz sind daher ein wichtiges Kriterium. Bei einer Infoveranstaltung im Frühjahr 2022 stellt Robert Harrer vom ENERPIPE-Team den Ablauf vom Bau eines Wärmenetzes vor und zählt die Vorteile von Nahwärme auf: „Keine Preissprünge, keine Abhängigkeiten von Öl- und Gaspreisen und quasi eine Entkoppelung vom Markt. Außerdem erfahren Immobilien, die an Nahwärme angeschlossen sind, eine Wertsteigerung“. Daraufhin war das Interesse der Bürger geweckt, sodass sich 97 Häuser an das Wärmenetz anschließen werden. Auch die Gemeinde schließt ihre öffentlichen Gebäude, wie Rathaus, Feuerwehrhaus und Schule mit Mehrzweckhalle an. Außerdem wird noch das Pfarrheim, das Pfarrhaus und der Kindergarten mit der erneuerbaren Wärme beheizt.
Um das Projekt mit einem Finanzvolumen von 4 Millionen Euro zu verwalten, wurde die Genossenschaft „Nahwärme Rattenberg eG“ gegründet. Der Vorstandsvorsitzende Michael Breu und Bürgermeister Dieter Schröfl als Vorstand kümmern sich um alle Modalitäten, damit Anfang Dezember schon die ersten 30 Häuser mit der Wärme aus heimischen Hölzern beheizt werden können.
Im Heizhaus befinden sich als Heizquelle zwei Hackschnitzelkessel mit je 400kW und ein großer zentraler Pufferspeicher. Eine über 6km lange Trassenleitung mit hochgedämmtem Wärmerohr FibreFLEXPlus bringt die Wärme in die einzelnen Anschlusshäuser. Damit auch Spitzenzeiten, wie morgens, wenn alle Warmwasser abrufen, sicher überbrückt werden können, bekommt jedes Haus einen eigenen bedarfsgerechten Pufferspeicher.
Die Wertschöpfung bleibt vor Ort: alle Handwerker und Hackschnitzellieferanten kommen aus der direkten Umgebung. Bei der Planung, den Förderanträgen und der Lieferung der Komponenten unterstützt die ENERPIPE GmbH. „Ich habe schon häufig mit Robert Harrer vom ENERIPE-Team Wärmenetze umgesetzt, deshalb greife ich gerne auf diese bewährte Zusammenarbeit zurück,“ erzählt Michael Breu.
In Rattenberg beginnt nun die Energiewende: Die Anschlussnehmer sind unabhängig von schwankenden Öl- und Gaspreisen und haben eine Sicherheit in der Energieversorgung. Durch die Einsparung von 344.000 Liter Heizöl jährlich werden die CO2-Emissionen um fast 1 Million Kilogramm reduziert. Das ist eine unglaubliche Zahl für die kleine Gemeinde im Bayerischen Wald und beispielgebend für andere Kommunen.