Ein großes Potenzial für Bürokratieabbau und Kosteneinsparungen in der öffentlichen Verwaltung liegt in der Reorganisation existierender Abläufe und deren Unterstützung durch moderne Informations- und Kommunikationstechnologien – kurz Electronic Government.
Allerdings wird dieses Potenzial vor allem in Kommunalverwaltungen bisher nur in sehr geringem Maße ausgeschöpft, da die Verantwortlichen häufig vor den notwendigen Investitionen zurückschrecken. Dies liegt daran, dass sich der Nutzen von Informationstechnologie bisher nicht hinreichend nachweisen lässt. Daher lassen sich sinnvolle Investitionen in größerem Umfang gerade vor dem Hintergrund umstrittener Großprojekte wie der ALGII-Software oder des Internetauftritts der Bundesagentur für Arbeit vor der Öffentlichkeit und der Politik nur noch schwer rechtfertigen.
Insgesamt wird ein effektiver, zweckmäßiger und vor allem wirtschaftlicher IT-Einsatz durch fehlende Investitionen verhindert, und der Löwenanteil des exisitierenden Rationalisierungspotenzials bleibt ungenutzt. Im Forschungsprojekt PICTURE wird ein Werkzeug entwickelt, das öffentliche Verwaltungen in die Lage versetzt, den potenziellen Nutzen von Informationstechnologie im Vorfeld einer Investitionsentscheidung zu berechnen und so erfolgreiche Entscheidungen zu treffen.
Um das zu erreichen, wird eine einfache Möglichkeit geschaffen, alle Geschäftsprozesse einer Verwaltung (>1000) zu erfassen und mit bestimmten Technologien in eine Wirkungsbeziehung zu setzen. Auf Basis dieser Beziehung können qualitative, quantitative und monetäre Effekte gemessen und von den Entscheidungsträgern ausgewertet werden. Dadurch können im Rahmen von Electronic Government die immer knapper werdenen Steuergelder gezielt dort eingesetzt werden, wo sie – nachweisbar – den höchsten Nutzen stiften.
Das PICTURE-Konsortium umfasst zwölf Partner aus sechs europäischen Ländern. Darunter sind neben dem European Research Center for Information Systems der Universität Münster und dem Konsortialführer SAP weitere Forschungseinrichtungen wie z. B. die Universität St. Gallen, Industriepartner wie FileNet sowie Kommunalverwaltungen aus Polen, der Schweiz, Griechenland, Italien und Deutschland vertreten.