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Ein Jahr DigiTier - Impressionen, Erkenntnisse und Visionen

Die digitale Zukunft der Nutztierhaltung

(PresseBox) (Ellwangen, )
Die Vernetzungs- und Transfermaßnahme DigiTier begleitet seit Februar 2021 13 anwendungsorientierte Forschungs- und Entwicklungsprojekte, die über die Bekanntmachung zur Förderung von Innovationen zur Digitalisierung in der Nutztierhaltung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert werden, um die digitale Transformation in der Nutztierhaltung voranzutreiben. In den Projekten werden innovative Ansätze verfolgt, die zukünftig nicht nur das Tierwohl objektiv erfassen und somit zur Tiergesundheit beitragen, sondern auch die Arbeitsbelastung von Landwirt*innen verringern und die Rückverfolgbarkeit entlang der tierischen Wertschöpfungskette optimieren sollen.

Seit der Auftaktveranstaltung im September 2021 in Berlin, bei der die Zuwendungsempfänger und viele wichtige Akteure aus Industrie, Politik und Wissenschaft zum Kick-Off zusammenkamen, hat sich einiges getan:

Im Rahmen des 1. Themenworkshops (online) am 20.01.22 tauschten sich die Teilnehmer*innen über ethische Kriterien im Umgang mit Tieren sowie über die Einstellung der Gesellschaft zur Digitalisierung in der Nutztierhaltung aus und diskutierten lebhaft über aktuelle praktische, politische und wirtschaftliche Herausforderungen der digitalen Transformation in der Landwirtschaft. Beim 1. und 2. Clusterworkshop in Oldenburg (28-29.03.22) verdeutlichten Kleingruppendiskussionen zu den Themen Potentiale der Bilderfassung und KI zur Klassifizierung von Nutztierhaltungsdaten die Notwendigkeit von sektorübergreifenden Vernetzungsmaßnahmen, um unterschiedlichen Sichtweisen der Praktiker*innen und Wissenschaftler*innen aufzuzeigen und zu thematisieren.  

Während der Workshops kristallisierten sich außerdem erste Handlungsbedarfe für die Wirtschaft, den öffentlichen Sektor und die Politik als auch Forschungsbedarfe bezüglich der Digitalisierung in der Nutztierhaltung heraus: 
  • Speziell bei der Entwicklung von KI-Modellen bedarf es eines anonymisierten Datenaustauschs zwischen Einrichtungen, obgleich Datentransfer, -speicherung, und -hosting weitere Herausforderungen darstellen
  • Ein Austausch zwischen Entwicklern, Forschenden und Endanwendern ist unverzichtbar, um die täglichen Routinen im Betrieb im Prozess der Innovationsentwicklung zu berücksichtigen
  • Eine Ungleichverteilung der Digitalisierung auf landwirtschaftlichen Betrieben (Familien- vs. Großbetriebe) / Sektoren (Ackerbau vs. Veredlung) / Ausrichtungen (ökologisch vs. Konventionell) ist unbedingt zu vermeiden, die Sicherstellung des Zugangs zu neuen Technologien durch überbetriebliche Gemeinschaften könnte einen möglichen Lösungsansatz darstellen
Da Betriebsbesichtigungen zum praktischen Erfahrungsaustausch im Rahmen von DigiTier natürlich nicht fehlen dürfen, besuchten die Projektpartner am 28. März den Mastschweinestall der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Bad-Zwischenahn-Wehnen, welcher außerdem Versuchsstandort des Digitalen Experimentierfelds "DigiSchwein" ist. Als Koordinator von "DigiSchwein" erklärte Herr Dr. Lieboldt den Gästen die in den einzelnen Abteilen angebrachte Sensor- und Kameratechnik zur Datenerfassung und zum Tierwohlmonitoring (Abb.1).

Während des 2. Themenworkshops „Digitalisierung in der Milchviehhaltung“ in Kooperation mit dem Digitalen Experimentierfeld „DigiMilch“ am Milchgewinnungszentrum der Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf (Abbildung 2) am 30. Mai, hatten die Teilnehmer*innen die Gelegenheit, unterschiedliche Sensoren zur Tierwohlüberwachung in der Praxis zu begutachten und sich über Vor- und Nachteile der verwendeten Technik zu informieren. In Gruppendiskussionen wurde über die Bedienungsfreundlichkeit und Akzeptanz von digitalen Assistenzsystemen in der Praxis diskutiert. Für viele Landwirt*innen sei immer noch die Mund-zu-Mund-Propaganda das ausschlagende Argument, welches sie schlussendlich zur Auswahl und zum Kauf eines bestimmten Systems bewegte. Im Zuge der Digitalisierung in der Landwirtschaft berichteten Vertreterinnen des Digitalen Experimentierfelds „CattleHub“, dass oft auch ein gewisses Interesse für die Möglichkeiten, die die Technik schon heute erlaubt, geweckt werden müsse. Hier seien Schulungen und Beratungen ein wichtiger Baustein.

Obgleich viele Projektverbünde aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie (z.B. Chip-Krise, Lieferengpässe, verlangsamte Genehmigungsverfahren, etc.) Verzögerungen im Projektablauf hinnehmen mussten, ist die Freude über bereits erreichte Meilensteine umso größer.

So stellte das Team von MonitorShrimp seine erste Demoversion zum automatischen Auszählen von Garnelen in Aquakultursystemen fertig. Ab sofort können Aquakulturinteressierte (Handy)Bilder aus eigenen Zuchtanlagen in der Demonstrationssoftware hochladen und die Anzahl der Tiere pro Becken digital bestimmen lassen (Abb. 4). Im Projekt TreFKla konnten Drucksensoren erfolgreich in Gummimatten integriert werden, sodass ein erster Prototyp der Sensorikmatte zur automatischen Lahmheitsdetektion bei Milchkühen für Praxistests im Kuhstall zur Verfügung steht. Das REPR0I1-Projektteam installierte ein Kamerasystem im Stall, um einen „digitalen Phänotyp“ für Milchkühe zu schaffen, wohingegen die Forschenden des IQExpert-Projekts Konzepte und Entscheidungsbäume für das Expertensystem entwickelten und einen praktikablen Ansatz zum genotypischen Screening von Krankheitserregern in Sammelmilchproben identifiziert haben. Im Schafprojekt, SmartSheepNet, wurde ein automatisches Weide-Wiegesystem (Abb.3) unter Leitung von Herrn Prof. Dr. Hartung, Institut für Landwirtschaftliche Verfahrenstechnik der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, konzipiert und im Rahmen von Praxistests evaluiert.

Obwohl es sich bei den meisten Innovationen um Prototypen und meist unvernetzte Einzellösungen handelt, streben die Projektteams übergreifende Gesamtlösungen von Precision Livestock Managementsystemen an, sodass der Arbeitszeitaufwand für die Dateneingabe, -pflege und Kontrolle zukünftig reduziert werden kann - denn kein*e Landwirt*in hat Zeit, täglich vier verschiedene Softwarelösungen und Systeme zu überprüfen. 

Einen Blick hinter die Kulissen konnte DigiTier während des Drehs zum Imagevideo im April werfen, wo das Filmteam zu Gast bei den Versuchsbetrieben Förde Garnele GmbH, Karkendamm und Hof Westphal war (Abb. 5).

Um die Ergebnisse und Inhalte der einzelnen Projekte anschaulich darzustellen, interviewt DigiTier ab Sommer 2022 im Rahmen von Podcasts die Projektteams zu Gesundheits- und Tierwohlmonitoringthemen und erörtert Probleme der Digitalen Vernetzung in der Landwirtschaft.

 

Weitere Infos zur Vernetzungs- und Transfermaßnahme finden Sie auf unserer DigiTier Website unter: www.digi-tier.de.

Für die Durchführung der Vernetzungs- und Transfermaßnahme DigiTier wurde die EurA AG durch das BMEL, vertreten durch die BLE, beauftragt.

EurA AG

Die EurA AG gehört mit über 170 Mitarbeitern/-innen am Hauptsitz Ellwangen und an 12 weiteren Standorten, darunter Hamburg, Aachen, Enge-Sande, Pfarrkirchen, Zella-Mehlis, Brüssel (Belgien) und Porto (Portugal), zu Deutschlands führenden Beratungshäusern für Forschung, Entwicklung und Markteinführung innovativer Produkte. Zu unseren Mandanten zählen branchenweit 2.600 Unternehmen sowie 1.400 Forschungseinrichtungen und -institute aus Deutschland und vielen europäischen Ländern in allen Technologie-Branchen.

Der Schwerpunkt unserer Arbeit betrifft Technologietransfer, Finanzierung, Realisierung und internationale Vermarktung innovativer Produkte und Dienstleistungen, vorwiegend durch Einsatz regionaler, staatlicher und europäischer Fördermittel. Die Kunden aus dem Mittelstand und den Forschungsinstituten profitieren von EurA bei der Konzeption und Begleitung von F&E-Projekten und Kooperationen mit Entwicklungs- und Vermarktungspartnern. Zusätzlich moderiert EurA mehr als 90 bundesweite oder internationale Innovationsnetzwerke, in denen unternehmerische Einzelentwicklungen und Verbünde zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sowie die dazugehörigen Finanzierungsvorhaben initiiert und realisiert werden.

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