Ländliche Strukturen fordern neue Formen von Mobilität. Der in den meisten Fällen schlecht ausgebaute öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) trägt nicht nur zu einer hohen Dichte an privaten PKW bei, sondern gefährdet auch die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer – 60 Prozent aller tödlichen Autounfälle ereignen sich laut ADAC auf Landstraßen. Auch der demographische Wandel fordert zuverlässige Konzepte für Mobilität im Alter. „Wir setzen auf den öffentlichen Verkehr der Zukunft“, betonte Staatssekretär Nägele bei der Auftaktveranstaltung des Netzwerks am Montag. Der ländliche Raum in Schleswig-Holstein sei geradezu ideal, um das autonome elektrische Fahren auf dem Lande zu erproben. „Windkraftanlagen, eine überwiegend ländliche Struktur und Tourismusregionen vor Ort haben uns davon überzeugt, das Projekt im Norden Deutschlands anzustoßen“, sagt Vorstandsmitglied Dr. Harald Eifert vom Projektinitiator EurA AG.
Das Netzwerk soll Unternehmen, Hochschulen und Kommunen zusammenbringen, um gemeinsam das autonome elektrische Fahren voranzubringen. Betreut wird das Vorhaben von der süddeutschen Beratungsgesellschaft EurA AG, die für das Projekt ein Büro auf dem GreenTec-Campus – einem Gewerbegebiet in Enge-Sande, das sich auf Unternehmen aus dem Bereich erneuerbare Energien und Elektromobilität spezialisiert – gegründet hat.
Die geplante Modellregion soll die Pilotprojekte auf der Autobahn A9 zwischen München und Ingolstadt sowie innerstädtische Konzepte in Braunschweig ergänzen. Dabei sei laut Netzwerkleiter Ralph Hirschberg der ländliche Raum besonders anspruchsvoll. „Wir haben es hier mit unterschiedlichen Straßen hinsichtlich Qualität und Geschwindigkeitsbegrenzung zu tun“, schildert Netzwerkleiter Ralph Hirschberg. Die Fahrzeugsensorik müsse erkennen, ob sich das Auto in einem Wohngebiet oder auf der Landstraße befindet und Hindernissen, wie überbreite landwirtschaftliche Fahrzeuge, müsse ausgewichen werden können. Staatssekretär Nägele ergänzt: „Die Herausforderung liegt darin, dass wir nicht die vorhandene Infrastruktur verändern können und wollen – sondern die neuen Technologien müssen passend auf bestehende Strukturen entwickelt werden.“
Laut Nägele stelle das autonome Fahren nicht nur Fragen der Haftung und der Energieversorgung in den Raum. Die gesellschaftliche Akzeptanz sei ein besonders wichtiger Faktor, der in der Modellregion zu klären sei. „Wir sprechen hier über Menschen, die heute in den Berufen arbeiten, die morgen durch das autonome Fahren abgelöst werden“, so Nägele. Deshalb sei es wichtig, in dem zunächst auf zwei Jahre angelegten Kooperationsprojekt gemeinsam Antworten zu finden.