Über 100 nationale und internationale Aussteller stellten vom 10.-12.11.2023 auf über 6.300 Quadratmetern Ausstellungsfläche die neuesten Trends und Entwicklungen für die Imkerei vor. So auch Beenovation mit Exponaten und Postern der Forschungsprojekte OCELI, Sense4Bee, Biene40 und BienenHaltenHof. Viele der über 6.000 Messegäste zeigten reges Interesse an den in den Forschungsprojekten entwickelten innovativen Produkten. Dabei stand besonders die entwickelte Sensorik im Fokus, welche dazu beiträgt, die Zusammenhänge zwischen der Gesundheit von Honigbienen und ihrer Umwelt besser zu verstehen. Imkerinnen und Imker sollen damit mehr Informationen über ihre Bienenvölker erhalten, um durch eine angepasste Betriebsweise die Bienengesundheit zu verbessern.
Innovation trifft Herausforderung – Verbesserung der Bienengesundheit durch Forschung
Im Rahmen des Beenovation-Workshops konnten die Messegäste tiefere Einblicke in einige der Forschungsprojekte erhalten und mit den Referierenden ins Gespräch kommen. Die Veranstaltung bot somit eine inspirierende Plattform, auf der Expert:innen, Forschende und Praktiker:innen die Herausforderungen der Imkerei diskutierten und sich auf lebhafte Dialoge zwischen Theorie und Praxis einließen. Die Referierenden betonten die Möglichkeiten zur Arbeitserleichterung, welche technische und digitale Ansätze im Imkereimanagement boten und ermutigten zu kritischen Diskussionen über die Integration dieser modernen Technologien. Besonders im Fokus stand die Diskussion um den Bedarf an neuer Technik zur Überwachung von Bienenvölkern und deren tatsächlicher Nutzen. Es wurde deutlich, dass trotz neuer Entwicklungen digitale Technik in der Imkerschaft im Gegensatz zu anderen Sektoren wie der Landwirtschaft wenig genutzt wird. Einige Imker:innen gaben den Projekten ehrliches Feedback zu Anforderungen an die Entwicklung neuer Tools, wobei Bedienfreundlichkeit, langlebige Funktionsfähigkeit und kosteneffiziente Lösungen als entscheidende Kriterien genannt wurden. Auch betonten die Teilnehmenden die Bedeutung von individuell skalierbaren und einstellbaren Systemen, die den unterschiedlichen Anforderungen im Imkereimanagement gerecht würden. Insbesondere die Forderung nach einer Schwarmfrüherkennung ca. 10–14 Tage im Vorfeld wurde als wesentlich erachtet, um den Betriebsablauf von Berufsimker:innen zu erleichtern. Die Entwickelnden aus den Projekten waren für jedes Feedback dankbar.
Auswirkungen von Nahrungsdiversität auf Honigbienen
Im Rahmen seines Vortrags informierte Dr. Dimitry Wintermantel von der Universität Freiburg über die bedeutsamen Zusammenhänge zwischen geringer Nahrungsdiversität durch defizitäre Blühangebote und deren Auswirkungen auf die Vitalität von Honigbienen, Erdhummeln und Mauerbienen. Er beleuchtete verschiedene Facetten der Nahrungsknappheit, darunter den temporären Mangel an Nahrungsressourcen, unausgewogene Ernährung einhergehend mit einer geringen Versorgung mit Proteinen durch eingeschränkte Pollenverfügbarkeit. Seine Ergebnisse aus dem Poshbee Projekt deuten darauf hin, dass Honigbienen eine Exposition mit Pestiziden besser vertragen, wenn Sie ein vielfältiges Nahrungsangebot vorfinden. Gleichzeitig betonte er, dass ein Mangel an Pollen den Abbau von Pestiziden im Körper der Bienen verlangsamen könne. Dr. Wintermantel unterstrich, dass eine vielfältige Flora dazu beitragen könne, die Bedürfnisse verschiedener Pollenspezialisten zu erfüllen, während generalistische Bienenarten ebenfalls von einer ausgewogenen Nährstoffversorgung profitierten.
Wirtschaftlicher Druck auf gewerbliche Imkerei in Deutschland
Beherrschendes Thema der eurobee waren die stark rückläufigen Umsatzerlöse gewerblicher Imker:innen durch die Steigerung der Produktionskosten bei gleichzeitig sinkenden Honigpreisen durch den Import von billigem Honig und Honigfälschungen. So warnt der Deutsche Berufsimkerbund (DBIB) eindringlich vor einem zunehmenden wirtschaftlichen Druck auf die gewerbliche Imkerei in Deutschland, welche Umsatzeinbußen von 20-40% nicht mehr lange durch Rücklagen kompensieren könne. Die Bienenhaltung sei in der Bundesrepublik mittlerweile "so unwirtschaftlich geworden, dass ein berufliches Auskommen kaum noch erwirtschaftet werden könne, schon gar nicht über den Honigpreis", so die besorgte Feststellung des Verbandes. Der DBIB betonte, dass ein potenzielles "Imkersterben" nicht nur auf die Imker:innen selbst, sondern auch dramatische Auswirkungen für Teile der Landwirtschaft haben könne, wenn es nicht mehr genügend Bestäuberinsekten in der Agrarlandschaft gebe. Die Imker:innen appellieren daher an die politischen Entscheidungsträger, dringende Maßnahmen zu ergreifen, um die Zukunft der gewerblichen Imkerei und qualitativ hochwertigen Honig aus Deutschland zu sichern. Die Thematik wird als essenziell für die Landwirtschaft und den Erhalt der heimischen Bienenvölker betrachtet.