„Storage ist bei diesen Einzeldatenmengen daher nicht das größte Problem“, berichtet Dr. Hans-Werner Heyng, Chef des Rechenzentrums der Euro-Log AG. „Wir brauchen vielmehr hochperformante und leistungsfähige Zugriffssysteme.“ 150.000 Sendungen mit rund vier Statusmeldungen pro Sendung summieren sich auf 750.000 Zugriffe pro Datenbank auf Sendungsebene. Weil jede Sendungsinformation auf mehrere Datenbanken verteilt ist, ergeben sich daraus datenbankintern rund zehn Millionen Lese- und Schreibvorgänge pro Tag – oder mehr als 100 pro Sekunde. Hinzu kommen die von den Primärdatenbanken losgelösten Aktivitäten der Sendungsauskunftsdatenbanken und Backup-Prozesse. „Unsere Datenbanken sind richtig heiß“, sagt Dr. Heyng. „Wir überwachen permanent mehr als 270 Prozesse, in denen wir Daten übernehmen, bearbeiten und weitergeben.“
Die verwendeten Datenbanken stammen zu einem Großteil von Microsoft. Dr. Heyng: „Der SQL-Server ist bis zu einer Datenbankgröße von 100 Gigabyte unsere Wahllösung.“ Dafür führt der RZ-Leiter drei Gründe ins Feld. Zum ersten ist die Datenbank hoch performant. Zum zweiten ermöglicht der Microsoft SQL-Server das unproblematische Führen einer zeitnah synchronisierten Spiegeldatenbank, die als Redundanz zur primären Datenbank dient und eine Lastverteilung von Lesezugriffen ermöglicht. „Andere Datenbanken sind schwieriger zu spiegeln“, so Dr. Heyng. Das dritte Argument für Microsoft ist strategischer Natur. „Unsere Engineering-Abteilung hat dank der `Dot.Net-Technologie` von Microsoft die Applikationsentwicklung stark beschleunigt. Es bringt Vorteile, wenn auch Datenbanksysteme von Microsoft eingesetzt werden.“ Dennoch will Dr. Heyng nicht in den Ruf kommen, mit Microsoft „verheiratet“ zu sein: „Bei über 100 Gigabyte in der Datenbank ist eine Oracle die Optimallösung.“
Anders, als vielleicht vermutet, dienen die Sendungsdaten im Rechenzentrum der Euro-Log nicht vorrangig, um Sendungsauskünfte zu erteilen. Vielmehr steuert die Logistik mit den Daten die logistischen Netze. Dr. Heyng nennt Beispiele: „Ein Münchner Spediteur hat einen Fernverkehrs-LKW voll verschiedener Sendungen für Hamburg, die er dort natürlich nicht wirtschaftlich mit dem 40-Tonner zustellen kann. Also braucht der Münchner in Hamburg einen Partner, bei dem die Sendungen vom Fernverkehrs-LKW auf kleinere Zustellfahrzeuge umgeschlagen werden.“ Der Hamburger Spediteur braucht vorab eine Ladeliste des Münchner Kollegen, denn nur so kann er seine Zustelltouren rechtzeitig disponieren. Dr. Heyng: „Das Beispiel vom Hamburger und Münchner Spediteur ist extrem vereinfacht. In der Praxis haben viele Spediteure mindestens 50 feste Partner, mit denen sie Sendungen austauschen und von denen sie vorab Sendungsinformationen benötigen.“ Erschwert wird dies dadurch, dass Speditionssysteme weitgehend inkompatibel sind und keine Standardanbindung an Inhouse-Systeme des Verladers – wie zum Beispiel SAP -ermöglichen. Die Euro-Log mit dem von SAP zertifizierten EDI-Clearing-Service hat sich daher als zentrale Datendrehscheibe etabliert, in der Sendungsinformationen den Speditionspartnern oder den Kunden in der jeweils gewünschten Form übermittelt werden.