Eine KEP-Studie von Paketchef.de, einem Spinoff der Deutschen Telekom, prognostiziert für 2021 ein Sendungsvolumen von über vier Milliarden Sendungen – allein in Deutschland. Und trotz der inzwischen zahlreichen Lieferoptionen, wie Zustellung im Kofferraum, Paketboxen an der Haustür, Paketshops, Packstationen oder ähnlichem, lässt sich der Großteil der Kunden seine Pakete nach wie vor am liebsten direkt an die Privatadresse liefern. Dort sind sie allerdings immer seltener anzutreffen. Zum Ärger aller Beteiligten muss das Paket dann entweder wieder mitgenommen oder an einem alternativen Ort zugestellt werden. Selbst wenn das nicht zwingend ein großer Nachteil sein muss, läuft die Zustellung dennoch nicht optimal.
Die oft zitierte Forderung nach bedarfsgerechten „Letzte-Meile-Konzepten“ ist noch lange nicht gelöst. „Es bedarf ganzheitlicher Lieferlösungen und technischer Innovationen für die letzte Meile, um insbesondere die veraltete und ineffiziente städtische Logistik fit für die Zukunft zu machen. Hier erleben wir ein weiteres Dilemma: Konsumenten sehen Drohnen, Zustellroboter und Kofferraumbelieferung mehrheitlich kritisch“, sagt Dr. Petra Seebauer, Geschäftsführerin des LogiMAT-Veranstalters EUROEXPO Messe- und Kongress-GmbH, München.
Außerdem verärgern die vielen unnütz gefahrenen Kilometer nicht nur die Konsumenten und belasten die Umwelt, sie rücken die Zustelloptionen der Händler auch in ein fades Licht und belasten die Margen der KEP-Dienstleister. Wie lässt sich demnach die sichere Versorgung von Haushalten, Handels- und Produktionsstandorten bei gleichzeitiger Sicherstellung der individuellen Mobilität gewährleisten? Florian Seikel, Hauptgeschäftsführer des Händlerbundes e.V. (Halle 6, Stand F76), fordert beispielsweise, dass Handel und Logistik künftig noch enger zusammenarbeiten müssen, um neue Wege aus dem „Dilemma der letzten Meile“ zu finden: „Die Logistik ist mit dem Onlinehandel so stark verzahnt wie kaum ein anderer Bereich. Unser direkter Kooperationsverband ist der Bundesverband der Kurier-Express-Post-Dienste e.V. (BdKEP).“ Ziel ist es, die bestehenden rechtlichen Rahmenbedingungen so weiter zu entwickeln, dass sie mittelstandsfreundliche offene Lieferlösungen ermöglichen, den grenzüberschreitenden Onlinehandel erleichtern und somit weiteres Wachstum fördern.
Und Andreas Schumann, Vorsitzender des Bundesverbandes der Kurier-Express-Post-Dienste e.V. (BdKEP) kann dies nur bestätigen: „Neue zukunftsfähige Strategien wie dezentrale mittelständische Zustellnetzwerke, gemeinsam genutzte Plattformen, Nutzung offener Standards, Konsolidierung von Mengen und Vernetzung mit Dritten bringen Lösungen für die Zukunft. Die schrittweise Optimierung der letzten Meile traditionell arbeitender Paketdienste wird nicht ausreichen, den Anforderungen des Onlinehandels gerecht zu werden. Die TradeWorld bietet die Plattform, diese Entwicklungen und Konzepte zu diskutieren und die Stakeholder zusammen zu führen."
Konzepte auf dem Prüfstand
Umweltanforderungen, wirtschaftliche Herausforderungen und eine immer anspruchsvollere Erwartungshaltung der Empfänger – das sind die Hürden auf der letzten Meile. Doch wie könnten praxistaugliche neue Konzepte aussehen?
„In Zukunft wird die Sendung den Empfänger finden und nicht der Empfänger seine Sendung suchen. Das bedeutet, die Zustellsysteme werden sich von den heute bekannten Abläufen gravierend unterscheiden“, ist sich Seikel sicher. Die Herausforderung besteht darin, in fünf bis zehn Jahren die doppelte Sendungsmenge kundenfreundlicher und nachhaltiger als heute zuzustellen. Da heute jeder KEP-Dienst für sich zustellt, werden zukünftig Sendungsmengen konsolidiert. Das steigert die Produktivität, reduziert Verkehre und entlastet so die Umwelt. Durch die gestiegene Produktivität können Zusteller ohne Mehrkosten für die Versender oder Empfänger fair vergütet werden. „Diese Prozesslandschaften werden auch durch neue Technologien ermöglicht. Das zeigt sich beispielsweise in nutzerneutralen Paketboxen und Service-Points genauso wie in Big Data-Anwendungen zur Optimierung der ersten und letzten Meile. Drohnen und Zustellroboter werden für Sonderfälle eingesetzt“, so Seikel.
Aussteller präsentieren Lösungen
Auf der TradeWorld, der Kompetenz-Plattform für E-Commerce, können handelstreibende Unternehmensvertreter und Logistiker live erleben, wie diese engere Zusammenarbeit für eine zukunftstaugliche letzte Meile aussehen kann. So präsentiert beispielsweise die LGI Logistics Group International GmbH mit ihrem Start-up pakadoo eine Lösung für die letzte Meile, bei der die Pakete in die Arbeitsstelle des Mitarbeiters zugestellt werden (Halle 6, Stand G60). Die sichere Auslieferung des Pakets erfolgt über einen Code, den der Onlineshopper per Mail erhält. Arbeitgeber schaffen mit pakadoo einen Social Benefit für ihre Mitarbeiter. Auch die Nachhaltigkeitsbilanz von Unternehmen wird verbessert, denn mehrfache Transportwege seitens der Carrier und Arbeitnehmer fallen weg. Zustellungen lassen sich bündeln und der Stadtverkehr in reinen Wohngebieten wird entlastet.
Die BWPOST GmbH & Co. KG sieht sich ebenfalls als Experte für die letzte Meile und wird diese Expertise auf der TradeWorld unter Beweis stellen (Halle 6, Stand D74): Neben einem so genannten Hybridpostportal können die Kunden der BWPOST auch über ein carrierunabhängiges Paketerfassungssystem ihre Pakete ja nach Wunsch und Bedürfnisse versenden.
Fachforum zeigt Lösungen zur „Last-Mile-Logistik“
„Die letzte Meile: der Transport der Zukunft – Warum Zusteller und Händler neue Logistikkonzepte brauchen“ ist auch Thema eines Fachforums auf der TradeWorld. Vera Günther, Chefredakteurin, des e-commerce Magazins, spricht mit Top-Experten wie Andreas Schumann, Vorsitzender BdKEP, Philipp Walz, Mitgründer und Head of Marketing & Sales, tiramizoo GmbH, sowie Martin Borelius, Division Manager Sales, Hermes Germany GmbH, über die Herausforderungen, der sich KEP-Dienste und Versandhändler innerhalb der Supply Chain stellen müssen (14. März, Forum T, Halle 6). Der Transport bis zur Haustür des Kunden lässt die Logistikkosten explodieren. Der boomende E-Commerce, der hohe Anteil an Einzellieferungen, wachsende Konsumentenanforderungen an bequeme Lieferungen und nicht zuletzt das steigende Verkehrsaufkommen verlangen nach neuen Lieferkonzepten. Das Forum zeigt, welche Lösungsansätze es für die „Last-Mile-Logistik“ schon gibt und wie der Transport der Zukunft aussehen könnte.
Veranstalter:
EUROEXPO Messe- und Kongress-GmbH
Joseph-Dollinger-Bogen 7; 80807 München; Tel.: +49(89)32391-245; Fax: +49(0)89 32391-246
Über die TradeWorld / LogiMAT
Die nächste LogiMAT, 16. Internationale Fachmesse für Intralogistik-Lösungen und Prozessmanagement, findet vom 13. bis 15. März 2018 auf dem Messegelände Stuttgart direkt am Flughafen statt und gilt mit mehr als 1.500 Ausstellern mittlerweile als weltweit größte Fachmesse für Intralogistik. Sie bietet einen vollständigen Marktüberblick über alles, was die Intralogistik-Branche bewegt – von der Beschaffung über die Produktion bis zur Auslieferung. Internationale Aussteller zeigen bereits zu Beginn des Jahres innovative Technologien, Produkte, Systeme und Lösungen zur Rationalisierung, Prozessoptimierung und Kostensenkung der innerbetrieblichen logistischen Prozesse.
Im Rahmen der LogiMAT zeigt die TradeWorld – Kompetenz-Plattform für Handelsprozesse – innovative E-Commerce-Konzepte für die Gestaltung, Steuerung und vernetzte Digitalisierung in den Bereichen Beschaffung, Onlineshop und Vermarktung, Payment, Software, Fulfillment, KEP-Dienste, Retoure und Aftersales. Abgerundet wird das Angebot durch das TradeWorld-Fachforum in Halle 6 mit täglich wechselnden Vortragsreihen u.a. zu Themen wie „B2B-E-Commerce – wohin geht die Reise?“, „Welche Trends bewegen die E-Commerce-Branche von morgen?“, „Die letzte Meile: der Transport der Zukunft“, „Omnichannel Retailing – Was nicht nur die Fashionbranche wissen sollte“, „Retail Logistics 4.0 – eine Bestandsaufnahme!“ oder „Plattformen in der Handelswelt“.
Der Ausstellungsbereich sowie das dazugehörige Forenprogramm der TradeWorld stellen ein strategisches Kompetenzfeld der LogiMAT dar.