Stand März 2022 gibt es 3842 Stellwerke im Netz der Deutschen Bahn, in unterschiedlicher Technologie – mechanisch, elektromechanisch, relais- oder elektronisch gesteuert. Ein Stellwerk ist die „Kommandozentrale“ für viele Weichen und Signale innerhalb eines Streckengebiets. Vom Stellwerk aus werden die Weichen gestellt und alle Züge auf ihren richtigen Weg gebracht. Im Stellwerk steuern Mitarbeiter von Eisenbahninfrastrukturunternehmen – deutschlandweit über 13.000 - den gesamten Zugverkehr einer Region.
Ein Relaisstellwerk (kurz auch RSTW) ist eine Bauform des Stellwerks zur Steuerung des Eisenbahnbetriebs, in dem die sicherungstechnischen Abhängigkeiten vollständig elektrisch durch Signalrelais hergestellt werden. Gleispläne der Bahnhöfe und der angrenzenden Streckenabschnitte sind schematisch auf sogenannten Stelltischen abgebildet. Hier werden alle Bedienhandlungen vorgenommen und Betriebszustände angezeigt. Knapp die Hälfte aller Stellwerke sind Relais-Stellwerke.
Ein Relais – kurze Auffrischung vom Physikunterricht - ist ein durch elektrischen Strom betriebener, fernbetätigter Schalter mit in der Regel zwei Schaltstellungen. Das Relais wird über einen Steuerstromkreis aktiviert und kann weitere Stromkreise schalten.
Relais arbeiten äußerst zuverlässig; was sie nicht „mögen“, ist Feinstaub. Es ist eine gut untersuchte Tatsache, dass Partikel und Rauch nicht nur die Atemwege schädigen, sondern auch Elektronik. Dass Serverräume von Feinstaub angegriffen werden, ist Allgemeinwissen. Mikroskopisch kleine Verschmutzungspartikel greifen die Elektronik der IT-Technik an, verursachen Überhitzung, Unterbrechungen, Fehler, Kurzschlüsse oder Ausfälle und reduzieren dadurch langfristig die Zuverlässigkeit, Lebenserwartung und den Werterhalt. Dass auch Relais-Stellwerke durch mikroskopisch kleine Staubpartikel empfindlich gestört werden, ist weit weniger bekannt.
Herausforderung: Wenn ein mikroskopisch kleines Staubkorn auf dem Relaiskontakt verschmort
Störungen des Stellwerk-Betriebs durch Feinstaub – vor dieser Herausforderung stand Stefan Schlottbom. Er arbeitet seit 2010 bei der DB Netz AG und ist Fachbeauftragter Leit- und Sicherungstechnik in Ausbildung RB West das Anlagen- und Instandhaltungsmanagement West – das Gebiet umfasst Nordrhein-Westfalen und Teile von Rheinland-Pfalz. In seinen Zuständigkeitsbereich gehören auch die großen Relais-Stellwerke in Düsseldorf, Essen und Köln.
Stefan Schlottbom schildert den Vorgang so, dass auch Nicht-Fachleute es verstehen: Die Relais steuern die Abläufe nach einem binären System; der Kontakt ist entweder geöffnet oder geschlossen, von Strom durchflossen oder eben nicht. Wenn feinster Staub auf dem Kontakt sitzt, schließt dieser nicht richtig, die Informationsverarbeitung funktioniert nicht. Es ist klar: So ein Vorgang verhindert die dringend benötigte sichere Information zur richtigen Zeit. Diese bedeuten: Stopp. Störung des Betriebsablaufes, um der Sicherheit willen.
Stefan Schlottbom griff zurück auf die Erfahrungen von Kollegen in den Stellwerken in Bremen. Dort stehen seit Mitte August 2019 sechs Feinstaub-Luftreiniger der Vision Air Blue Line – Produktlinie von Euromate, und die Erfahrungen sind gut.
„Die Beratung durch Herrn Göktas von Euromate war sehr gut“, sagt Stefan Schlottbom. „Er ist auf alle Fragen eingegangen, und wenn etwas nicht so klar war, konnte ich auch immer nachfragen. Er hat uns die Möglichkeit gegeben, Luftreiniger der Linie VisionAir BlueLine DustFree versuchsweise einzusetzen, wir haben Luftmessungen durchgeführt, und wir haben gesehen, dass die Staubbelastung heruntergegangen ist.“
Erstaunen nach den Messungen
Zwischen Mai und November 2022 wurden insgesamt 18 VisionAir BlueLine DustFree in Betrieb genommen – zuerst in Brake bei Bielefeld, dann in Düsseldorf und jetzt in Köln-Mülheim.
An den Standorten werden weiterhin Messungen durchgeführt. Der Feinstaubgehalt sinkt stark, so Stefan Schlottbom, auf weniger als die Hälfte der Werte vor der Inbetriebnahme der Luftreiniger.
Die größte Herausforderung, so Schlottbom, war die Suche nach einem Platz für die Luftreiniger, „denn die Gänge im Stellwerk sind sehr eng. Doch der Luftreiniger passt genau da rein.“ Manche Mitarbeiter hätten anfangs geklagt, dass sie Platz wegnehmen und im Weg stehen. Die Geräte wurden dann – dank Rollen ganz einfach – nach hinten geschoben. „Die Geräte sind ja auch nicht sehr laut im Betrieb, da ist die Klimaanlage wesentlich lauter“, so Schlottbom. „Vom Geräusch her stören die überhaupt nicht.“
Und was vor allem zählt: Es ist messbar weniger, viel weniger Feinstaub in der Luft und damit eine Störungsquelle ausgeschaltet. Messbar konkret: Auf dem Datenblatt aus Brake sieht man, wie die Linien für Partikel der Größe PM10 wie auch der Größe zwischen 0,3 und 10,0 µ ab dem Einsatz der Luftreiniger nach unten gehen – von über 40 pro cm³ auf unter 10 pro cm³.
Eindrucksvoll auch die Messung in Düsseldorf zwischen dem 14. Und 16. Dezember. Mit der Inbetriebnahme der Luftreiniger am 15. Dezember stürzt die blaue Linie (Partikel zwischen 0,3 µ und 10 µ) sehr deutlich ab – von 120 /cm³ auf weniger als 20 / cm³.
„Soweit ich weiß, wollen auch Kollegen aus anderen Stellwerken jetzt Luftreiniger anschaffen!“