„Mit der Förderung dieses Projekts unterstützen wir den Aufbau eines dauerhaften ambulanten und digital unterstützten Versorgungskonzepts für Long-COVID-Patientinnen und -Patienten“, sagt Hessens Gesundheitsminister Kai Klose: „So tragen wir zur Versorgung der Betroffenen bei und entlasten die Leistungserbringer und stationären Rehabilitationseinrichtungen.“ Prof. Dr. Susanne Hanefeld, Professorin für Versorgungsforschung und Rehabilitation an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM), erklärt: „Wir wollen in diesem Projekt ambulante und digitale Angebote im Sinne der Patienten kombinieren.“
So sollen bestehende Versorgungslücken abgebaut werden. Betroffene von Long- und Post-COVID-Symptomatik berichten immer wieder von zu späten oder Fehldiagnosen, von Problemen bei der Suche nach Therapieplätzen und gar von Fehltherapien. Lebensqualität und Leistungsfähigkeit leiden. Dies soll durch den Ansatz des Projektes vermieden werden, dessen Konsortialführer das Arzt-Netz für die Region Lahn-Dill (ANR e.V.) ist. Die wissenschaftliche Leitung liegt beim von Prof. Hanefeld geleiteten Willy Robert Pitzer-Institut für Versorgungsforschung und Rehabilitation am Fachbereich Gesundheit THM, begleitet unter anderem vom Pneumologen und Schlafmediziner Prof. Dr. med. Ulrich Koehler und dessen Team der Klinik für Innere Medizin der Philipps-Universität Marburg. Neben weiteren ärztlichen und nicht-ärztlichen Partnern ist darüber hinaus das Zentrum für Telemedizin (ZTM) in Bad Kissingen beteiligt.
„Wir möchten die Prozesse in den Hausarztpraxen optimieren“, benennt Dr. Peter Franz, Allgemeinmediziner in Ehringshausen und Vorsitzender des ANR e.V., ein Ziel. Dazu sollen in dem im September begonnen und auf drei Jahre angelegten Projekt Long-COVID-Patienten aus der Region Lahn-Dill neben der haus- und fachärztlichen Versorgung wissenschaftlich betreut und begleitet werden. Vorgesehen sind ambulante Leistungen wie Physio- und Psychotherapien, Reha-Sport und Selbsthilfegruppen in Kombination mit digitalen Angeboten über eine von ZTM bereitgestellte Telemedizin-Plattform. Denkbar sind sport- und physiotherapeutische Angebote für Zuhause, Entspannungsübungen, Video-Sprechstunden und Informationsveranstaltungen.
Die Reha-Leistungen sollen individuell auf die Patienten zugeschnitten sein. Dafür stehen medizinische wie wissenschaftliche Lotsen an ihrer Seite, die sie während des Projektzeitraums begleiten. So sollen Wartezeiten reduziert, kostenintensive Fehlbehandlungen vermieden und eine Chronifizierung der Erkrankungen verhindert werden. „Wir erhoffen uns von diesem Projekt, die diagnostischen und therapeutischen Optionen für die Patienten verbessern zu können. Zudem sollen die niedergelassenen Ärzte für dieses Krankheitsbild sensibilisiert und bei der Versorgung von Long-COVID-Patienten entlastet werden“, sagt Prof. Koehler.
Prof. Susanne Hanefeld betont den dauerhaften Nutzen des mit zwei Millionen Euro geförderten Projektes AmRe-LoCO: die Gestaltung und anschließende Überführung neuer Versorgungsformen in den Alltag Betroffener unter Einbindung digitaler Neuerungen. „Das ist Forschung ganz im Sinne der Öffentlichkeit“, kommentiert THM-Präsident Prof. Dr. Matthias Willems: Der direkte Nutzen für Menschen mit schweren gesundheitlichen Einschränkungen läge im Fokus – und die wissenschaftliche Begleitung erlaube die spätere Übertragung des Gelernten auch auf andere Krankheitsbilder.