Wissenschaftler*innen forderten vor Kurzem ein sogenanntes Nicht-Semester. Mitnichten sollen hierbei keine Veranstaltungen stattfinden. Ganz im Gegenteil. Die Devise lautet: Durch flexible Lösungen der Hochschulen soll die Studierbarkeit ermöglicht werden ohne Studierende zu benachteiligen. Der Begriff Flexi-Semester ist hier wohl treffender.
„Wir brauchen Lösungen, die den Studienbiografien gerecht werden, keine Tilgung der erbrachten Leistungen.“
Stas Roschal, Studierender der Hochschule Stralsund
Die Hochschule Stralsund begrüßt die Bemühungen der HRK, Lösungen für Studierende in allen Lebenslagen zu finden, die die Auswirkungen der Corona-Krise abfedern. Ein Nachteilsausgleich für Studierende, besonders für sozial schwächere oder durch Pflege und Erziehung gebundene Studierende, ist unbedingt notwendig. Dazu diskutieren die Hochschulleitungen mit dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern insbesondere auch zu den Chancen und Grenzen von digitaler Lehre und die Möglichkeiten von komprimierten Lehrformaten, wie Blockveranstaltungen. Um den Studierenden vor dem Hintergrund des Corona-Krise eine faire Studierbarkeit zu gewährleisten, sind in Abhängigkeit des Zeitpunkts der Aufnahme des Präsenzlehrbetriebs verschiedene Maßnahmen denkbar. Diese Maßnahmen hängen davon ab, wann die Präsenzlehre wieder aufgenommen werden kann. So könnten Präsenzveranstaltungen und Prüfungszeiträume nach hinten verschoben werden oder der nächste Semesterstart für Studierende ab dem 2. Fachsemester früher stattfinden. Ebenso ist eine punktuelle Verlagerung von Lehrveranstaltungen in das Wintersemester 20/21 denkbar.
„Die Hochschule Stralsund ist eine Präsenzhochschule. In zahlreichen Fächern mag es gelingen, durch alternative Lehr- und Prüfungsformen eine Studierbarkeit im Sommersemester 2020 auch dann zu erreichen, wenn der Präsenzlehrbetrieb nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich ist. Dies ist jedoch von Fach zu Fach unterschiedlich. Deshalb sollten wir auch eine Freiversuchsreglung bei den Prüfungen in Erwägung ziehen, um Benachteiligungen zu vermeiden.“
Prof. Dr. Engel, Prorektor für Studium und Lehre der Hochschule Stralsund
Das Studium an der Hochschule ist auf die zukünftige Berufspraxis der Studierenden ausgerichtet. Erfahrungsorientiertes Lernen in den Laboren vor Ort, mit Praktika in Unternehmen und Exkursionen sollen Studierenden für die berufliche Realität fit machen soll. Das ist aus dem Studium an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften nicht wegzustreichen. Digitale Lehre kann jedoch den fehlenden Kontakt in der Corona-Krise abfedern, indem Vorlesungen via Video übertragen werden, Seminare oder Gruppenarbeiten in digitale Räume verlagert werden und Lernmaterial als Online-Ressourcen für Selbstlerneinheiten bereitgestellt werden.
„Die Professor*innen und Mitarbeiter*innen sind sehr engagiert bei der Erprobung digitaler Lehrformen, die über die digitale Bereitstellung von Lehr- und Lernmaterialien hinausgehen. Hiervon werden wir auch in Zukunft profitieren, wenn der Präsenzlehrbetrieb wieder stattfindet.“
Prof. Dr. Engel, Prorektor für Studium und Lehre der Hochschule Stralsund
Um den möglichen Szenarien einer anhaltenden Pandemie mit entgegenkommenden und gleichzeitig realistischen Maßnahmen zu begegnen, stehen die Hochschulen des Landes Mecklenburg- Vorpommern im fast täglichen Austausch mit dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur. In gemeinsamen Telefonkonferenzen und koordinierten E-Mailverkehr halten sich die Hochschulen und das Ministerium auf dem Laufenden und besprechen die bereits umgesetzten und geplanten Maßnahmen der Krisenstäbe sowie deren Konsequenzen für Lehrenden, Studierende und Verwaltungsmitarbeiter.