OOH!: Politik und Gesellschaft beschäftigen sich zunehmend mit der Frage, ob und inwieweit der Werbung Grenzen gesetzt werden sollen. Wie ordnen Sie diese Bestrebungen ein?
MATSCHKE: Wir leben in einer in vielerlei „offenen“ Gesellschaft, mit unterschiedlichen Aushandlungsprozessen - die muss man aushalten. Einfacher wäre es natürlich - und das zeigen ja autoritär regierte Demokratien - über Gesetze Verbote zu erlassen. Aber damit ist nur die Oberfläche geregelt, die gesellschaftlichen Diskussionen gehen unterschwellig weiter. Ich denke an das Thema Selbstbestimmung von Frauen und Männern hinsichtlich sexueller Orientierung und Identität, Familienplanung, Abtreibung bis hin zu Fragen einer gesunden Ernährung und Lebensweise.
OOH!: Welchen Beitrag leistet Werbung für eine funktionierende, offene Gesellschaft – über die rein wirtschaftlichen Aspekte hinaus?
MATSCHKE: Indem sie sich auf ihre Ausgangsposition besinnt, Werbung als Dienstleistung zur verlässlichen Information und freien Entscheidung der Kund*innen und Adressat*innen versteht. Dabei kann es sich um eine erweiterte Definition von Produkten handeln, beispielsweise um Unterstützung gesellschaftspolitischer Kampagnen – immer vor dem Hintergrund einer demokratisch bestimmten Gesellschaft. Werbung steht dabei mitten in der Auseinandersetzung um teilweise durchaus widersprüchliche gesellschaftliche Postulate wie Nachhaltigkeit-Ökobilanz-Tierwohl-Wohlstand usw.
Über das Selbstverständnis von Werbung und Medien in der gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Diskussionskultur - zum vollständigen Interview in der aktuellen Ausgabe des OOH! Magazins geht es hier: https://www.ooh-magazin.de/...