Der stellvertretende Präsident des Fachverbands Elektro- und Informationstechnik Baden-Württemberg, Wolfgang Schmitt, bewertet es zunächst positiv, dass die Hängepartie rund ums Thema Förderung von Elektrofahrzeugen jetzt ein Ende gefunden hat. Nichtsdestotrotz wirft das Programm einige Fragen auf.
Bei der Fahrzeugförderung sind reine Elektroautos und Brennstoffzellen-Fahrzeuge gleichgestellt. Es gibt aber im Moment faktisch keine Brennstoffzellen-Fahrzeuge. Warum dann diese Maßnahme angesichts der begrenzten Laufzeit des Förderprogramms? Außerdem ist es nicht plausibel, dass Hybrid-Fahrzeuge 75 Prozent der Förderung eines reinen Stromers erhalten. Diese Fahrzeuge fahren gewiss nicht zu 75 Prozent rein elektrisch. Zudem gibt es nur Fördermittel für Fahrzeugmodelle, deren Hersteller die Hälfte der Fördersumme übernehmen. Das alles macht das Förderprogramm für Endkunden sehr unübersichtlich. Und es erscheint auf den ersten Blick eher als verdeckte Subvention für deutsche Autohersteller, denn als ein Programm, das der Elektromobilität mehr Schub verleihen kann.
Fehlende Ladeinfrastruktur als Hemmnis beseitigen
Schmitt begrüßt es ausdrücklich, dass durch das Bundeskabinett auch Mittel zur Verbesserung der Ladeinfrastruktur zur Verfügung gestellt werden. „E-Mobilität kann nur dann erfolgreich sein, wenn sie mit der nötigen Infrastruktur einhergeht“. Möglichst schnell muss ein engmaschiges öffentliches Ladenetz entstehen, um Interessenten die „Reichweitenangst“ zu nehmen und all denjenigen Zugang zur E-Mobilität zu eröffnen, die über keine private Lademöglichkeit verfügen. Da der überwiegende Anteil der Ladevorgänge aber zu Hause stattfinden wird, muss die private Ladeinfrastruktur eine noch stärkere Förderung erfahren, beispielsweise über Förderbausteine in KfW-Programmen. „Die vom Bundeskabinett hierfür veranschlagten Mittel (100 Mio. Euro) reichen bestenfalls für 100.000 private Ladepunkte, wahrscheinlich weit weniger, denn die Anpassung der Elektroinstallation kann je nach Gebäude recht aufwendig sein. Insbesondere dann, wenn der Hausanschluss verstärkt werden muss“, so eine Einschätzung von Schmitt, der im Fachverbandsvorstand das zuständige Ressort Elektrotechnik leitet.
Informationen nicht nur über E-Fahrzeuge sondern vor allem auch zu gesicherter Ladeinfrastruktur sind deshalb wichtiger denn je. „Aus einer aktuellen Studie des ZVEI wissen wir, dass ein Großteil der Gebäude noch mit einer veralteten Elektroinstallation ausgerüstet ist und nun nachträglich mit Ladeinfrastruktur ausgerüstet werden soll. Der Anspruch der Kunden steigt – jeder möchte idealerweise eine Schnellladung mit 11 kW oder sogar 22 kW nutzen können. Doch die Gebäudeinstallation ist in den meisten Fällen dafür noch nicht ausgerüstet und muss angepasst werden.“
Käufer von E-Fahrzeugen müssen sich also relativ schnell und vorab Gedanken über die notwendige Ladeinfrastruktur machen. Der Fachverband empfiehlt deshalb Kaufwilligen, sich durch einen „E-Mobilitäts-Fachbetrieb“ über die Integration der E-Fahrzeug-Ladeinfrastruktur beraten zu lassen. Speziell geschulte Mitarbeiter aus einem Elektroinnungsfachbetrieb geben Auskunft über die Nutzungsmöglichkeiten von sogenannten Wallboxen oder Ladesäulen und die hierfür notwendigen Investitionskosten. „Gerade jetzt, wo viele Gebäude saniert werden, lohnt es sich, auch bei der Elektroinstallation in die Zukunft zu denken und die Basis für die zukünftige Nutzung von E-Fahrzeugen zu schaffen“, empfiehlt Schmitt.
Das E-Handwerk hat seine Hausaufgaben gemacht und steht bereit, die für die E-Mobilität notwendige Ladeinfrastruktur zu installieren, damit die Ziele der Bundesregierung auch erreicht werden können. Über die Fachbetriebssuche auf der Internetseite www.elektrofachbetriebe.org können E-Mobilitäts-Fachbetriebe recherchiert werden.