Der Energiedialog bot den Teilnehmern die Möglichkeit, sich mit den relevanten Akteuren der Energiewende, regionalen Netzbetreibern/Energieversorgern und politischen Entscheidungsträgern über mögliche Herausforderungen und insbesondere über regionale Lösungsansätze sowie Möglichkeiten, um die Zusammenarbeit zu verbessern und bestehende Kooperationen zu vertiefen. Insofern war dies auch eine logische Fortsetzung des Dialogauftaktes aus dem Herbst 2022.
Im persönlichen Austausch wurden seitens des Handwerks Forderungen an die Politik formuliert. So sollten dringend verlässliche Rahmenbedingungen geschaffen werden und die dazu passenden Förderprogramme für Kunden dauerhafter zu verankern und damit kalkulierbarer zu machen, was für Investitionsentscheidungen enorm wichtig ist. Ein wesentlicher Kritikpunkt des Handwerks betrifft ferner die belastende Bürokratie, mit der die Betriebe täglich konfrontiert sind. Als Beispiel wird die doppelte Eingabe von Daten bei der Anmeldung von Erzeugungsanlagen beim Netzbetreiber und bei der Bundesnetzagentur genannt. Eine Vereinfachung dieser Prozesse wird dringend gefordert, um bürokratische Hürden zu reduzieren und effizientere Arbeitsabläufe zu ermöglichen. Denn die Zahl der Anmeldeprozesse habe sich innerhalb weniger Jahre verachtfacht, wie die Netze BW mitteilte.
Des Weiteren wurde die uneinheitliche Handhabung der Anmeldeprozesse der verschiedenen Netzbetreiber durch das Handwerk thematisiert. Unterschiedliche Vorgaben und Verfahrensweisen erzeugen erheblichen Zusatzaufwand für die Betriebe. Eine Standardisierung dieser Prozesse würde erheblich zur Effizienzsteigerung beitragen und Raum für weitere Installationskapazitäten schaffen, die dringend benötigt werden.
Hinzu kamen Diskussionen über die konkrete Umsetzung der Photovoltaik-Pflicht, also den Anschluss von Erzeugungsanlagen, die Errichtung von Ladeinfrastruktur für die E-Mobilität, die Dekarbonisierung der Warmwasser- und Wärmebereitung, sowie die hieraus resultierenden Anforderungen an Stromnetze. Die Vorgaben aus dem Energiewirtschaftsrecht wurden ebenso thematisiert.
In seinem Impulsvortrag betonte Andreas Bek die Bedeutung der Zusammenarbeit aller Beteiligten und ermutigte sie dazu, konstruktive Lösungsansätze zu finden und die Wärmewende voranzutreiben. Ein besonderer Fokus lag dabei auf der frühzeitigen Identifizierung von Nah- bzw. Fernwärmenetzen, um so lokalisieren zu können, wo der Einsatz von Wärmepumpen sinnvoll ist. Dazu forderten die Handwerksunternehmen als Partner der Energiewende auch eine entsprechende Kommunikationsunterstützung seitens der Landespolitik, denn den Unternehmen aus dem Handwerk wird seitens der Kunden oftmals unterstellt, sie würden umsatzmaximierend beraten. Dabei sind die Handwerksunternehmen meist nur der Überbringer einer schlechten Botschaft. In Baden-Württemberg haben die Kommunen im Übrigen die Verpflichtung, bereits ein Jahr vor den im Bund vorgesehenen Fristen, ihre kommunale Wärmeplanung vorzulegen.
Die Veranstaltung fand am gleichen Ort statt wie der Energiedialog 2022. Rückblickend auf diesen betonte Thomas Bürkle erneut die zunehmende Wichtigkeit einer Zusammenarbeit der Gewerke, insbesondere im Dreiecksverhältnis Kunde, Handwerksunternehmen und Netzbetreiber, aber auch der Politik, die den juristischen Rahmen setzt. Eine frühzeitige Kontaktaufnahme bzw. ein intensiver fachlicher Austausch seien notwendig, um für Kunden die richtige individuelle Lösung vor Ort zu finden, die bezahlbar bleibt. Dazu sei es aber auch
notwendig, dass die Netze zügig modernisiert und ausgebaut werden und darüber hinaus die Schnittstellen zu allen Netzbetreibern digitalisiert werden. Flankierend dazu werden berechenbare Förderprogramme benötigt, die nicht nur 24 Stunden online verfügbar seien wie zuletzt das KFW-Programm 442.
Der Energiedialog war aus Sicht aller Teilnehmer ein guter Erfolg und diente als wichtige Plattform für eine vertiefende Sensibilisierung aller Anwesenden für die Belange der jeweils anderen Partner sowie für den Austausch bzw. die Weiterentwicklung von Lösungsansätzen im Bereich der lokalen Umsetzung der Energiewende. Er soll in jedem Falle eine Fortsetzung finden. Andreas Schwarz sprach dazu eine Einladung in den Landtag von Baden-Württemberg im kommenden Jahr aus.