Epidemic Risk Solutions verfügt über ein globales Mandat, arbeitet eng mit der World Bank und anderen internationalen Institutionen zusammen, um Risikotransferlösungen für Pandemien und Epidemien anzubieten, so Andreas Schmidt, Vorstand der Bayerischen Börse und Sprecher der fpmi, bei der Einführung. Und er weist darauf hin, dass Gunther Kraut bereits 2019 vor der erhöhten Gefahr einer schweren Pandemie gewarnt hatte.
Die Erkenntnis ist nicht neu: Epidemien und Pandemien, die von der WHO als „Public Health Emergencies of International Concern (PHEIC)“ eingeschätzt werden, verbreiten sich seit 2007 immer heftiger und immer schneller. Jedes Jahr werden insgesamt um die 200 epidemische Ausbrüche und fünf neu auftretende Infektionskrankheiten gemeldet! Als wesentliche Ursachen nennt Kraut Umweltveränderungen, nicht zuletzt die aus dem Gleichgewicht geratenen Tierpopulationen. Die Verbreitung wird durch die Urbanisierung und die globale Mobilität noch beschleunigt. Insofern stellt Kraut fest, dass COVID-19 kein „Schwarzer Schwan“-Event ist, sondern ein sogenanntes „graues Nashorn“ – riesig, aber bis zu seinem Ausbruch mehr oder weniger ignoriert. Wie groß das Risiko generell ist, das drücken andere Zahlen aus: Derzeit kommen geschätzt etwa 1,7 Mio. unentdeckte Viren in Säugetier- und Vogelwirten vor, von denen etwa ein Drittel die Fähigkeit besitzen sollen, auf den Menschen übertragen zu werden, aber nur 263 Virenspezies sind wirklich klassifiziert!
Kraut berichtet, dass Risikomodellierungsagenturen auch deshalb die Wahrscheinlichkeit für eine ähnlich folgenschwere Pandemie wie COVID-19 in den nächsten zehn Jahren als 22 bis 28 Prozent berechnen – in 25 Jahren sogar 47 bis 57 Prozent!
Trotzdem sieht er die Chance, sich gegen das Pandemie-Risiko zu wappnen, und zwar indem es auf mehrere Schultern verteilt wird. Die Versicherungsbranche allein ist damit überfordert. Der Schulterschluss mit Staaten im Rahmen von Public-Private Partnership-Projekten ist ein Lösungsansatz. Ein zweiter ist die Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen, insbesondere der WHO, und letztlich kann auch auf den Kapitalmarkt mit Spezialprodukten zurückgegriffen werden. Nur eine derartige und angemessene Risikoteilung, eine Risikotransferierung, macht Pandemie-Risiken versicherbar. Denn durch die Kombination verschiedener Finanzinstrumente werden die Versicherungspolicen für Unternehmen bezahlbar, Staaten müssen das Risiko nicht subventionieren und Kapitalmarktteilnehmer können mit Spezialprodukten risikoadäquate Zinserträge erzielen. Alle Beteiligten können sich dabei auf der „Epidemic Risk Markets“-Plattform von Munich Re treffen.
Mit den Erfahrungen von COVID-19 sieht Kraut weltweit steigende Nachfrage nach maßgeschneiderten Versicherungsprodukten. „Das menschliche Bedürfnis, Negatives zu verdrängen, stellt sich aktuell vermehrt der Realität. Das ist mit Blick auf mathematische Modelle, mit denen weitere Pandemien als wahrscheinlich berechnet sind, sehr zu begrüßen.“