Der klassische Zielkonflikt in der Lieferkette der Konsumgüterindustrie entsteht auf Grund unterschiedlicher Zielsysteme zwischen den unterschiedlichen Partnern und Bereichen Einkauf, Produktion, Logistik und Vertrieb.
Während beispielsweise marktorientierte Bereiche wie der Einzel- und Großhandel oder der Vertrieb Flexibilität und Verfügbarkeit maximieren, streben produktionsorientierte Einheiten wie Zulieferer, Einkauf oder Produktion nach minimalen Kosten.
Die Folge sind Lieferengpässe und letztendlich Fehlmengen im Handel. Dies führt oft zu direkten Umsatzverlusten, da die Kunden den Kauf in der Regel nicht verschieben, sondern zu einem Konkurrenzprodukt greifen. Für kleine und mittlere Unternehmen können diese Umsatzverluste existenzbedrohend werden. Gemäß aktuellen Studien entsteht so beispielsweise durchschnittlich ein Umsatzverlust von 3,7 % in Europa.
Die Optimierung der Verfügbarkeit und das Reduzieren der Bestände stellt daher eines der wichtigsten Zukunftsthemen dar.
Diesen Herausforderungen stellt sich das Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) an der RWTH Aachen in seinem Forschungsprojekt „HybridChain“. Ausgehend von dem Kerngedanken, dass bei unterschiedlichen Kundenanforderungen und wechselndem Kundenverhalten die Anwendung einer einzelnen Supply-Chain-Stratregie nicht zum Erfolg führen kann, soll die Lieferkette der Konsumgüterindustrie als hybrides System betrachtet und gestaltet werden. Darunter versteht man die Kombination alternativer Teilsysteme, die gemeinsam ein besseres Ergebnis erreichen können, als ein System alleine.
Ein bekanntes Beispiel ist der Hybridantrieb in der Kraftfahrzeugtechnik, der sich die positiven Eigenschaften des Verbrennungs- und des Elektromotors zu eigen macht. Durch die Übertragung dieser Eigenschaften auf die Lieferkette der Konsumgüterindustrie können der beschriebene Zielkonflikt überwunden und Engpässe in der Verfügbarkeit vermieden werden. Dazu müssen unternehmensspezifische Konzepte identifiziert und anschließend aufeinander abgestimmt werden.
Das Ziel des Forschungsprojektes „HybridChain“ ist es, Unternehmen in die Lage zu versetzen, passende Konzepte für das Management der Wertschöpfungskette (Supply Chain) und deren zielführende Kombination zu identifizieren.
Dazu werden Gestaltungsparameter wie Kundenintegration, Wertorientierung, Lieferanten, Kapazitäten oder Bestandsallokation mit der Strategie des Unternehmens abgeglichen.
So können anschließend individuelle Gestaltungsempfehlungen für eine hybride Supply Chain in der Konsumgüterindustrie abgeleitet werden.
Das Vorhaben wird durch die industrielle Gemeinschaftsforschung und -entwicklung (IGF) der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e. V. AiF gefördert.