Getragen vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) startete am 4. Februar im futuristischen Super C der RWTH Aachen das Forschungsprojekt "Smart Watts", die "intelligente Kilowattstunde", das im Rahmen des Leuchtturmprojektes "E-Energy" mit rund 10 Millionen Euro gefördert wird. "E-Energy" entwickelt und erprobt in sechs deutschen Modellregionen neue Ansätze zur Optimierung der Energieversorgung durch den Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien. Laut Dr. Michael Zinke vom BMWi wird mit einer Förderung von insgesamt 60 Millionen Euro ein Gesamtvolumen von rund 140 Millionen Euro mobilisiert. "E-Energy" bezweckt mehr Wirtschaftlichkeit, Versorgungssicherheit sowie Klima- und Umweltverträglichkeit in der Stromversorgung.
Im Projekt "Smart Watts" wird das künftige Energiesystem als ein Energie-Web verstanden, wo eine Vielfalt von Erzeugern, Lieferanten, Dienstleistern und Kunden in unterschiedlichsten Konstellationen miteinander agieren. Dabei werden konkrete Strukturen eines "Internets der Energie" entwickelt, die eine intelligente Vernetzung der Akteure und Anlagen entlang der Wertschöpfungskette erlauben.
Die Energie wird durchgängig von Informationen über den aktuellen Preis und die Herkunft begleitet. Gemäß Reinhard Goethe, Geschäftsführer der Stadtwerke-Allianz utilicount, können diese Informationen beispielsweise dazu genutzt werden, "dass sich die Wärmepumpe vorzugsweise dann einschaltet oder das Elektroauto dann aufgeladen wird, wenn die Strompreise gerade günstig sind, weil viel Windkrafteinspeisung im Netz ist". Dies ermöglicht neue Stromtarife, die sowohl dem Versorgungsunternehmen als auch dem Kunden Kostenvorteile eröffnen. Erhöhte Transparenz über Verbrauch und Kosten hilft auch bei der Sensibilisierung für ein sparsames und preisbewusstes Verbrauchsverhalten.
Darüber hinaus läßt erst die Vernetzung mit dem "Internet der Energie" die Intelligenz moderner Hausgeräte und Haustechniksysteme richtig zur Geltung kommen: Energie bleibt bezahlbar, Nutzen und Komfort steigen, effizienterer Energieeinsatz bedeutet weniger CO2-Emissionen. Die bessere Nutzung der vorhandenen Netzeinrichtungen wiederum erlaubt einen größeren Einsatz erneuerbarer Energie bei gleichzeitiger Begrenzung der Kosten.
Innerhalb des Projektes zielt das vom Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) an der RWTH Aachen geleitete Teilvorhaben "Smart Architecture" auf die Modellierung von Kommunikationsbeziehungen und Geschäftsprozessen ab. Dazu gehören die Entwicklung von Methoden für eine effiziente Ausgestaltung der Informationslogistik in der Energiewirtschaft und die Konzeptionierung einer Architektur, die eine universelle und sichere Kommunikation zwischen den Elementen und Akteuren des Energiesystems ermöglicht.
Laut Dr. Peter Asmuth vom Vorstand der Stadtwerke Aachen AG wird sein Unternehmen ab Ende 2010 die Ergebnisse von "Smart Watts" in einem Feldversuch mit rund 500 Aachener Haushalten erproben. Die Beteiligten der Modellregion werden eine neue Generation elektronischer Energiezähler erhalten. Des Weiteren können sie intelligente Hausgeräte erwerben, die auf die Preissignale der Zähler reagieren. Daneben erstrebt das Projektkonsortium die Integration einer Reihe von Elektrofahrzeugen, deren Batterien sich als Speicher für die fluktuierende Einspeisung von Windenergie eignen. So ist Professor Ulrich Daldrup vom Forschungsverbund Energy Hills e. V. überzeugt, dass "mit dem Projekt Smart Watts die Städteregion einmal mehr ihrer zunehmenden Bedeutung als Energieregion gerecht wird."
Die Konferenz "Smart Watts 2009" am 26. Mai in Aachen widmet sich dem "Internet der Energie" und den Möglichkeiten seiner Vernetzung mit Haustechnik, intelligenten Hausgeräten und Telekommunikation. Unter www.smartwatts2009.de ist nährere Information dazu abrufbar.