Das Ziel der Studie bestand darin, den aktuellen Stand der Produktion am Standort Deutschland im Hinblick auf organisatorische und IT-relevante Themen zu ermitteln.
Die Befragung fokussierte dabei die Themen "Wandlungsfähigkeit von Produktionssystemen" und "echtzeitfähige Informationssysteme". 148 Firmen haben an der Onlineumfrage teilgenommen. Der Großteil der Befragten stammt aus dem Maschinen- und Anlagenbau.
Der FIR-Wissenschaftler Stefan Kompa erklärt: "Die steigende Komplexität der Planungs- und Steuerungsprozesse bedeutet für die Organisation und ihre Informationssysteme einen erheblichen Koordinationsaufwand, der sich häufig nachteilig auf die Einhaltung des Liefertermins auswirkt".
Unter anderem verdeutlichen die Ergebnisse der Studie, dass Unternehmen für ihre Liefertermintreue einen hohen Preis zahlen. Beispielsweise gaben 70 Prozent der Befragten an, dass sie auf einen drohenden Lieferverzug mit Zusatzschichten und Überstunden reagieren.
Zudem werden Planungsaufgaben und Entscheidungen von Unternehmen häufig auf Basis von Annahmen und Mittelwerten getroffen. Im Gegensatz dazu verlangen Kunden hinsichtlich ihres Auftragsstatus Transparenz in Echtzeit.
25 Prozent der befragten Unternehmen sahen eine regelmäßige Ermittlung und Weiterleitung des Bestellauftragsfortschritts durch die Lieferanten an deren Kunden als geeignete Maßnahme, um die Folgen einer unpräzisen Lieferterminermittlung abzudämpfen.
70 Prozent gaben zudem an, dass die zukünftige Logik zur Planung und Steuerung der Produktion eher auf einem dezentralen Ansatz basieren und die Verarbeitung von Echtzeitdaten ermöglichen sollte. Somit kann eine Verbesserung der Planungsqualität und der darauf aufbauenden Lieferterminzusage zum Kunden erreicht werden.
In diesem Zusammenhang verdeutlichen die Studienergebnisse, dass automatisierte Antworten sowohl die Rückmeldegeschwindigkeit als auch die Datenqualität erhöhen.
Um ihre Kapazitäten während der Produktion dynamisch zu planen, greifen Unternehmen derzeit häufig auf flexible Arbeitszeitmodelle zurück, die jedoch bei höherem Kapazitätsbedarf schnell ihre Wirkung verlieren. Ist das Unternehmen nicht in der Lage, das beauftragte Auftragsvolumen zu fertigen, werden häufig Aufträge fremdvergeben. Somit ist oftmals mit Qualitätsmängeln sowie einem hohen Koordinationsaufwand mit dem Lieferanten zu rechnen.
"Die Studie verdeutlicht, dass Unternehmen mit einer hohen Liefertermintreue in der Regel in der Lage sind, ihre Fertigungskapazitäten bei kurzfristigen Auftragseingängen tage- oder gar schichtweise anzupassen" erklärt Christoph Meier, wissenschaftlicher Mitarbeiter des FIR und Mitverantwortlicher für die Studie.
Den Umfrageergebnissen nach können Unternehmen, die ihre überbetriebliche Auftragsabwicklung größtenteils mittels elektronischen Datenaustauschs unterstützen, eine höhere Liefertermintreue realisieren.
Komplexe EDI(Electronic-Data- Interchange)-Austauschformate kommen dabei vorrangig in Großunternehmen zum Einsatz. Für die Anwendung in kleinen und mittelständischen Unternehmen müssen EDI-Formate schlank, schnell und kostengünstig zur Verfügung stehen.
Die Studie ist Teil des durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsvorhabens "WInD" (Förderkennzeichen: 02PR2160), bei dem unter Federführung des FIR die Entwicklung wandlungsfähiger Produktionssysteme vorangetrieben wird.
Sie kann ab dem 1. Oktober 2011 über die Abteilung Kommunikationsmanagement des FIR an der RWTH Aachen für 150 Euro erworben werden. Die ISBN-Nummer der Studie lautet: 978-3-943024-06-7
Weitere Informationen zum Projekt sind online abrufbar unter: www.win-d.de