Die Bauteilreinigung hat die Aufgabe, die für nachfolgende Prozesse erforderliche Sauberkeit herzustellen. Damit beeinflusst sie nicht nur die Qualität, sondern auch die Kosten der Teilefertigung ganz erheblich. Fertigungsbetriebe stehen daher vor der Frage: Wie lässt sich der für eine anforderungsgerechte Reinigung Aufwand reduzieren“. Antworten darauf boten die Referenten der gemeinsam von Münchener Werkstoffseminare, Fachverband industrielle Teilereinigung (FiT) und dem Zentralverband Oberflächentechnik (ZVO) durchgeführten Fachtagung industrielle Reinigung am 14. und 15. März in München.
Reinigen beginnt weit vor dem eigentlichen Reinigungsprozess
Dass sich der für die Reinigung erforderliche Aufwand bereits in Vorprozessen wie der Zerspanung reduzieren lässt, verdeutliche Tina Eyrisch von der Technischen Universität Kaiserslautern in ihrem Vortrag zur reinheitsgerechten Bauteilfertigung. Die Juniorprofessorin für spanende Fertigungstechnik stellte Einflussgrößen für die Span- und Gratbildung einschließlich der Bildung von Bohrkappen vor. Im Weiteren zeigte sie auf, wie durch die Betrachtung des gesamten Zerspanungsprozesses und einer daraus abgeleiteten optimierten Bearbeitungsstrategie die Entstehung von Spanen und Graten minimiert werden kann. In welchem Maße sich der Aufwand für die Reinigungstechnik durch optimierte Produktionsprozesse verringern lässt, machte Gerhard Koblenzer, LPW Reinigungssysteme GmbH, anhand eines Fallbeispiels deutlich. Auf den Weg zum optimalen Reinigungsprozess nahm Bernd Menke, BvL Oberflächentechnik GmbH, die Teilnehmer mit. Er stellte dabei typische Einsatzbereiche unterschiedlicher Reinigungsverfahren und -anlagentypen sowie von wässrigen Reinigern vor. Das Entmagnetisieren als Vorbereitung vor industriellen Reinigungsprozessen thematisierte Marek Rohner von der schweizer Maurer Magnetic AG. Beleuchtet wurden in diesem Vortrag effektive Messverfahren zur Beurteilung von vorhandenem Restmagnetismus, dessen Auswirkungen auf die Bauteilreinigung und Verfahren zur Entmagnetisierung.
Reinigungsbeispiele aus der Praxis
Die weiteren Vorträge ersten Tages der Fachtagung beschäftigten sich mit Praxisbeispielen. Jens Emmrich, SurTec GmbH, und Hans-Jürgen Simon, Robert Bosch GmbH, stellten eine bei Bosch implementierte Lösung für die wässrige Reinigung von wiederaufzubereitenden Bauteilen vor. Dabei ging es sowohl um technische als auch um regulative Aspekte des Reinigungskonzepts. Die erforderlichen Schritte, um die heute in vielen Industriebereichen geforderte und weit über den Standard hinausreichende Sauberkeit zu erzielen, nahm Werner Schmidt vom Lohnreiniger VIA Oberflächentechnik GmbH unter die Lupe. In seinem Vortrag „Feinreinigung: Warum wird Reinigung immer wichtiger? ging er auch auf die Bedeutung der Umgebung und Verpackung für feingereinigte Bauteile ein. Das thermische Entgraten als schneller und kostengünstiger Abtragprozess ermöglicht einerseits eine hohe Qualität und Wiederholgenauigkeit. Andererseits stellen die entgrateten Bauteile eine Herausforderung für die Reinigung dar. Dirk Konzok von der LPW Reinigungssysteme GmbH, informierte in seinem Vortrag über Lösungsansätze für die effiziente, prozesssichere und nachhaltige Reinigung thermisch entgrateter Teile mit Neutralaktivatoren.
Den Abschluss des ersten Veranstaltungstages bildete eine Podiumsdiskussion zum Thema Energieeffizienz in der Reinigungstechnik – lästiges Übel oder wirtschaftlicher Nutzen? Im Laufe der Diskussion wurden die Tagungsteilnehmer einbezogen, woraus ein reger Meinungsaustausch entstand. Das Fazit – Energieeffizienz ist ein Thema, jedoch besitzt die Reinigungsqualität oberste Priorität.
Sicherung und Prüfung der Reinigungsqualität
Entsprechend groß war auch das Interesse an den Vorträgen des zweiten Tages, bei denen die Qualitätssicherung und -prüfung im Mittelpunkt standen. Daniel Schümann, SITA Messtechnik GmbH, veranschaulichte in seinem Vortrag den Zusammenhang zwischen Badverschmutzung und Bauteilesauberkeit. Anschließend zeigte er auf, wie durch kontinuierliches Überwachen des Partikelschmutzes sowie von Ölen und Fetten in den Reinigungs- und Spülbädern die Badstandzeiten verlängert werden können sowie eine wirtschaftliche und ökologische Prozessführung in der industriellen Reinigung erreicht wird. „Technische Sauberkeit – Methodik nach VDA 19“ unter diesem Titel sprach Dr. Markus Rochowicz, Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA), über aktuelle Probleme bei der Anwendung von VDA 19. Außerdem informierte er über neue Themen und Technologien, die in der aktuellen Version noch nicht enthalten sind sowie über Erfahrungen aus der Industrie. Weiterhin stellte Rochowicz den aktuellen Stand des Projekts Überarbeitung der VDA 19 vor. Mit der praktischen Seite dieses Regelwerks beschäftigte sich das Referat von Dr. Martin Heck, Continental Quality Automotive, „Technische Sauberkeit – eine Übersicht zur Prüftechnik“. Er wies darauf hin, dass neben einer Produktspezifikation zur maximal zulässigen Partikelverschmutzung für ein Bauteil eine qualifizierte Prüfspezifikation erforderlich ist. Die Extraktionsverfahren Spritzen und Ultraschall sowie verschiedene Analyseverfahren wurden diskutiert. Darüber hinaus beschrieb Heck Möglichkeiten zur Materialanalyse von organischen und anorganischen Partikeln, um Partikelquellen auf die Spur zu kommen.
Mit 101 Teilnehmern konnte die diesjährige Fachtagung industrielle Reinigung eine Rekordbeteiligung vermelden. Nahezu einhellig war das Fazit der Teilnehmer am Ende der Veranstaltung – es hat sich gelohnt nach München zu kommen. Es wurde viel Wissen vermittelt und es gab zahlreiche Anregungen, um eigene Prozesse zu optimieren.
---
Vielen Dank im Voraus für die Zusendung eines Belegexemplars beziehungsweise Veröffentlichungslinks.
Ansprechpartner für Redaktionen:
SCHULZ. PRESSE. TEXT., Doris Schulz, Journalistin (DJV),
Landhausstrasse 12, 70825 Korntal, Fon +49 (0)711 854085,
ds@pressetextschulz.de, www.schulzpressetext.de