Die Bundesregierung hat im Rahmen der Novellierung der EnEV u. a. beschlossen, den Energiepass ab dem 1. Juli 2008 bundesweit schrittweise auch für bestehende Gebäude einzuführen. Immobilienbesitzer müssen den Pass dann vorlegen, wenn sie eine Wohnung oder ein Haus vermieten oder verkaufen möchten. Das bedeutet für die Eigentümer: Um auch zukünftig bestmögliche Erträge aus Mieten und Verkäufen zu erzielen, ist es ratsam, die derzeit günstigen Rahmenbedingungen für energetische Sanierungen zu nutzen. Denn ungünstige Energiewerte werden in Zukunft den Wert einer Immobilie stärker sinken lassen als heute.
Breite Unterstützung
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau unterstützt Maßnahmen zur energieeffizienten Sanierung im Rahmen des Förderprogramms "Wohnraum modernisieren" mit zinsgünstigen Krediten oder auch finanziellen Zuschüssen. Außerdem sind Handwerkerrechnungen neuerdings steuerlich absetzbar.
Vielseitige Anreize sind auch nötig – vor allem, was die Sanierung von Fenstern angeht. Denn ca. ein Drittel des Energieverlustes an einem Haus sind auf alte Fensterrahmen und -scheiben zurückzuführen. Betroffen sind besonders bis Mitte der 90er Jahre errichtete Gebäude, in denen vorrangig unbeschichtetes Zwei-Scheiben-Isolierglas eingebaut wurde. Bei Gebäuden, die vor 1977 errichtet wurden, trifft man sogar noch auf Einscheibenverglasungen. Solche veralteten Ausführungen verursachen einen hohen Wärmeverlust. Die Folgen sind unnötig hohe Emissionen von Kohlendioxid durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie etwa Heizöl und – gerade in Zeiten stetig steigender Rohstoffpreise – vor allem hohe Heizkostenrechungen.
Ug-Werte senken
Ziel der Sanierungsmaßnahmen muss daher die Verminderung des Wärmedurchgangskoeffizienten sein, dem Ug-Wert. Welche Einsparpotenziale bei der Nutzung moderner Verglasungen bestehen, verdeutlicht folgende Faustregel: Eine Absenkung des Ug-Wertes um 0,1 W/m²K bedeutet eine jährliche Einsparung von etwa 1,2 Litern Heizöl pro Quadratmeter Fensterfläche. Und mit jedem Liter Heizöl werden ca. 3 Kilogramm CO2 eingespart.
Zum Vergleich: Eine Einscheibenverglasung aus normalem Floatglas weist einen Ug-Wert von etwa 5,8 W/m²K auf. Ein typisches unbeschichtetes Zweischeiben-Isolierglas besitzt einen etwa halb so großen Wert von ca. 3,0 W/m²K. Mit einer Wärmedämmbeschichtung versehene Isoliergläser, die den heutigen Standard darstellen sind sogar Werte von bis zu 1,0 W/m²K möglich – eine erhebliche Reduzierung gegenüber älteren Scheiben.
Klare Vorgaben – Verschärfungen sind vorgesehen
Die Vorgaben an den Ug-Wert seitens der neuen EnEV sind klar formuliert: Bei Sanierungen im Bestand sind vorgegebene Werte einzuhalten, wenn in einem bestimmten Umfang Bauteile, wie etwa ein Fenster, ausgetauscht werden. Für Verglasungen, bei denen der alte Rahmen erhalten bleibt, ist ein Ug-Wert von 1,5 W/m²K Pflicht. Bei einem kompletten Fenstertausch, also Rahmen inklusive Verglasung, darf der U-Wert des Fensters 1,7 W/m²K nicht überschreiten. Zwar sind diese Anforderungen gegenüber der letzten EnEV nicht verschärft worden, aber es ist nur eine Frage der Zeit, wann das geschehen wird. Dabei ist zu berücksichtigen, dass in einem Zweifach-Aufbau geringere Werte als 1,0 W/m²K praktisch nicht möglich sind. Zukünftige Standards werden aber wohl darunter liegen, wie aktuelle Diskussionen erahnen lassen.
Standard der Zukunft: Dreifach-Isolierglas
Daher werden schon in naher Zukunft Dreifach-Isolierverglasungen den Standard darstellen. Von den drei Scheiben dieses so genannten Klimaschutzglases weisen zwei eine Oberflächenbeschichtung mit Sonnenschutz- bzw. Wärmedämmfunktion auf. Getrennt werden die drei Gläser durch zwei gasgefüllte Scheibenzwischenräume, die mit besonderen, thermisch isolierenden Abstandhaltern ausgeführt sind. Die für die Wärmedämmeigenschaften bestimmenden Aspekte, Beschichtung und gasgefüllter Scheibenzwischenraum, sind beim Klimaschutzglas somit gegenüber dem Zweifach-Isolierglas doppelt vorhanden und der Wärmeverlust um bis zu 50 Prozent reduziert. Klimaschutzglas weist je nach Ausführung einen Ug-Wert zwischen 0,7 W/m²K und 0,5 W/m²K auf und kann auch mit zusätzlichen Funktionen wie Selbstreinigung oder Schallschutz ausgestattet werden.
Jetzt handeln
Allein durch den Austausch der Verglasung an einem Gebäude im Bestand kann der Heizölverbrauch deutlich reduziert werden. Ersetzt man unbeschichtetes Isolierglas durch beschichtetes, werden jährlich ca. 20 Liter Heizöl pro Quadratmeter Fensterfläche eingespart. Mit Klimaschutzglas sind es sogar 30 Liter. In Zeiten des Klimawandels und der daraus resultierenden breiten Unterstützung des Staates, ist die Zeit für energieeffiziente Sanierungen so günstig wie nie zuvor.