Finanzberatung ist eine Frage des Vertrauens. Doch ein häufiges Problem bei der Beratung liegt darin, dass Berater oft Produkte anbieten, die zu ihrem eigenen Angebot und nicht zwingend zu den Bedürfnissen des Kunden passen. Wenn Sie beispielsweise zu einem Berater einer Bausparkasse gehen, wird Ihnen höchstwahrscheinlich ein Bausparvertrag empfohlen. Bei der Allianz könnten Sie eher eine Versicherung in den Warenkorb gelegt bekommen, und bei der Sparkasse werden Sie immer wieder auf Deka-Investmentfonds stoßen, die zur hauseigenen Produktpalette gehören.
Warum ist das so? Finanzberater stehen oft unter Druck, Produkte ihres eigenen Unternehmens zu verkaufen, was zu Interessenkonflikten führen kann. Selbst wenn ein anderes Produkt besser für Sie geeignet wäre, wird häufig das eigene bevorzugt. Das führt dazu, dass viele Verbraucher skeptisch sind, ob sie ihrem Berater wirklich vertrauen können.
Die Zahl der Vermittler in Deutschland
In Deutschland gibt es derzeit etwa 40.359 Finanzanlagenvermittler(FundResearch), und die Zahl der Versicherungsvermittler liegt bei rund 183.000 Personen(FundResearch). Diese Berater arbeiten oft auf Provisionsbasis, was dazu führen kann, dass Produkte empfohlen werden, die hohe Provisionen abwerfen, aber nicht unbedingt die beste Wahl für den Kunden darstellen.
Die meisten Berater spezialisieren sich auf bestimmte Produkte – ein Berater bei einer Bank wird Ihnen wahrscheinlich Bankprodukte wie eigene Fonds oder Sparpläne anbieten, während ein Versicherungsmakler eher Versicherungen im Portfolio hat. Das ist nicht per se schlecht, doch Verbraucher sollten sich dessen bewusst sein und bei der Beratung aktiv nach Alternativen fragen.
Do-it-yourself – Die Empfehlung der Verbraucherschützer
Verbraucherschützer raten zunehmend dazu, sich selbst um die eigenen Finanzen zu kümmern. Niels Nauhauser, ein Verbraucherschützer, betont: „Wer Probleme vermeiden will, muss sich eigenständig um seine Finanzen kümmern.“ Dabei spricht nichts gegen Eigenverantwortung, aber die Realität sieht anders aus: Viele Menschen haben weder die Zeit noch das nötige Wissen, um fundierte Anlageentscheidungen zu treffen.
Eine Studie der Bertelsmann Stiftung stellte bereits 2004 fest, dass die Deutschen großen Nachholbedarf in Sachen finanzieller Bildung haben. Leider hat sich bis heute wenig daran geändert. Viele Bürger sind mit den Grundlagen der Finanzwelt nicht vertraut, was dazu führt, dass sie entweder falsche Entscheidungen treffen oder sich komplett zurückziehen und gar keine Vorsorge betreiben.
Verantwortung übernehmen – Das A und O
Egal ob Sie sich für eine Beratung entscheiden oder selbstständig agieren: Am Ende tragen Sie die Verantwortung für Ihre Finanzen. Berater können Sie unterstützen, aber Sie sollten sich klar über Ihre eigenen finanziellen Ziele sein. Eine erfolgreiche Geldanlage erfordert mehr als nur die Wahl des richtigen Beraters – sie hängt auch von Faktoren ab wie:
- Ihrem Startkapital
- Regelmäßigen Sparbeiträgen
- Der Anlagedauer
- Ihrer Risikobereitschaft
- Der Renditeerwartung Ihrer Anlagen
Fazit: Eigenverantwortung und regelmäßige Checks sind entscheidend
Die Finanzbranche steht oft in der Kritik, und nicht ohne Grund. Viele Berater sind stark von Provisionsmodellen abhängig und stehen unter Druck, die Produkte ihres Unternehmens zu verkaufen. Das bedeutet jedoch nicht, dass alle Berater schlecht sind – viele arbeiten engagiert und kompetent zum Wohl ihrer Kunden.
Letztlich bleibt es entscheidend, dass Sie selbst Verantwortung für Ihre finanzielle Zukunft übernehmen. Auch wenn Sie einen Berater hinzuziehen, sollten Sie regelmäßig überprüfen, ob Ihre Anlagestrategie noch zu Ihren Zielen passt und die empfohlenen Produkte für Sie sinnvoll sind.
Die Frage „Kann ich meinem Finanzberater trauen?“ lässt sich also mit einem klaren „Ja, aber…“ beantworten: Ja, wenn Sie sich der möglichen Interessenkonflikte bewusst sind und aber nur, wenn Sie selbst aktiv bleiben und die Kontrolle über Ihre Finanzen nicht vollständig abgeben.