Ein wichtiger Aspekt zeitgemäßer industrieller Produktion sind immer kürzere Produktionszyklen und eine wachsende Vielfalt an Produkten oder Produktvarianten. Hieraus ergibt sich sowohl für die Planung als auch für die Fertigung eine große Herausforderung. Anlagen und Maschinen müssen immer häufiger und immer schneller umgerüstet werden, um Produktionsunterbrechungen nach Möglichkeit zu vermeiden. Unterschiedliche Produktionslinien parallel zu betreiben, ist für die meisten Unternehmen unwirtschaftlich.
Ein Beispiel hierfür ist der Einsatz von Industrierobotern in Produktion und Logistik. Neben linearen Transportsystemen, wie zum Beispiel Produktionsbändern, kommen hier in unterschiedlichsten Branchen Greifsysteme zum Einsatz, die einzelne Teile fassen und bewegen. Als Schwachstelle, im Hinblick auf die Flexibilität solcher Systeme, erweist sich die Schnittstelle zwischen Bauteil und Transportsystem: der eigentliche Greifer. Dieser wird dem Bauteil meist individuell angepasst, um es gefahrlos und präzise zu bewegen.
„Einen Greifer für ein Bauteil oder eine stark begrenzte Auswahl an Varianten schränkt die Flexibilität in der Produktion deutlich ein“, weiß Dr.-Ing. Christian Löchte, Geschäftsführer der FORMHAND Automation GmbH. „Der Austausch an meist modularen Systemen nimmt wiederum Zeit in Anspruch und beeinflusst so die Produktionseffizienz. Mit der Formhand-Technologie lösen wir dieses Problem und rüsten die Produktion so für die Anforderungen und Möglichkeiten der Industrie 4.0.“
Das nach rund sechs Jahren der Technologie-Entwicklung in 2017 als Spin-off aus der Technischen Universität Braunschweig gegründete Unternehmen FORMHAND Automation präsentiert flexible Greifer, die sich der Form unterschiedlichster Objekte anpassen. Die Funktion basiert auf einem luftdurchlässigen Kissen, bestehend aus einer flexiblen Außenhaut, gefüllt mit speziellem Granulat. Das Kissen passt sich der Oberfläche eines Objektes durch Verformung an. Ein elektrisch erzeugter Luftstrom komprimiert das Granulat in der individuellen Außenform und saugt das Objekt vollflächig an.
Ein Formhand-Greifer passt sich aufgrund der Flexibilität des Greiferkissens verschiedensten Konturen an und eignet sich dabei selbst für hochempfindliche, biegeschlaffe und sogar für heiße Objekte. Dabei sind keine Anpassungen erforderlich und ein Werkzeugwechsel entfällt.
„Der Formhand-Greifer schafft die Grundlage, um die Möglichkeiten moderner Produktionsplanung optimal in der Praxis umzusetzen“, weiß Dr.-Ing. Löchte. „Damit bildet er eine wichtige Schnittstelle bei der Transformation zur Industrie 4.0.“
Formhand-Greifer werden als Querschnittstechnologie in unterschiedlichen Bauformen sowie als Spann- und Greifelemente angeboten. Darüber hinaus produziert das niedersächsische Unternehmen individuelle Greifer nach Kundenvorgabe für spezifische Anwendungen, die von den Serienmodellen nicht ausreichend abgedeckt werden.