Das Motiv „Dantebad 01“ aus Ihrer Serie POOLS zeigt das Gerner Freibad in völliger Stille.
Ich kann mich gut an den Tag der Aufnahme erinnern. Sommer 2012, morgens vor der offiziellen Öffnung. Es war warm, bewölkt und windstill – eine wunderbare Kombination.
Ihre Serie POOLS zeigt ausschließlich menschenleere Bäder. Klettern Sie dafür über Zäune?
Das erste Werk der Serie Pools ist tatsächlich genauso entstanden. 2006 war ich mit einem Studienkollegen auf Schweizer Landstraßen unterwegs. Irgendwo im Nirgendwo entdeckten wir ein Freibad, welches noch geschlossen hatte. Wir sind über den Zaun gestiegen und haben ein paar Aufnahmen gemacht – das war der Ursprung von POOLS. Ein Großteil der weiteren Arbeiten ist mit Erlaubnis der Stadtwerke München entstanden – es hat seine Zeit gedauert und ich habe sehr viele Klinken geputzt, um die Genehmigung zu bekommen. Heute arbeite ich auch mit weiteren Bäderbetrieben zusammen und darf immer früh morgens in die Bäder. Für das perfekte Bild ist alles sauber und trocken, keine Personen sind im Bad und vor allem das Wasser ist spiegelglatt. Bei Hallenbädern ist das gut planbar, bei Freibädern reicht schon eine kleine Brise und das Wasser kräuselt sich.
Was drücken Sie mit der Serie POOLS aus?
Als studierter Grafiker und Fotograf denke ich generell eher in Rastern und Flächen. Schwimmbäder haben da ihren besonderen Reiz – sie sind fast immer grafischer Natur. Fliesen, Startblöcke, Bahnen – alles ist sehr strikt geordnet. Das „Dantebad“ wurde für die Olympischen Spiele 1972 gebaut, ein solch hochoffizielles Ereignis erfordert eine sehr exakte Organisation. Dies spiegelt sich auch deutlich in der Architektur wider.
Das Besondere an der der Serie ist der enorme Bruch zwischen den Motiven und dem eigentlichen Verwendungszweck der Bauwerke. Bei öffentlichen Bädern ist der erste Gedanke meist „kreischende Kinder, Husten vom verschlucktem Wasser und Megaphone-Durchsagen der Bademeister“. Meine Arbeiten zeigen dahingegen nahezu meditative Orte der Ruhe. Nichts deutet auf die laut kreischenden Massen, die sich üblicherweise dort aufhalten.
Strukturen, Abgrenzung, neue Blickwinkel und vor allem eine gewisse Einsamkeit zieht sich durch Ihr gesamtes Werk. Was inspiriert Sie?
Wieder das Rasterdenken. Ich teile die jeweiligen Motive in visuelle Einheiten auf. Die Einsamkeit in den Motiven hat mehrere Gründe: Meist zeige ich Orte abseits vom eigentlichen Verwendungszweck. Leere Kinos und U-Bahn Stationen, verlassene Schwimmbäder oder Fußballstadien – alles Orte, die für enorme Menschenmengen gemacht sind. Meine Arbeiten zeigen, was passiert, wenn gar niemand da ist. So entsteht ein Bruch zwischen dem, was der Betrachter erwartet und dem, was er am Ende sieht. Eine meiner ältesten Serien, an der ich ganz besonders hänge, sind meine TUNNELS. Sie wurden als reine Zweckbauten unter der Annahme gebaut, dass sie nie einen ästhetischen Zweck erfüllen. Ich empfinde die Bauwerke jedoch als ganz wunderbare Objekte, die wie architektonische Skulpturen wirken. Meine Inspiration drücke ich gern angelehnt an eine Aussage von Jules Vernes aus: Ich versuche in meinen Arbeiten visuelle Gleichungen zu schaffen, die immer aufgehen.
Über den Fotografen:
Robert Götzfried, geboren in Lindau (Bodensee), absolvierte die Schule für Drucktechnik und eine Ausbildung zum Schriftsetzer in Konstanz. Er studierte Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Printdesign und Fotografie. Heute lebt der Künstler in München und arbeitet als Fotograf und Designer. Robert Götzfried hat einen Lehrauftrag für Fotografie an der Schule für Gestaltung in Ravensburg. www.robert-goetzfried.com