Ein internationales Gutachter-Gremium, dessen Mitglieder das Fraunhofer LBF beruft, wählt den Preisträger des Ernst-Gaßner-Awards aus. Die Preisverleihung erfolgt im Rahmen der „International Conference on Material and Component Performance under Variable Amplitude Loading (VAL 4)“ des DVM Deutscher Verband für Materialforschung und -prüfung e.V., vom 30. März bis 3. April 2020 in Darmstadt.
Seit 2002 lobt das Fraunhofer LBF den Ernst-Gaßner-Award aus. Letzter und insgesamt sechster Preisträger war 2013 Prof. Chitoshi Miki, Tokyo Institute of Technology, aus Japan. Dem Namen des Institutsgründers Ernst Gaßner verpflichtet, zeichnet das Fraunhofer LBF mit dem nach ihm benannten Preis die außergewöhnliche Arbeit von Ingenieuren aus, die die Bedeutung der Betriebsfestigkeit in Theorie und Praxis weiter maßgeblich vorantreiben. Alle sicherheitsrelevanten Komponenten im Fahrzeugbau aber auch im Bauwesen können auf der von Ernst Gaßner begründeten Betriebsfestigkeit ausgelegt werden. Wissenschaftlich bezeichnet sie die Eigenschaft eines Produkts, quasistatisch, dynamisch und zyklisch auftretende Belastungen im Rahmen seiner bestimmungsgemäßen Lebensdauer und unter Berücksichtigung aller möglichen Umgebungsbedingungen schadensfrei zu ertragen.
Hintergrund
Professor Dr. Ernst Gaßner (1908 - 1988) lebte und forschte in Darmstadt. In den 1930er Jahren prägte er den Begriff „Betriebsfestigkeit“. Sein Wissen und seine Tätigkeit haben maßgeblich dazu beigetragen, die Lebensdauer industrieller Produkte zu verbessern. Professor Gaßner hat in Fachkreisen ein international hohes Ansehen erworben, das bis heute gilt. Das von Gaßner 1938 in Darmstadt mitbegründete Laboratorium für Betriebsfestigkeit trägt heute den Namen Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF.
Die von Ernst Gaßner in den dreißiger Jahren entwickelten Methoden ermöglichen es, vereinfacht ausgedrückt, die betriebsfeste Auslegung und damit die Lebensdauer und Qualität von Produkten maßgeblich zu optimieren - nur dadurch ist es möglich, Hochleistungsprodukte unter dem Aspekt des Leichtbaus zu realisieren. Seine Pionierarbeit, seine ersten Betriebsfestigkeitsversuche sowie der praktische Ausbau der Querschnittswissenschaft begründen seine bis heute andauernde große internationale wissenschaftliche Reputation. Sie beeinflussten die gesamte deutsche, europäische und amerikanische Fahrzeug- und Flugzeugindustrie sowie deren Zulieferer. Heute wird das Betriebsfestigkeits-Know-how übergreifend vor allem in den Branchen der Automobil-, Bahn-, Luft- und Raumfahrtindustrie, Medizintechnik, Optik und des Maschinenbaus angewendet.