Moechte ein potenzieller Unternehmensgruender in der Hansestadt Rostock - oder in jeder anderen deutschen Stadt - ein Gewerbe anmelden, geht er dazu zum Gewerbeamt seiner Stadt und fuellt einen schriftlichen Antrag aus.
Meist muss er ausserdem noch zuaetzlich Unterlagen und Zeugnisse beschaffen und beim Amt einreichen. Der Antrag wird dann von den Mitarbeitern des Gewerbeamts bearbeitet und - in Papierform - an mindestens sechs, in manchen Faellen bis zu zwoelf andere Behoerden wie das Finanzamt, das Gewerbeaufsichtsamt oder das Amt fuer Umweltschutz weitergeleitet. Auch hier bearbeiten und archivieren die Mitarbeiter die Antraege und versenden ihre jeweiligen Anschreiben an die Antragssteller - ebenfalls in Papierform und immer unabhaengig voneinander. Bei rund 600 Gewerbean- und -ummeldungen monatlich fallen so durchschnittlich 2.250 Blatt Papier an Unterlagen an - pro Woche!
"Ganz abgesehen von den Materialkosten die dabei entstehen, ist der Prozess vor allem durch den grossen Aufwand, der den Mitarbeitern entsteht, sehr teuer und umstaendlich. Schliesslich muessen diese 2.250 Blatt Papier von Hand separiert, kuvertiert, versendet und archiviert werden", so Ulrich Pinsdorf, Leiter des VESUV-Projekts am Fraunhofer-Institut fuer Graphische Datenverarbeitung Darmstadt. Dazu kommt, dass der Buerger mit einer Flut unterschiedlicher Formulare und Anschreiben bombardiert wird und das Anmeldeverfahren oft unnoetig lange dauert. Im Gemeinschaftsprojekt VESUV arbeiten die Forscherinnen und Forscher daran, diesen Aufwand zu minimieren, den Anmeldeprozess zu vereinfachen und dadurch die entstehenden Kosten fuer die Behoerden erheblich zu senken.
Software-Agenten zur Unterstuetzung bei Standardablaeufen VESUV basiert auf den Ergebnissen des Projekts "Multimedia-Arbeitsplatz der Zukunft" (MAP), bei dem ein technischer Rahmen geschaffen wurde, um Routineaufgaben automatisiert zu bearbeiten, und bringt die hier entwickelten Technologien zur Anwendung. Eine wichtige Rolle uebernehmen sogenannte autonome Software-Agenten. Sie suchen selbststaendig nach Informationen und beruecksichtigen die Praeferenzen der Nutzer sowie den Kontext der Aufgabe. Um komplexe Aufgaben zu bearbeiten, schliessen sich in der Regel mehrere autonome Agenten zusammen, die jeweils einen speziellen Teil bearbeiten. !Diese modernen Heinzelmaennchen uebernehmen Routineaufgaben und verschaffen den Mitarbeitern damit mehr Zeit fuer kreative Aufgaben und um Sonderfaelle zu bewerten und Entscheidungen zu treffen. Damit profitieren auch die Buerger von VESUV, denn ihre Antraege werden schneller und kostenguenstiger bearbeitet", erlaeutert Pinsdorf die Wirkung der in VESUV erarbeiteten Technologien. Selbstverstaendlich hat bei allen Entscheidungen der Menschen das letzte Wort, die Agenten leisten jedoch wichtige Unterstuetzung um jeden Einzelfall kompetent bewerten zu koennen.
Unter Leitung des Fraunhofer-Instituts fuer Graphische Datenverarbeitung IGD arbeiten Wissenschaftler aus neun verschiedenen Unternehmen und Forschungsinstitutionen an dem Projekt, unter ihnen so renommierte Partner wie das European Microsoft Innovations Center oder das Zentrum fuer Graphische Datenverarbeitung.
Kryptographische Verfahren zur Sicherung der Agenten Einer der Hauptaspekte bei der praktischen Umsetzung autonomer Software-Agenten ist die Gewaehrleistung der sicheren Durchfuehrung der einzelnen Transaktionen. "Sicherheitskritisch sind bei der Agententechnologie vor allem zwei Aspekte. Zum einen recherchieren die Agenten selbststaendig und fuehren die Aufgabenteile weiteren Verfahrensschritten zu und zweitens tauschen sie Informationen untereinander aus. Daher ist es absolut notwendig, dass die Agenten bei allen Taetigkeiten vor den Zugriffen unberechtigter Dritter geschuetzt sind“, erklaert Pinsdorf. Um diesen Schutz zu gewaehrleisten, konzentrieren sich er und seine Mitarbeiter aus der Abteilung Sicherheitstechnologien fuer Graphik- und Kommunikationssysteme des Fraunhofer IGD auf die Entwicklung sogenannter kryptographischer Verfahren, die der Sicherung der Agenten dienen. Somit werden kritische Inhalte vor Manipulation geschuetzt.
Dadurch koennen die Nutzer jederzeit rechtsverbindlich zurueckverfolgen, wer welche Aufgaben an welche Agenten delegiert hat - eine notwendige Voraussetzung fuer die praktische Anwendung dieser Technologie.
Ausser der Anwendung im Gewerbewesen werden im Rahmen des VESUV-Projekts auch die automatisierte Bearbeitung von Veranstaltungen der Hansestadt Rostock sowie ein mobiler dynamischer Reisefuehrer fuer die historische Stadt Goerlitz entwickelt.
Die Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts fuer Graphische Datenverarbeitung IGD praesentieren Ihnen die neuesten Projektergebnisse bei der CeBIT 2006 vom 9. bis 15. Maerz auf dem Fraunhofer-Gemeinschaftsstand in Halle 9, Stand B36.
Gerne koennen Sie einen Messetermin vereinbaren.
Ansprechpartner:
Fraunhofer-Institut fuer Graphische Datenverarbeitung Abteilung Sicherheitstechnologie fuer Graphik- und Kommunikationssysteme Ulrich Pinsdorf
Telefon: 06151/155-533
E-Mail: ulrich.pinsdorf@igd.fraunhofer.de
Besuchen Sie die Innovationswoche des INI-GraphicsNet vom Montag, 29. Mai bis Samstag, 03. Juni 2006
29. Mai 2006: Workshop "Challenges and Frontiers in Computer Graphics"
30. Mai / 31. Mai 2006: Conference on Innovations 30. Mai 2006: Festveranstaltung "Ein Regenbogen von Innovationen und Kultur"
01. - 03. Juni 2006: GameDays
weitere Informationen unter: www.inigraphics.net