Seit zwei Monaten bietet das Internet-Portal www.soforthoeren.de Literatur für die Ohren. Und das ganz ohne Kopierschutz. Fehlender Schutz hat aber Folgen: Schon jetzt ist die erste illegale Buchkopie in einer Tauschbörse aufgetaucht. Die Betreiber des Online-Shops haben jedoch elektronische Fallstricke eingebaut und sind den illegalen Machenschaften einer Dortmunderin auf die Schliche gekommen – mithilfe eines digitalen Wasserzeichens.
Der Schutz bei www.soforthoeren.de stammt vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Publikations- und Informationssysteme IPSI. Die Forscher haben eine Technologie entwickelt, mit der sie Audiodateien kennzeichnen können. Hierbei werden die MP3-Dateien leicht verändert, ohne dass es das menschliche Ohr hört. Dieser automatisch durchgeführte Vorgang lässt sich mit dem Hinzufügen von Rauschen oder einer minimalen Verzerrung einzelner Frequenzen vergleichen. Eine Software kann später die Markierung auch aus Kopien der Datei wieder auslesen. So kann ein Online-Anbieter zum Beispiel eine Kundennummer zwischen den »Zeilen« verstecken. Der Kunde merkt davon nichts. Wie bei einem gewöhnlichen Online-Einkauf wählt er ein Hörbuch und klickt es in seinen Warenkorb. Um zu bezahlen, gibt er Name, Adresse und Zahlungsart an. Per Mausklick lädt er die Datei dann auf seinen Rechner. »Beim Download bekommt der Käufer seine individuelle Hörbuchkopie«, erläutert Martin Steinebach vom IPSI. »Während der Übertragung wird diese mit einem Wasserzeichen markiert – zum Beispiel mit einer eingeschriebenen Zufallszahl.« Der Anbieter speichert die Nummer zusammen mit den persönlichen Kundendaten. Erscheint nun im Internet eine illegal verbreitete, gekennzeichnete Kopie, führt dieser »Fingerabdruck« direkt zum Käufer.
»Die IPSI-Technologie markiert sehr schnell und ist zudem robust«, sagt Harald Rieck von Diderot Media, Betreiber von www.soforthoeren.de. Dies bedeutet: Das Wasserzeichen ist in der gesamten Datei verteilt und kann nicht ohne weiteres entfernt werden, etwa durch das Herausschneiden von Pausen. Es übersteht selbst eine analoge Rundfunkübertragung oder eine Aufnahme vom Lautsprecher auf Band. Ohne diesen Schutz sei ein Internetportal für Hörbücher unmöglich, betont Rieck. Inzwischen bieten rund 30 Verlage ihre Bücher zum Lauschen an und weitere haben schon zugesagt. »In Zukunft wollen wir für die Verlage auch einen Watermark-Check auf unserer Internetseite anbieten«, sagt Rieck. Mit dieser IPSI-Software können die Verlage ihre Audiodateien auf Wasserzeichen testen und Betrüger überführen.