Angefangen hat alles mit der Weltwirtschaftskrise 1929, die die deutsche Lederwirtschaft und damit auch die 1849 gegründete Gerberei Freudenberg in Bedrängnis bringt. Um die Risiken in Zukunft besser zu verteilen, leitet Freudenberg die Diversifizierung des Unternehmens ein und beginnt einen breiteren Markt zu bedienen. Das Muster einer Ledermanschette aus den USA dient als Inspiration, um den Ingenieur Walther Simmer und sein Team mit der Entwicklung einer Maschine zu betrauen, mit der sich aus Lederresten Manschettendichtungen herstellen lassen.
1932 entsteht der erste Simmerring: Bestehend aus einer fest in ein Blechgehäuse eingebauten Ledermanschette, übertrifft er seine Vorgängertechnik sofort. Entwicklungsschritte, wie der Einbau einer Wurmfeder und die Imprägnierung des Leders mit Acronal, bringen wertvolle Funktionsverbesserungen. Nach und nach löst Freudenberg anfängliche Probleme, wie die geringe Beständigkeit gegenüber hohen Temperaturen oder Lösungsmitteln. Mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung des Simmerrings steigt Freudenberg zum führenden Dichtungsspezialisten auf. 1953 - und damit 21 Jahre nach seinem ersten Urahnen - ist die Produktion schon beim 100-millionsten Simmerring angelangt.
Mit einer Manschette aus PTFE ausgestattet, chemisch resistent und in einem Temperaturbereich von -40°C bis 260°C einsetzbar, erobert der Simmerring 1980 die Verbrennungsmotoren in Europa und Amerika. Der nächste große Schritt in der Entwicklung bringt zusätzliche Leistungsmerkmale fernab der eigentlichen Dichtungsfunktion: 1997 entwickelt Freudenberg den Simmerring mit Multipol-Encoder. In Zusammenspiel mit Sensoren gibt er Auskunft über seine Lage, aus der sich präzise Informationen über Drehzahl und Drehwinkel gewinnen lassen – Werte, die für viele moderne Assistenzsysteme, aber auch das Motormanagement von essentieller Bedeutung sind. Der Simmerring mit Condition-Monitoring-Funktion informiert über seinen eigenen Zustand und macht so rein planungsmäßiges Austauschen der Simmerringe unnötig. Für Funktionssicherheit in Hybrid- und Elektrofahrzeugen sorgt der Simmerring mit leitfähigem Vlies: Er verhindert den gefährlichen Aufbau eines elektrischen Potenzials zwischen Gehäuse und Welle.
Auch im Allerkleinsten zeigt sich der Simmerring leistungsfähig: 2010 ist es Freudenberg gelungen den bis dato kleinsten Elastomer-Simmerring zu entwickeln und herzustellen. In Mikropumpen, -antrieben oder -aktuatoren dichtet er Wellen mit nur einem Millimeter Durchmesser zuverlässig ab. Er ist unempfindlich gegenüber geometrischen Toleranzen und arbeitet problemlos bei mehr als 10.000 Umdrehungen pro Minute.
Die Erfolgsgeschichte geht weiter
Die Grundlage seines Erfolges in der Dichtungstechnik hat Freudenberg vor 85 Jahren mit der Entwicklung des Simmerrings gelegt. Stetige Weiterentwicklung mit Blick auf Effizienz, Umweltschutz und Nachhaltigkeit sowie unzählige Modifikationen haben immer wieder zu Durchbrüchen in der Dichtungstechnik und neuen Zusatzfunktionen geführt. Für beinahe jede denkbare Anwendung steht heutzutage der passende Simmerring zur Verfügung. Und ein Ende der Weiterentwicklung ist noch nicht in Sicht: Freudenberg wird auch für kommende Anforderungen passende Simmerringe entwickeln.
Weitere Informationen zur 85jährigen Geschichte des Simmerrings gibt es im Internet unter https://simmerring.fst.de.