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Dr. Wilfried Kugler im Experteninterview zu Predictive Maintenance

Im Zusammenhang mit dem Internet of Things (IoT) und Industrie 4.0 (I40) wird immer öfter über Predictive Maintenance (PdM) im Anlagenbau gesprochen / Wir erläutern im Experteninterview mit Dr. Wilfried Kugler, was dies für die GEBHARDT Group bedeutet

(PresseBox) (Sinsheim, )
Dr. Wilfried Kugler ist bei GEBHARDT für alle Automatisierungsthemen in Forschung & Entwicklung, sowie im aktuellen Projektgeschäft verantwortlich, um die erfolgreiche Entwicklung und das Wachstum der international tätigen GEBAHRDT Group weiterzuführen. Seine umfassende Erfahrung in der Intralogistik wird GEBHARDT unter anderem bei den Themen Industrie 4.0 und Internet of Things weiter voranbringen.
Herr Pascal Stoy ist im Pre-Sales bei GEBHARDT tätig. Im Rahmen dieser Aufgabe führt er ein Experteninterview mit Dr. Kugler zum Thema Predicitve Maintenance.

Herr Stoy: Herr Dr. Kugler, in Ihrer Funktion obliegt Ihnen die Verantwortung für alle Automatisierungsthemen in der Forschung und Entwicklung, sowie im aktuellen Projektgeschäft. Welches Thema beschäftigt Sie seit Ihrem Einstieg bei GEBHARDT besonders?

Dr. Kugler: Man kann schwer von einem Thema sprechen. Allerdings bieten die vierte industrielle Revolution und das Internet of Things ungeahnte Möglichkeiten für uns Automatisierer. Im Maschinen- und Anlagenbau spielt das Thema Predective Maintenance in Zukunft eine besondere Rolle.

Herr Stoy: Wie würden Sie jemandem, der sich mit dem Thema Predictive Maintenance nicht auskennt, das Konzept in wenigen Worten erklären.

Dr. Kugler: Übersetzt man den Begriff ins Deutsche ist er fast selbsterklärend. Die „Vorausschauende Instandhaltung“ ermöglicht es, Probleme an Maschinen durch intelligente Systeme frühzeitig zu erkennen. Dadurch können erforderliche Reparaturen schon durchgeführt werden, bevor die einzelne Maschine oder gar die ganze Anlage ausfällt. Durch unterschiedliche Belastung in den verschiedenen Einsatzfällen ist es oft schwer vorhersagbar, wann eine Wartung tatsächlich erforderlich ist. In der Vergangenheit wurde deshalb in sicheren Abständen zyklisch gewartet. Künftig wird mittels Sensoren und zusätzlicher Logik der optimale Wartungszeitpunkt ermittelt und dadurch Kosten und Ressourcen eingespart.

Herr Stoy: Wie könnte ein PdM-Konzept für GEBHARDT künftig idealerweise aussehen?

Dr. Kugler: Wir werden Anlagen bauen, die online über eine Cloud an das Servicesystem angekoppelt sind. Diese Anlagen werden sich eigenständig bei Problemen oder wenn sie Wartungen benötigen bei unserem Service melden. Der Service hat dann den großen Vorteil, dass er direkt sieht, um welchen Vorfall es sich genau handelt, welche Maschine betroffen ist, usw. um entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Ein Beispiel wäre ein Zahnriemen, der alarmierende Verschleißerscheinungen aufweist. Das PdM System erkennt dies und löst beispielsweise eine Ersatzteilbestellung aus und generiert den Versandauftrag zum Kunden. Ebenfalls kann direkt ein Servicetechniker mitdisponiert werden um den Riemen einzubauen. Serviceprozesse werden im Rahmen von Predictive Maintenance deutlich proaktiver ablaufen, als in der Vergangenheit.

Herr Stoy: Wie wäre ein solches PdM-Konzept umzusetzen?

Dr. Kugler: Zunächst wird eine IT-Plattform benötigt. Diese bedarf einer Schnittstelle zu den Steuerungssystemen um Daten bereitstellen zu können. Dieses Condition Monitoring ist der PdM vorgeschaltet um den aktuellen Anlagenzustand in Echtzeit zu beobachten. Aus diesen Daten können wir dann Schlüsse ziehen und Maßnahmen ableiten.

Herr Stoy: Bei welchen Produkten aus dem Hause GEBHARDT ist die Umsetzung eines PdM Systems Ihrer Meinung nach besonders interessant?

Dr. Kugler: Ganz klar im System 700, der Lagertechnik. Stellen Sie sich vor was passiert, wenn ein Regalbediengerät, mehrere Shuttle oder Heber im Lager ausfallen. Ein solcher Stillstand legt unter Umständen die gesamte Auslieferung lahm und verursacht enorme Kosten. Melden die Komponenten im Lager jedoch frühzeitig, dass sie eine Wartung benötigen, können solche Stillstände vermieden werden.

Herr Stoy: Welche Chancen sehen Sie im PdM für die Kundenbeziehung?

Dr. Kugler: Wir werden viel enger mit unseren Kunden vernetzt. Wir lernen die Systeme unserer Kunden im Betrieb besser kennen und erfahren Ereignisse, die einen Handlungsbedarf erfordern viel früher als heute. Der Kunde profitiert von einer höheren Verfügbarkeit und geringeren Wartungskosten. Das ist sicherlich gut für die Beziehung.

Herr Stoy: Wie bewerten Sie die Tatsache, dass durch PdM mit sensiblen Daten des Kunden umgegangen wird? Gerade vor dem Hintergrund, dass Daten ausgewertet werden könnten.

Dr. Kugler: Das hängt sicherlich von der Branche und der Größe der Kunden ab. Die meisten Kunden werden wenig Probleme mit der Bereitstellung von technischen Daten haben, wenn dadurch die Verfügbarkeit der Anlage steigt. Kritisch wird es, wenn wir mit Lager-/Liefer- oder Personen-bezogenen-Daten agieren. Hier ist äußerste Vorsicht geboten und es ist vor Implementierung eine enge Abstimmung mit den Kunden unabdingbar. Statistsiche Auswertungen über einen längeren Zeitraum werden nur dann gemacht, wenn dadurch die Verfügbarkeit verbessert werden kann. Industrielle Cloud-Services stellen sicher, dass mit den Daten professionell und mit höchster Sicherheit umgegangen wird.

Herr Stoy: Würden Sie also sagen, dass der Kunde am Ende nur von PdM profitieren kann?

Dr. Kugler: Definitiv. Wer möchte schon einen Ausfall seiner Anlage riskieren, der eventuell enorme Kosten mit sich bringt und bis hin zum Imageschaden führen kann. Nutzt der Kunde PdM, kann proaktiv und kosteneffizient gehandelt werden. Zyklische oder reaktive Lösungen gehören der Vergangenheit an.

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