Offen und kontrovers debattierten die Teilnehmer zunächst die Rolle von Preis und Qualität bei der Auftragsvergabe: Auf Seite der Einkäufer beteiligten sich Mathias Grünewald, Vice President und Head of Procurement Segment im Technical Corporate Procurement der Merck KGaA; Antje Fröhlich, Global Facility Management Sourcing bei Bayer HealthCare sowie Thomas Junkersfeld, Geschäftsführer der HIH Property Management GmbH. Die FM-Dienstleister vertraten Karl-Walter Schuster, Sprecher der Geschäftsführung von YIT Building Services Central Europe GmbH sowie Rainer Vollmer, Geschäftsführer der RGM Facility Management GmbH. Moderator war Albert Engelhardt, FM-Experte der Immobilien Zeitung.
In der Diskussion machten die FM-Dienstleister die Trennung von Einkauf und interner FM-Fachabteilung der auftraggebenden Unternehmen dafür mitverantwortlich, dass Aufträge primär über den Preis und weniger über die Qualitätskriterien vergeben würden. Dem hielt Merck-Manager Grünewald entgegen, dass für den Einkauf sowohl Qualitätskriterien als auch der Preis die entscheidenden Faktoren bei der Auftragsvergabe an FM-Dienstleister seien. Bayer-Managerin Fröhlich ergänzte, dass sich zumindest in ihrem Unternehmen beide Abteilungen bei Auftragsvergaben verständigen. Außerdem spielten die Mitarbeiter eine wesentliche Rolle bei der Beurteilung externer Dienstleister. Die Einkäufer erklärten, dass sie enormer Kostendruck in ihren Unternehmen zu Einsparungen zwinge. YIT-Chef Schuster kritisierte, dass oftmals die Vertragslaufzeiten zu kurz seien und sich für Projekte erforderliche Investitionen in Technik nicht lohnten.
Kritik: Fachwissen ohne Honorar genutzt und verbreitet
Heftig kritisierte der GEFMA-Vorstandsvorsitzende Otto Kajetan Weixler die Praxis der "Sozialisierung von Konzepten": Dabei diene das Konzept eines FM-Dienstleisters als Grundlage einer Ausschreibung. So werde Fachwissen ohne Honorar weitergenutzt sowie an andere Unternehmen weitergegeben, um dann den billigsten Anbieter zu beauftragen. Kontrovers diskutierten die Teilnehmer auch die Frage der Haftung bei FM-Projekten. Als zum Teil unverhältnismäßig im Vergleich zur Rendite kritisierten die FM-Vertreter Bemühungen von Kundenseite, den Dienstleistern unbeschränkte Haftung in die Verträge zu schreiben. Die Einkäufer hielten dagegen, dass auch sie für ihre Produkte gerade stehen müssten. Professor Klaus Heying von der Georg-Simon-Ohm-Hochschule in Nürnberg forderte, Haftungsfragen bessern zu regeln und verwies auf die von GEFMA erarbeiteten Instrumente zur Lösung der Betreiberverantwortung. Denn gerade kleine und mittlere FM-Unternehmen seien bei nicht kalkulierbaren Haftungsrisiken in ihrer Existenz gefährdet.
Nachhaltigkeit bleibt im Fokus
Die Themen Energiewende und Nachhaltigkeit bildeten einen weiteren Schwerpunkt der GEFMA-Mitgliederversammlung. Für die Branche des Facility Managements (FM) ist das Thema von großer Bedeutung, da sie über die Erhöhung der Energieeffizienz von Immobilien und Anlagen einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende leisten kann. Dem Thema Nachhaltigkeit widmet sich daher ein neuer GEFMA-Arbeitskreis unter der Leitung von Brigitte Bourscheidt vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, Thomas Häusser, Geschäftsführer von Drees & Sommer sowie Dr. Andrea Pelzeter, Professorin an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin. Die Ziele dieses Arbeitskreises stellte Pelzeter auf der Mitgliederversammlung vor. Dazu gehört unter anderem, eine Richtlinie zu erstellen, die beim Management von Nachhaltigkeit im FM unterstützt. Zentral sind dabei die Fragen, wie viel FM zur Nachhaltigkeit von Unternehmen beiträgt und wie dieses gesteigert werden kann.
Die Bedeutung von Energie und Nachhaltigkeit für die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) erklärte Lutz Leide, Leiter des Facility Managements der BImA. Ihr politischer Auftrag zur energetischen Sanierung sieht vor, den Wärmebedarf der Bundesgebäude bis 2020 um 20 Prozent zu senken und für den öffentlichen Gebäudebestand bis 2050 die Klimaneutralität zu erreichen. Brandenburgs Wirtschafts- und Europaminister Ralf Christoffers wies in seiner Begrüßungsrede darauf hin, dass es für die Energiewende in Deutschland bisher weder genügend Netz- noch Speicherkapazitäten gebe, ferner müsse der Umstellungsprozess stärker in die europäische Energiepolitik eingebunden werden. Er forderte außerdem eine offene und ehrliche Diskussion über ein Finanzierungskonzept: "Die Energiewende ist nicht zum Nulltarif zu haben."