GEMÜ China wurde 1998 als reine Repräsentanz gegründet. Angefangen hat es im German Center in Shanghai. Zwei Mitarbeiter starteten in einem kleinen Büro mit rund 10 Quadratmetern. Das "Paar" der ersten Stunde: Geschäftsführer Zhen Xiao mit abgeschlossenem Ingenieurstudium an der Technischen Universität Stuttgart und seine Mitarbeiterin Xuesong Wu, die gerade Ihr Germanistikstudium absolviert hatte. Heute beschäftigt das Unternehmen mehr als 80 Mitarbeiter an sechs Standorten und unterhält eine eigene Fertigung für den lokalen Markt. Einige Produkte werden teilweise auch in andere asiatische Länder geliefert.
Produktionsgesellschaft gegründet
Im Jahr 2001 zog der Vertrieb in neue Büroräume ins Hongkong Plaza um. Gleichzeitig wurde eine Produktionsgesellschaft gegründet, die sich in einem Industriegebiet in Shanghai einmietete. Das erste Produkt aus chinesischer Produktion war das Schrägsitzventil GEMÜ 514. Dieses wurde aus deutschen Komponenten in China montiert und im chinesischen Markt verkauft. Mittlerweile werden Teile für diese Baureihe auch direkt von chinesischen Lieferanten eingekauft. Kernkomponenten, die im Wesentlichen zur langen Lebensdauer und Robustheit der Ventile beitragen, kommen immer noch aus Deutschland. In der Anfangszeit waren Mitarbeiter aus Ingelfingen aus Produktion und Qualitätssicherung in China vor Ort. "Wir wollten von Beginn an in der chinesischen Montage und Produktion den hohen GEMÜ-Qualitätsstandard einführen", sagt Uwe Schmezer. Der zuständige Produktmanager für Schwenkarmaturen Andreas Müller war alleine zwei Jahre in Shanghai.
Montage vor Ort
Der Umsatz in der pharmazeutischen Industrie nahm im Lauf der Zeit deutlich zu. Die Kunden forderten kürzere Lieferzeiten. Gleichzeitig überstieg der Druck auf die Preise in China dem in Europa. Man entschloss sich, das manuelle Schleifen/Polieren der Ventilkörper direkt in China vorzunehmen und die Ventile vor Ort zu montieren. Dadurch wurden statt Komplettventilen nur noch Komponenten aus Deutschland beschafft und gelagert. Die Folge: Weniger Lagerhaltung, geringere Fertigungskosten, höhere Verfügbarkeit und deutlich verkürzte Lieferzeiten. GEMÜ blieb damit auf dem chinesischen und asiatischen Markt wettbewerbsfähig. Mittlerweile werden auch die Edelstahlfeingusskörper lokal zugekauft.
GEMÜ China sichert Arbeitsplätze in Deutschland
Bereits 2006 war das fünf Jahre zuvor gemietete Gebäude wiederum zu klein. Im Zuge einer erneuten Reorganisation zog das Unternehmen in ein rund 4.000 Quadratmeter großes Gebäude um, in dem alle Mitarbeiter des Standortes Shanghai untergebracht wurden. Im gleichen Jahr startete die Fertigung der Absperrklappe GEMÜ Victoria. Inzwischen wurden von dieser Klappe wiederum allein in China mehrere Tausend Stück bis zu einer Nennweite von DN 600 produziert und verkauft. Die Entwicklung der neuen Absperrklappe fand im Stammwerk in Ingelfingen statt. Dort arbeiten die Entwickler schon an der Konstruktion bis zur Nennweite DN 1400. "Jeder Euro Umsatz, den wir bisher in China gemacht haben, hat dazu beigetragen, in Ingelfingen neue Arbeitsplätze zu schaffen und die bestehenden zu sichern", betont Eigentümer Fritz Müller.
Marke GEMÜ auf dem chinesischen Markt etabliert
Der Vertrieb lief in der Anfangszeit nur über lokale Händler. Erst mit der Gründung der beiden Verkaufsbüros in Beijing und Guangzhou im Jahre 2001 wurde stärker in den Direktvertrieb investiert. Heute steht der Vertrieb auf zwei starken Säulen, dem heute deutlich erweiterten, landesweiten Händlernetz und einem starken Direktvertrieb. Dieser operiert mittlerweile von sechs Standorten aus. Das Büro in Chengdu, im Westen Chinas, wurde 2003 eröffnet, das Büro in Shengyang im Norden 2005. Der jüngste Vertriebsstützpunkt ist Hongkong, gegründet 2008. Das Chinateam und die Händler haben die Marke GEMÜ in nur zehn Jahren in einigen Branchen fest zu etabliert und einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht. GEMÜ ist in vielen Branchen heute eine echte Benchmark. Die Kernbranchen in den ersten Jahren waren die Stahlindustrie, Pharma- und Halbleiterindustrie, Energieversorgung/Kraftwerke sowie der Maschinenbau. Bemerkenswert: Einige Händler der ersten Stunde stehen heute noch treu an der Seite von GEMÜ, obwohl der Wettbewerbsdruck von Jahr zu Jahr stärker wird.
Motiviertes Team
Xuesong Wu hat GEMÜ China 2001 verlassen und in Mannheim ein Studium der Volkswirtschaftslehre aufgenommen. Seit Sommer 2006 arbeitet sie in Ingelfingen im Marketing und verantwortet den Bereich Market Research. Selbstverständlich ist sie zum Jubiläum nach Shanghai geflogen. "Es war eine sehr gelungene und persönliche Feier. Das ganze Team sprüht nur so vor Motivation und Ideen, ist hoch engagiert und die Dynamik ist überwältigend", beschreibt sie ihre Eindrücke. In das gleiche Horn bläst auch Uwe Schmezer: "Die Begeisterung, mit der alle Beteiligten in den letzten zehn Jahren bei der Sache waren und immer noch sind, ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Das chinesische GEMÜ-Team ist ein Teil der GEMÜ-Familie mit einem ganz besonderen und ansteckenden Spirit".
Enges Netzwerk geknüpft
Das Geheimnis des GEMÜ-Erfolgs in China stützt sich vor allem auf zwei weitere Faktoren: Zum einen wurde die Tochtergesellschaft in China von Anfang an stark vom Mutterhaus unterstützt. Der zuständige Area Sales Manager war oft wochenlang mit seinen chinesischen Kollegen auf Promotion-Tour durch das ganze Land, hat Vorträge zum Thema Ventiltechnik gehalten und den chinesischen Ingenieuren und Technikern Wissen vermittelt und Know-how weitergegeben. Zum anderen hat das Team in China sehr früh eine hohe Dynamik und Selbständigkeit entfaltet und die Geschäftsstrategie den lokalen Erfordernissen angepasst, getreu dem Motto "Global denken, lokal handeln". Mittlerweile haben sie mit ihren Kollegen aus Singapur und Taiwan ein enges Netzwerk gebildet, führen bei grenzüberschreitenden Projekten gemeinsame Projektbesprechungen durch und organisieren alles, was für die Zufriedenheit ihrer Kunden nötig ist. Wenn sie Hilfe benötigen, sind ihre Kollegen aus dem Vertrieb und dem Produktmanagement aus Deutschland ebenfalls zur Stelle und unterstützen, wo immer es notwendig ist.
Geschäftsfelder ausgeweitet
Neue Geschäftsfelder in China sind die derzeit boomende Solarindustrie, die Meerwasserentsalzung sowie die Umwelttechnik und Wasseraufbereitung. Die Chinesen haben die Probleme der steigenden Umweltbelastung erkannt und sie ganz oben auf der Tagesordnung verankert. Denn der Slogan "Gemeinsam wachsen" heißt auch, dass wir mit unserer Präsenz im chinesischen Markt die konjunkturelle Abkühlung gemeinsam schneller überwinden wollen. Der daraus abgeleitete Ausspruch "Have a better Future together" steht nicht nur für das Jubliäumsjahr von GEMÜ China, sondern stellvertretend für eine ganze Nation. Das eröffnet auch deutschen Firmen, die in vielen Bereichen der Umwelttechnik führend sind, ganz neue Möglichkeiten. Und auf GEMÜ China können deutsche Maschinen- und Anlagenbauer genauso zählen wie auf das Stammhaus in Ingelfingen.