Während der Anteil der erneuerbaren Energien am Strommarkt im Jahr 2012 auf stolze 22,9 Prozent anstieg und bis 2020 sogar 35 Prozent erreichen soll, peilt die derzeitige Regierung für die Wärmebereitstellung ein deutlich bescheideneres Ziel von 14 Prozent in 2020 an. In den Wahlprogrammen der Oppositionsparteien werden diese Ziele zwar nach oben korrigiert. Was konkrete Maßnahmen zum Ausbau der erneuerbaren Wärme angeht, bleiben die Parteien allerdings im Ungenauen.
Doch sind solche Maßnahmen notwendig: Nach Angaben des Bundesverbands Wärmepumpe e.V. (bwp) werden heute in Deutschland noch vier Fünftel aller Heizungen mit fossilen Brennstoffen betrieben. Von diesen sind wiederum mehr als 70 Prozent älter als 15 Jahre, was CO2-Emissionen und Energieverbrauch gleichermaßen in die Höhe treibt. Für Dr. Meyer sind diese Zahlen alarmierend. "Es ist höchste Zeit, beim Heizen und Kühlen auf erneuerbare Energien umzusteigen." Erdwärme hat hier gegenüber Gas und Öl, aber auch gegenüber anderen erneuerbaren Energiequellen entscheidende Vorteile: Sie ist nicht nur speicherfähig, sie steht auch Tag für Tag und rund um die Uhr zur Verfügung und ist somit - im Gegensatz zu Sonne und Wind - ganzjährig in der Lage, den Heiz- und Kühlbedarf abzudecken. Zudem sind geothermische Anlagen wirtschaftlich und bereits heute technisch voll ausgereift.
Meyers Forderungen an die Politik sind klar: "Was wir brauchen, sind bessere Rahmenbedingungen gerade für die oberflächennahe Geothermie, z. B. durch eine Novellierung des EEWärmeG. Hier müssen die Erneuerbaren höher bewertet werden als reine Effizienztechnologien wie beispielsweise die Fernwärme. Auch die Beantragung für Geothermie-Anlagen erweist sich in vielen Fällen als Hemmschuh. Es wäre wünschenswert, dass sich Klimaschutz als politisches Ziel auch im Verwaltungshandeln widerspiegelt, beispielsweise durch eine stärkere Standardisierung und damit Beschleunigung der Antragsverfahren." Bei Gebäuden mit hohem Kältebedarf solle im Rahmen der Gebäudestandards der Einsatz von Geothermie geprüft werden. Zugleich sei es dringend notwendig, den Strompreis für den Wärmepumpenstrom, der sich in den letzten Jahren nahezu verdoppelt habe, wieder zu senken, so Meyer weiter.
Diese Maßnahmen lohnen sich: Durch eine intensivere Nutzung der oberflächennahen Geothermie zur Wärmegewinnung könnten enorme Mengen an fossilen Brennstoffen und damit an CO2 eingespart werden. Allein im Jahr 2012 waren es im EE-Wärmesektor rund 40 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente. Innovative geothermische Heizungs- und Kühlanlagen reduzieren schon heute den Energieaufwand zur Wärmeerzeugung um 40 Prozent und den zur Kälteerzeugung um über 80 Prozent. Ein Beispiel: In der innovativen Hybridanlage des Berliner Unternehmens Geo-En sind Erdsonde, Wärmepumpe und Blockheizkraftwerk so intelligent integriert und gesteuert, dass über 50 Prozent der Gebäudeheizung aus erneuerbaren Energien gewonnen werden, während gleichzeitig die Energiekosten um 40 Prozent geringer sind als bei einer einfachen Gas- oder Fernwärme-Lösung.