Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum lag der Umsatz im zweiten Quartal 2022 bei EUR 52,2 Mio (Q2 2021: EUR 51,5 Mio). Das Ergebnis vor Zinsen, Ertragsteuern und Abschreibungen (EBITDA) verdoppelte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf EUR 5,3 Mio (Q2 2021: EUR 2,7 Mio). Der Umsatz im ersten Halbjahr 2022 stieg leicht auf EUR 103,4 Mio – nach EUR 102,0 Mio im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Das EBITDA des ersten Halbjahres 2022 lag mit EUR 5,8 Mio deutlich über dem Vorjahr (H1 2021: EUR 4,2 Mio), obwohl sich die Materialkosten durch gestiegene Material-und Rohstoffpreise weiter erhöht haben. Die Personalkosten konnten hingegen leicht gesenkt werden.
„Trotz der anhaltend widrigen Rahmenbedingungen zeichnet sich Gigaset durch ein hohes Maß an Resilienz aus. Wir haben frühzeitig Veränderungen im wirtschaftlichen Umfeld erkannt und entsprechend gegengesteuert. Flexibilität und Leistungskraft sind unsere Instrumente, um den Erfolg der Gigaset AG auch bei rauer See sicherzustellen. Auf diese Stärken verlassen wir uns auch zukünftig, da wir zusätzlich zu den anhaltenden Versorgungsengpässen auch einen zunehmenden wirtschaftlichen Gegenwind aufziehen sehen“, sagt Klaus Weßing, CEO und Vorstandsvorsitzender der Gigaset AG am Dienstag in Bocholt.
Digitalisierung als Wachstumschance
Die Digitalisierung der Wirtschaft und der Gesellschaft insgesamt schreitet immer weiter voran. Moderne Arbeitswelten mit Homeoffice und Remote Work machen eine großflächige Anpassung der IT- und Telekommunikationsstrukturen erforderlich. Das betrifft Privat- und Geschäftskunden gleichermaßen. Gigaset will diese Entwicklungen begleiten und sieht sich hervorragend dafür aufgestellt, davon zu profitieren.
Phones
Nach dem kurzzeitigen, coronabedingten Boom auf dem Markt für DECT-Schnurlostelefone, hat sich die Entwicklung inzwischen wieder normalisiert. Nach Einschätzung von Gigaset wird sich der weltweite Markt in Zukunft wieder rückläufig entwickeln und das Preisniveau weiter sinken. Verantwortlich hierfür ist in erster Linie die immer größer werdende Menge alternativer Kommunikationstechnologien.
Smartphones
Noch zu Beginn der 2010er Jahre hat der Smartphone-Markt ein rasantes Wachstum verzeichnet. Seit einigen Jahren hat sich diese Entwicklung verlangsamt. Entgegen dieses allgemeinen Trends konnte Gigaset im B2B-Segment deutlich mehr Smartphones absetzen.
Gigaset sieht den Grund darin, dass Geschäftskunden im Zusammenhang mit Remote Work auf durchgängige Lösungen für ihre Mitarbeiter setzen. Als einziger Anbieter von Festnetzgeräten, und Smartphones für B2C und B2B aus einer Hand bietet Gigaset genau das an.
Smart Home
Der Absatz im Bereich Smart Home bleibt hinter den Erwartungen zurück. Das Unternehmen hält dennoch an seinem Ziel fest, mit den vier Anwendungsfeldern Sicherheit, Energie, Komfort und Hilfe für pflegebedürftige Menschen weitere Marktanteile zu gewinnen und vor allem durch neue Kooperationen und Partnerschaften, wie zum Beispiel mit Home Connect Plus und BeHome neues Momentum in das Smart Home Geschäft zu bringen.
Professional
Im Bereich der Geschäftskundentelefonie sieht Gigaset weiteres Potenzial für IP- und Cloud-basierte Lösungen, welche vor allem in Europa die traditionelle Übertragungstechnik zunehmend verdrängen. Da sich die Änderung der Übertragungstechnik nicht auf die Kommunikations-Hardware auswirkt, wird Gigaset als Hersteller im B2B-Bereich mit enger Anbindung an Cloud-Partner hiervon profitieren. Zudem konnte Gigaset im ersten Halbjahr 2022 die ersten für Unify entwickelten Tischtelefone erfolgreich ausliefern. Im Dezember 2020 hatte das Unternehmen einen Exklusivvertrag zur Entwicklung einer neuen Endgeräte-Familie geschlossen. Die Auslieferung der ersten Geräte liegt damit genau im Plan.
Geschäftsverlauf nach Geschäftsbereichen
Der Umsatz in den überwiegend auf Privatkunden ausgerichteten Geschäftsbereichen Phones, Smartphones und Smart Home entwickelte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum in Summe mit -7,3 % auf EUR 73,5 Mio rückläufig (H1 2021: EUR 79,2 Mio). Im Gegensatz dazu konnte der Umsatz im Professional-Geschäft mit Businesskunden stark um 31,7 % auf EUR 29,9 Mio (H1 2021: EUR 22,7 Mio) zulegen.
Der Markt für Festnetztelefonie bleibt eine Herausforderung. Die erwartete weiter rückläufige Entwicklung spiegelt sich auch im Umsatz wieder, wobei dieser auch in 2022 durch den Sondereffekt unzureichender Bauteile negativ beeinflusst wurde: Er sank im Bereich Phones im ersten Halbjahr 2022 um 10,0 % auf EUR 63,3 Mio. Im Vorjahreszeitraum hatte er noch bei EUR 70,3 Mio gelegen.
Der Geschäftsbereich Smartphones präsentiert sich in sehr guter Verfassung. Er hat sich von den Auswirkungen der Corona-Krise weiter erholt und konnte seinen Umsatz auf EUR 9,6 Mio steigern – ein deutliches Plus von 17,1 % gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres (H1 2021: EUR 8,2 Mio).
Die Entwicklung im Bereich Smart Home ist weiterhin herausfordernd. Im ersten Halbjahr sank der Umsatz um 25,0 % auf EUR 0,6 Mio – nach EUR 0,8 Mio im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Aus Sicht von Gigaset ist diese Entwicklung nicht zufriedenstellend. Das Unternehmen bemüht sich den aktuell anhaltenden Rezessionsängsten, die auf die Konsumstimmung der Verbraucher drücken und in Zeiten steigender Kosten für z.B Nebenkosten wie Strom und Gas Produkte wie Smart Home Lösungen zu optionalen Luxus-Beschaffungen machen, entgegenzuwirken und durch Partnerschaften im B2B Segment neue Vertriebskanäle zu adressieren.
Der Umsatz im Professional-Geschäft mit Businesskunden entwickelte sich im ersten Halbjahr 2022 dagegen sehr erfreulich: Er kletterte auf EUR 29,9 Mio. Das entspricht einem kräftigen Zuwachs von 31,7 % gegenüber dem Vorjahr (H1 2021: EUR 22,7 Mio).
„Mit den Halbjahreszahlen sind wir angesichts der Gesamtsituation recht zufrieden“, sagt Thomas Schuchardt, CFO der Gigaset AG. „Vor allem das deutlich verbesserte Ergebnis zeigt, dass wir Gigaset auf Basis unserer Geschäftsstrategie und mit entsprechenden Maßnahmen gut durch die beispiellosen Krisen der jüngsten Vergangenheit navigiert haben. Nach den beiden Corona-Krisenjahren waren die bis heute andauernden Lieferkettenprobleme auch für Gigaset eine Herausforderung und der Ukrainekrieg hinterlässt weitere tiefe Spuren im makroökonomischen Umfeld. Dass sich mit Smartphones und Professional trotzdem zwei von vier Geschäftsbereichen im ersten Halbjahr 2022 deutlich positiv gegenüber dem Vorjahreszeitraum entwickelt haben, freut uns umso mehr.“
Erläuterungen zum Ausblick 2022
Wie sich das laufende Geschäftsjahr 2022 im Allgemeinen und die Wirtschaft im Besonderen entwickeln wird, ist noch mit großen Unsicherheiten behaftet. Die Entwicklung ist vor allem davon abhängig, zu welchen unerwarteten wirtschaftlichen Verwerfungen es infolge des Ukrainekrieges oder einer sich erneut verschärfenden Corona-Situation noch kommt. Auch für die weitere Geschäftsentwicklung von Gigaset in diesem Jahr besteht eine entsprechende Unsicherheit.
Gigaset sieht sich deshalb auch weiterhin wesentlich in Abhängigkeit von externen, nicht selbst beeinflussbaren Faktoren - sprich Entscheidungen von Regierungen bezüglich wirtschaftlicher Sanktionen oder neuer Anti-Corona-Maßnahmen.
Die größte Unsicherheit besteht nach wie vor im Bereich der Materialverfügbarkeit. Die Auslastung der Produktionskapazitäten kann durch die bestehende Knappheit am Beschaffungsmarkt, z. B. bei Chipsätzen, möglicherweise nicht konstant gewährleistet werden. Gerade im Bereich der Halbleiter gibt es weiter kein klares Bild für die Zukunft. Die langjährigen, etablierten Geschäftsbeziehungen mit Partnern werden Gigaset aber dabei helfen, eine ausreichende Materialversorgung sicher zu stellen.
Gesamtaussage des Vorstands für 2022
Angesichts der im Prognoseausblick beschriebenen Annahmen und unter Ausschluss einer plötzlichen, deutlichen Verschlechterung des Pandemie-Geschehens, der Lieferketten-Situation oder des Kriegsgeschehens erwartet Gigaset für das Geschäftsjahr 2022 unverändert folgende Entwicklung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage:
- Einen leichten Anstieg im Umsatz und EBITDA
- Einen moderat positiven Free Cashflow