Der Umsatz in den ersten neun Monaten 2022 erhöhte sich auf EUR 159,7 Mio (9M 2021: EUR 153,9 Mio). Das Ergebnis vor Zinsen, Ertragsteuern und Abschreibungen (EBITDA) der ersten neun Monate sank auf EUR 7,7 Mio – nach EUR 11,0 Mio im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der Umsatz im dritten Quartal verbesserte sich auf EUR 56,4 Mio (Q3 2021: EUR 52,0 Mio) – trotz bestehender Materialengpässe infolge gestörter Lieferketten sowie der weltweiten Unsicherheiten infolge des seit Februar 2022 andauernden Ukraine Kriegs. Das EBITDA des dritten Quartals sank auf EUR 1,9 Mio (Q3 2021: EUR 6,8 Mio). Das Ergebnis vor Zinsen und Ertragsteuern (EBIT) ging im dritten Quartal auf EUR -2,2 Mio zurück (Q3 2021: EUR 3,3 Mio).
„Wir sehen uns mit einer neuen Realität im Bereich Logistik und Materialverfügbarkeit konfrontiert“, so Thomas Schuchardt, CFO der Gigaset AG. „Entsprechend wurde durch Beschaffungs- und Lieferkettenprobleme unser Ergebnis in den ersten neun Monaten des Jahres belastet. In diesem herausfordernden Umfeld sichern uns unsere langjährigen und guten Beziehungen mit unseren Lieferanten eine bestmögliche Versorgung mit Vorprodukten und Rohstoffen. Da Gigaset den Großteil der notwendigen Materialien und Komponenten in US-Dollar bezahlt, schlagen die mit Beginn des Ukraine-Kriegs einsetzenden Wechselkurs-Effekte ebenfalls negativ zu Buche. Den stärksten Effekt hat die Abwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar. Dies führte zu einer deutlichen Steigerung der Materialkosten für Gigaset. Von besonderer Bedeutung ist für uns in diesem Kontext die Kosten im Griff zu haben und die außergewöhnliche Unsicherheit zu managen.“
Digitalisierung bietet Wachstumschancen
Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung in Deutschland beschleunigt. Viele Unternehmen haben innerhalb kürzester Zeit die Arbeitsweise umgestellt und neue Geschäftsmodelle oder Vertriebswege erschlossen. Doch im internationalen Vergleich hinkt die Bundesrepublik weiter deutlich hinterher. Deshalb sind für die digitale Transformation in Zukunft noch größere Anstrengungen nötig – vor allem im Bereich der IT- und Telekommunikationsstrukturen. Gigaset sieht sich – auch im Kontext geopolitischer Spannungen – gerüstet, um von dieser Entwicklung zu profitieren.
Geschäftsverlauf nach Geschäftsbereichen
Der Umsatz in den überwiegend auf Privatkunden ausgerichteten Geschäftsbereichen Phones, Smartphones und Smart Home summierte sich in den ersten neun Monaten 2022 auf EUR 115,4 Mio – eine Verbesserung um 1,9 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum (9M 2021: EUR 113,2 Mio). Die Entwicklung im Einzelnen:
Phones
Der Geschäftsbereich Phones liegt im Berichtszeitraum 2022 mit EUR 102,2 Mio über dem Vorjahresniveau mit EUR 99,9 Mio. Der Absatz bei Phones zeigt eine Steigerung um 2,3 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, was insbesondere auf die fortwährende Stabilisierung des Absatzes von Schnurlostelefonen zurückgeführt werden kann. Im dritten Quartal erhöhte sich der Umsatz auf EUR 38,9 Mio – ein starkes Plus von 31,3 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (Q3 2021: EUR 29,7 Mio).
Obwohl sich der europäische Markt für Schnurlostelefone insgesamt weiter rückläufig entwickelt, bleibt er hart umkämpft. Gigaset behauptet sich weiterhin als Anbieter erster Wahl für Premiumtelefone mit eigener Station oder hinter Routern. Im internationalen Verdrängungswettbewerb sollen weitere Marktanteile gewonnen werden. Ein wichtiger Umsatztreiber und Prestige-Erfolg ist die intensivierte Zusammenarbeit mit der Telekom Deutschland. Diese setzt seit Juli 2022 in ihren Telekom Shops sowie im Telekom Online Shop auf DECT-Schnurlostelefone von Gigaset.
Smartphones
Der Geschäftsbereich Smartphones hat mit einem Neunmonatsumsatz von EUR 12,2 Mio zwar das Vorjahresniveau gehalten (9M 2021: EUR 12,2 Mio). Die gute Umsatzentwicklung aus dem ersten Halbjahr ließ sich zuletzt aber nicht weiter fortsetzen. Der Umsatz von EUR 2,6 Mio im dritten Quartal bedeutet einen deutlichen Rückgang um -35,8 % gegenüber dem Vorjahr (Q3 2021: EUR 4,0 Mio).
Das allgemeine Wachstum des Smartphone-Marktes hat sich in den letzten Jahren verlangsamt. Eine Entwicklung, die auch Gigaset spürt. Um diesen Bereich zu stärken, setzt Gigaset weiterhin auf den Ausbau des Geschäfts mit Smartphones im Bereich der B2B-Partnerschaften als Ergänzung zum existierenden B2C-Angebot.
Smart Home
Die Entwicklung im Geschäftsfeld Smart Home ist für Gigaset nach wie vor unbefriedigend. Der Umsatz sank im abgelaufenen Neunmonatszeitraum leicht auf EUR 1,0 Mio (9M 2021: EUR 1,1 Mio). Die Nachfrage nach Smart Home Produkten hat sich damit seit Beginn der Pandemie noch immer nicht erholt.
Der Absatz von Smart Home-Anwendungen dürfte sich in absehbarer Zukunft zurückhaltender als ursprünglich erwartet entwickeln. Gigaset geht dennoch davon aus, mit seinen vier Anwendungsfeldern Sicherheit, Energie, Komfort und Hilfe für pflegebedürftige Menschen weitere Marktanteile zu gewinnen. Um sein Smart Home Portfolio einer breiteren Zielgruppe zugänglich zu machen, setzt Gigaset auch hier zunehmend auf Partnerschaften; zu den jüngsten in diesem Bereich gehören die Zusammenarbeit mit Home Connect Plus und der Connectivity Standards Alliance (matter).
Professional
Der Umsatz im Geschäftsbereich Professional hat im Neunmonatszeitraum auf EUR 44,3 Mio zugelegt. Das ist eine Steigerung um 8,8 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum (9M 2021: EUR 40,7 Mio). Dabei war der Umsatz im dritten Quartal deutlich um -19,5 % auf EUR 14,5 Mio gesunken (Q3 2021: EUR 18,0 Mio). Die insgesamt positive Entwicklung ist einerseits durch Nachholeffekte von Projekten bedingt als auch durch die hohe Nachfrage und neue Projektumsetzungen.
Der Bereich der Geschäftskundentelefonie wird nach Einschätzung von Gigaset zunehmend von IP- und Cloud-basierten Lösungen geprägt. Diese neuen Technologien dürften vor allem in Europa die traditionelle Übertragungstechnik weiter verdrängen. Die für entsprechende Gespräche benötigte Hardware wird davon aber unberührt bleiben. Gigaset als Hersteller im B2B-Bereich mit enger Anbindung an Cloud-Partner will hiervon profitieren.
„Wir befinden uns in einer Situation, die geprägt ist von außergewöhnlicher Unsicherheit. Dennoch sehen wir positiv in die Zukunft: Neue, auf den Kunden ausgerichtete Produkte, langfristig angelegte Kooperationen mit starken Partnern und unsere Produktion „Made in Germany“, die uns außergewöhnliche Flexibilität bei der Produktion ermöglicht, sind wichtige Assets für unseren Erfolg“, ergänzt Klaus Wessing, CEO der Gigaset AG.
Erläuterungen zum Ausblick 2022
Auch im vierten Quartal 2022 bestehen weiterhin verschiedene Unsicherheiten und Risiken. Wichtige Einflussfaktoren hier sind die weitere Entwicklung der chinesischen Corona-Politik, die Materialverfügbarkeit auf den Beschaffungsmärkten sowie der Ukraine-Krieg, der vor allem in Europa zu Lieferengpässen, massiv gestiegenen Energiepreisen und hoher Inflation geführt hat. Ebenso wirken sich Wechselkurs-Effekte negativ aus. Den stärksten Effekt hat die Abwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar. Gigaset sieht sich weiterhin in Abhängigkeit der beschriebenen externen, nicht selbst beeinflussbaren Faktoren.
Angesichts dieser Themen rechnen die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute mit einer Rezession in Deutschland. Dies und eine womöglich steigende Arbeitslosigkeit dürften sich negativ auf das Konsumverhalten der Verbraucher auswirken. Potentielle Treiber einer langfristigen Inflation sind die Kosten für eine höhere Resilienz der Wirtschaft durch Deglobalisierung, die Kosten der Dekarbonisierung zum Schutz des Klimas und die demografischen Veränderungen, die für einen Kampf um Nachwuchstalente auf dem Bewerbermarkt sorgen. Diese Faktoren haben einen potentiell negativen Einfluss auf die Produktionskosten, die seitens des Unternehmens nicht ohne weiteres auf Kunden umgelegt werden können. Dies würde in der Konsequenz die Margen-Qualität reduzieren und sich damit negativ auf verschiedene Kennzahlen auswirken.
Adjustierter Ausblick des Vorstands für 2022
Eine veränderte Informationslage sowie eine aktuelle Bewertung des weiteren Geschäftsverlaufs in 2022 haben den Vorstand der Gigaset AG am Freitag, den 18. November 2022 zu einer Anpassung der bisherigen Unternehmensprognose veranlasst. Dies wurde dem Kapitalmarkt via Ad hoc Meldung und begleitender Presseinformation kenntlich gemacht. Unter Ausschluss einer plötzlichen, deutlichen Verschlechterung der Corona-Situation oder der Lieferkettenproblematik erwartet Gigaset für das Geschäftsjahr 2022 nun folgende Entwicklung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage:
- Bislang prognostizierte das Unternehmen einen leichten Anstieg im Umsatz und EBITDA gegenüber Vorjahr sowie einen moderat positiven Free Cashflow. Nun wird von einem Umsatzanstieg ausgegangen, der zwischen EUR 235 Mio. und EUR 250 Mio. liegen wird (2021 EUR 217,1 Mio.).
- Beim EBITDA wird ein nun ein Ergebnis unter Vorjahresniveau im Bereich von EUR 6 Mio. bis EUR 15 Mio. erwartet (2021 EUR 16,5 Mio.).
- Der im Ausblick angenommene moderat positive Free Cashflow für 2022 wird bestätigt. Hier wird ein Ergebnis zwischen EUR 0,1 Mio. und 3 Mio. erwartet (2021 minus EUR 14,2 Mio.).