Ende Februar 2023 konnte aufgrund eines leichten Abflauens der Inflation und einer allgemeinen Aufhellung der Wirtschaftsaussichten der Ausblick für die Entwicklung von Umsatz und EBITDA, der im November 2022 adjustiert wurde, sogar angehoben und nachfolgend vollumfänglich erreicht werden. Im Jahr 2022 sah sich das Unternehmen verschiedenen Herausforderungen ausgesetzt, insbesondere bedingt durch geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Unsicherheiten. Engpässe auf den Beschaffungsmärkten sowie gestiegene Preise für Energie, Rohstoffe und Vorprodukte belasteten das Geschäft ebenso wie die Aufwertung des Dollars gegenüber dem Euro. Ungeachtet dessen konnte Gigaset erfolgreich agieren und seine Ziele erreichen.
Insgesamt hat Gigaset im Geschäftsjahr 2022 einen Konzernumsatz von EUR 241,3 Mio erwirtschaftet – ein Plus von 11,1 % gegenüber dem Vorjahr (2021: EUR 217,1 Mio). Umsatzanstiege verzeichneten mit Phones, Smartphones und Professional drei der vier Geschäftsbereiche des Unternehmens. Vor allem das Segment Phones erwies sich im zweiten Halbjahr 2022 als sehr stark und profitierte zusätzlich von einem soliden Weihnachtsgeschäft im vierten Quartal. Kontinuierliches Kosten- und effizientes Working Capital-Management führten zu einem verbesserten EBITDA von EUR 17,9 Mio, das über dem operativen Ergebnis des Vorjahres (2021: EUR 17,4 Mio) lag.
„Dass wir bei Umsatz und EBITDA im vergangenen Jahr zulegen konnten, ist ein großer Erfolg“, so Thomas Schuchardt, CFO der Gigaset AG. „Das operative Geschäft wurde durch die Abwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar stark belastet, was zu einer deutlichen Steigerung der Materialkosten führte. Gigaset begleicht diese größtenteils in US-Dollar. Langjährige und gute Beziehungen mit Lieferanten haben jedoch eine bestmögliche Versorgung mit Vorprodukten und Rohstoffen sichergestellt.“
„Die Umsatzsteigerung im vergangenen Jahr sehe ich, angesichts der Gesamtgemengelage als positives Signal für unsere Anleger“, ergänzt Dr. Magnus Ekerot, seit 1. Januar 2023 neuer CEO und Chairman of the Board der Gigaset AG. „Wir werden an diese positive Entwicklung anknüpfen und bis Ende 2025 substantielles Umsatzwachstum und bessere Profitabilität erreichen. Wir verfolgen einen 3-Jahres-Plan, dessen Eckpfeiler auf einer veränderten Arbeitsweise, zukunftssicheren und auf Kundenbedürfnisse abgestimmten Produkten und Lösungen sowie einem optimierten Markteinleitungsprozess fußen.“
Geschäftsverlauf nach Geschäftsbereichen
In den vorwiegend privatkundenorientierten Geschäftsbereichen Phones, Smartphones und Smart Home summierte sich der Umsatz im Jahr 2022 auf EUR 179,0 Mio und verbesserte sich damit um 11,9 % gegenüber dem Vorjahr (2021: EUR 159,9 Mio). Im Professional-Geschäft mit B2B-Kunden erzielte Gigaset ein Umsatzplus von 8,9 % auf EUR 62,3 Mio (2021: EUR 57,2 Mio).
Der Geschäftsbereich Phones verzeichnete im Geschäftsjahr 2022 mit EUR 158,7 Mio den stärksten Umsatzanstieg. Dies entspricht einem ein Plus von 13,2 % gegenüber dem Vorjahr (2021: EUR 140,2 Mio). Diese positive Entwicklung ist insbesondere auf die bessere Lieferfähigkeit von Gigaset gegenüber Wettbewerbern im Bereich Schnurlostelefone zurückzuführen. Obwohl sich der europäische Markt nach wie vor rückläufig entwickelt, hat Gigaset seine Marktführerschaft im Kernmarkt Europa (EU6) weiter behauptet, bzw. ausgebaut. Die Dominanz des Unternehmens wird an den Marktanteilen sichtbar. Gigaset lag hier GfK Angaben zufolge Ende 2022 bezogen auf Umsatz bei 45 % und bezogen auf Stückzahlen bei 44 % im EU6 Vergleich. In Großbritannien, Deutschland, Frankreich sowie Italien konnte Gigaset seinen Marktanteil bezogen auf die Stückzahlen weiter ausbauen.
Ein wichtiger Prestige-Erfolg ist die intensivierte Zusammenarbeit mit der Telekom Deutschland. Diese setzt seit Juli 2022 in ihren Telekom-Shops sowie im Telekom Online-Shop ausschließlich auf DECT-Schnurlostelefone von Gigaset.
Auch der Umsatz im Bereich Smartphones verbesserte sich auf EUR 18,8 Mio (2021: EUR 18,2 Mio), ein Plus von 3,3 %. Zwar hat sich das allgemeine Wachstum des Smartphone-Marktes in den letzten Jahren verlangsamt, dennoch kann Gigaset mit seiner Strategie weiter Marktanteile gewinnen. Die beiden Alleinstellungsmerkmale „Made in Germany“ und „Individualisierbarkeit“ auch für B2B-Kunden macht sich bezahlt. So wurden im vergangenen Jahr mit dem GX4 und GX6 nicht nur zwei neue rugged Smartphones auf den Markt gebracht, sondern auch eine neue PRO-Version des GS5 veröffentlicht. Mittels dieser wurde eine weitere Ausschreibung bei der Deutschen Bahn AG gewonnen. Die Strategie neben dem etablierten Kundenfeld im B2C-Segment insbesondere im OEM- und B2B-Bereich Neukunden zu gewinnen geht folglich weiter auf.
Der Bereich Smart Home entwickelte sich in 2022 seitwärts und entsprach mit einem Umsatz von EUR 1,5 Mio dem des Vorjahres (2021: EUR 1,5 Mio). Der Smart Home Markt gestaltet sich auch weiterhin als stark frakturiert und ohne klare Dynamik. Um seinen Marktanteil in diesem Bereich auszubauen, verfolgt Gigaset auch hier zunehmend eine B2B-Strategie. So ist das Unternehmen nun Partner auf der von Bosch betriebenen Home Connect Plus Plattform. Mit Stadtritter konnte eine professionelle Alarmaufschaltzentrale als Partner gewonnen werden und im Bereich der altersgerechten Assistenzsysteme (Smart Care) konnte mit BeHome ein neuer Vertriebspartner für den B2B2C-Kanal gewonnen werden.
Deutlich positiv gestaltete sich auch der Umsatzbeitrag des Geschäftsbereichs Professional. Dieser trug im Geschäftsjahr 2022 EUR 62,3 Mio zum Konzernumsatz bei (2021: EUR 57,2 Mio) – ein Anstieg um 8,9 %. Die insgesamt positive Entwicklung ist einerseits auf Nachholeffekte bei größeren Installationen zurückzuführen, die wegen der Pandemiedynamik in 2021 nicht umgesetzt werden konnten, andererseits auf eine hohe Nachfrage und neue Projekte.
Entgegen dem weltweiten Trend konnte in Deutschland, dem größten DECT-Markt in Europa, ein leichter Anstieg im Business DECT-Bereich verzeichnet werden. Im gleichen Zeitraum konnte Gigaset als Lieferant von DECT-Multizellen-Schnurlostelefonen mit 25 % den zweitgrößten Marktanteil in Westeuropa nach Angaben von MZA Consultants stabilisieren.
Ausblick
Die Konjunkturaussichten für 2023 bleiben weiter getrübt, wenngleich die für Deutschland befürchtete Rezession ausbleiben dürfte. Neben der allgemeinen Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung bereiten besonders die anhaltend hohen Preise Sorgen. Zu den externen Faktoren, von denen auch das Geschäft von Gigaset abhängig ist, zählen neben dem gegenüber dem Euro deutlich aufgewerteten US-Dollar, den höheren Energie- und Materialpreisen, Logistikproblemen und dem inflationsbedingten Kaufkraftschwund bei den Verbrauchern auch Engpässe im Halbleiterbereich, die mittelfristig andauern werden. Welche Auswirkungen dies alles auf den Geschäftsverlauf in diesem Jahr haben wird, ist derzeit noch nicht abzuschätzen.
Gesamtaussage des Vorstands für 2023
Trotz der beschriebenen Herausforderungen ist Gigaset zuversichtlich in Bezug auf die eigenen Wachstumsaussichten. Das Unternehmen wird sich auf seine Kernkompetenzen konzentrieren und mit passgenauen Produkten den Bedürfnissen der Kunden gerecht werden. Auch wird das Unternehmen ab sofort fokussierter in Forschung und Entwicklung investieren, um im Rahmen der strategischen Neuausrichtung an Marktrelevanz zu gewinnen.
Entsprechend erwartet das Unternehmen unter Ausschluss einer plötzlichen Verschlechterung der Wechselkurseffekte, der Lieferketten-Situation, des Kriegsgeschehens, weiterer geopolitischer Spannungen oder einer neuen, negativen Dynamik im Pandemiegeschehen, für das Geschäftsjahr 2023 von nachstehender Entwicklung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage:
- einen mittleren Anstieg des Umsatzes (EUR 241,3 Mio in 2022)
- einen deutlichen Anstieg des EBITDA (EUR 17,9 Mio in 2022)
- sowie einen deutlichen Anstieg des Free Cashflow (EUR 1,0 Mio in 2022)