„Großbaustellen haben zuletzt nicht gerade mit kurzen Bauzeiten für Schlagzeilen gesorgt“, sagt Schlatter-Geschäftsführer Harald Reich. „Wir werden den neuen Standort wahrscheinlich noch vor dem vertraglich vereinbarten Fertigstellungstermin übernehmen können.“ Beim ersten Spatenstich Anfang Juli hatte Oberbürgermeister Markus Lewe noch gesagt, er sei gespannt, ob der Rohbau bis Ende August stehe, berichtet Reich. „Der Rohbau wurde dann im Zeitfenster Mitte Juli bis Ende August hochgezogen.“ Dabei beinhaltet das Objekt einige bauliche Herausforderungen. Denn die neue Fertigungshalle nimmt vier aufwendig hergestellte Maschinenfundamente auf. Bis zu 30 Krananlagen werden später in der Industriehalle Ihren Dienst tun, was eine entsprechende Aussteifung der Fundamente, Stützen und Tragwerke erfordert. Das Bürogebäude besitzt einen Hohlraumboden, in den später Bodentanks eingebracht werden.
Muss es immer der Master-Abschluss sein?
Auf die Gründe für den zügigen Baufortschritt sowie die Unternehmensstruktur und Karrieremöglichkeiten bei Goldbeck ging Oliver Büscher-Brach, Teamleiter Planung der Niederlassung Münster, ein: „Wir bilden alle planungsrelevanten Ingenieursdisziplinen vor Ort im eigenen Haus ab und arbeiten mit einer hohen Vorfertigung aus eigenen Werken.“ Betonmodule, die in der Produktion bei Goldbeck industriell vorgefertigt und auf der Baustelle nur noch zusammengefügt und montiert werden, könnten bis zur Anlieferung nicht durch Schlechtwetter in Verzug geraten. Eine umfassende Planung vermeide Kollisionen zwischen den Gewerken. Diese Kollisionen am Bau kennt Henrico Entgelmeier, Student im 5. Semester, aus eigener Erfahrung: „Ich bin gelernter Tischler und habe es auf der Baustelle schon erlebt, dass mir ein Elektriker fast noch ins neu eigesetzte Fenster gebohrt hätte, um dort noch ein Kabel zu verlegen.“ Neben der Systembauweise, die Entgelmeier bis dahin nur aus dem Fertighaus-Segment kannte, ließ ihn die konsequent regionale Unternehmensstruktur der Goldbeck-Gruppe aufhorchen: „Deutsche Bauunternehmen wurden zuletzt oft aufgekauft und in zentralisierte Konzernstrukturen eingegliedert. Goldbeck zeigt, dass es auch anders geht“, sagt der Student. Die regionale Präsenz bietet Hochschulabsolventen laut Büscher-Brach außergewöhnliche Chancen bei Berufseinstieg und Aufstiegsmöglichkeiten. „Die Hierarchien der einzelnen Standorte sind sehr flach aufgestellt. Unser neuer Leiter Projektmanagement hat beispielsweise vor zehn Jahren als Praktikant begonnen“, berichtet Büscher-Brach.
Eine Frage, die die Studierenden umtreibt: Muss es zum Berufseinstieg immer der Master-Abschluss sein? „Nein, das ist kein Muss!“, verdeutlicht Büscher-Brach. Ein Bachelor besitze das nötige Rüstzeug. „Ein Master kann dann on the job gemacht werden – muss aber nicht. Viel wichtiger ist, dass jemand den Anspruch hat, etwas zu erschaffen und Bock hat, gemeinsam die Baustelle zu rocken!“