Es soll sogar Firmen gegeben haben, die ihre eigene Webpräsenz einstellten und nur mit einer Unternehmensseite auf einer sozialen Plattform im Internet vertreten waren.
Beim deutschen Webhosting-Provider goneo, wo auch viele Freelancer und Alleinselbständige Kunden sind, schicken auch heute 1,9 Prozent der Domaininhaber die Aufrufe der Domain direkt auf ihre Profilseite bei einem der beiden großen Business-Netzwerke.
Potential verschenkt
Klar, man erspart sich den Aufbau der eigenen Website, muss sich weder um die Pflege der Inhalte, um rechtliche Vorschriften, noch um technische Aspekte oder SEO kümmern. Und ein soziales Netzwerk verspricht ein Millionenpublikum für die mühsam erstellten Beiträge.
Doch dieses Vorgehen hat einen Preis: Man verschenkt Potential. Denn ein Millionenpublikum ist nur theoretisch erreichbar. Welche Beiträge von wie vielen Augenpaaren gesehen werden kann, steuert das Netzwerk.
Ende des Booms
So wuchs nach der Boomphase um 2020 die Einsicht, dass doch die eigene Website mit individuellem Domainnamen der Dreh- und Angelpunkt für die Onlinekommunikation sein, bleiben oder wieder werden. Warum?
- Ein Umfeld mit Hatespeech und Fakenews kann imageschädigend wirken
Es hat sich gezeigt, dass soziale Medien ein hässliches zweites Gesicht haben, die sich in Hatespeech und Fakenews widerspiegeln. Beides treibt Interaktion an. Soziale Plattformen sind Werbeträger und leben von der Aktivität der Userinnen und User, die Content und Datenspuren generieren, aus denen sich Umsätze erzielen lassen. Die Moderation von Kommentaren oder Beiträgen anderer ist aufwendig. - Soziale Netzwerke starten, boomen und schließen eventuell wieder
Was wurde aus MySpace, Google+, Google Wave, Wer-kennt-wen, StudiVZ …? Schade um die investierte Zeit und die Mühe, die man sich mit geteilten Inhalten gemacht hat. Im Zweifelsfall ist nach der Abschaltung alles weg. - Soziale Netzwerke spielen mit der Sichtbarkeit der Content-Ersteller
Jedes daten- und werbefinanzierte soziale Netzwerk muss stetig weiter wachsen, um Phantasien von Anlegern und Investoren anzufeuern.
Zur Monetarisierung gilt es, das Produkt aus der Anzahl zu erwartender Klicks und dem mit der Thematik zu erzielenden Klickpreis zu maximieren. So gibt es eben auch kommerziell unattraktive Inhalte aus der Sicht der Betreiber des sozialen Netzwerks. Diese müssen hinter gewinnbringenden Inhalten zurücktreten. - Gelegentlich werden Userinnen und User unfreiwillig zu Versuchspersonen für soziale Experimente
2015 bis 2019 hat ein großes, international agierendes Business-Netzwerk den Algorithmus variiert, mit dem neue mögliche Kontakte vorgeschlagen wurden. Man wollte sehen, ob die Userinnen und User mehr Jobangebote bekommen, wenn man ihnen entweder bekannte oder fremde Personen als Kontaktvorschlag unterbreitete. Die Ungleichbehandlung der beiden Gruppen wirft ethische Fragen auf. Wenigstens fragen sollte man vorher. - Soziale Netzwerke verlassen sich sehr auf Algorithmen
Maschinelles Lernen kann helfen, Missbrauchsmuster einer Plattform zu erkennen, doch soziale Plattformen verlassen sich zu sehr auf automatisierte Erkennungsverfahren. Anders ist der Aufwand sicher nicht zu bewältigen. Mit solchen KI-Methoden lassen sich Entscheidungen gut skalieren.
Die Folge allerdings: Es kommt zu falsch-positive und falsch-negative Befunden. Kein ML-Modell bildet die Wirklichkeit 1:1 ab. Das kann zu unberechtigten Sperren von Accounts führen, sei es für einige Tage oder für immer. Korrekturen und Nachprüfungen sind theoretisch möglich, doch ein menschlicher Supporter ist schwer erreichbar. - Verlust der Kontrolle über die eigenen Inhalte
Von wegen „owned media“: Soziale Plattformen geben sich ihre eigenen Regeln und interpretieren sie nach ihrem Gusto. Wenn User-Accounts gesperrt werden, dann oft mit unnachvollziehbaren Begründungen. Es kann schon reichen, wenn man innerhalb einer definierten Zeit zu viele Beiträge postet und so wie ein Spammer erscheint. - Soziale Medien dienen dem Zeitvertreib, der Prokrastination, der Unterhaltung
Wer wischt nicht gerne eher ziellos im Zug, im Wartezimmer, vor dem Mittagessen über den unendlichen Aktivitätsfeed? Wenn Boomer sich beharken oder Kiddies mehr oder weniger unbeholfen gespielte Gags inszenieren, kann das lustig sein. Manchmal ist das Material auch grotesk bis absurd. Oder abstoßend.
User und Userinnen, die ein Problem lösen wollen und fokussiert nach Informationen suchen, wollen sich eben gerade nicht zerstreuen, sondern verwenden in erster Linie eine Suchmaschine oder folgen Links. Die eigene Website sollte im Idealfalls die beste Antwort geben. - Soziale Medien sind Contentmonster, ständig hungrig auf etwas Neues
Nur das Neuste ist spektakulär, shareworthy und clicky. Contents, die nachhaltig wirken sollen, sollten unter einer eigenen Domain jederzeit zugänglich sein, und zwar für Suchmaschinen und für User und Userinnen weltweit.
Social Media hat seine Berechtigung. Schließlich dürfte inzwischen mehr als die Hälfte aller Menschen auf der Welt in mindestens einem sozialen Netzwerk vertreten sein.
Für Webseitenbetreiber, die Besucher auf der eigenen Site haben wollen, heißt das:
1. Platzieren Sie Inhalte für Interessenten, Kunden und Kundinnen auf eigenem, festen digitalen Boden. Das heißt: Veröffentlichen Sie Content auf einer eigenen Website unter einer eigenen Domain. goneo hat die Tools dafür und unsere Server bieten günstigen Speicherplatz.
2. Es ist völlig in Ordnung, zur Promotion und Bewerbung soziale Medien zu nutzen: Soziale Medien sind bestens geeignet, wenn man Userinnen und Usern unterhaltsamen, kurzweiligen Gesprächsstoff liefern kann, etwas Witziges oder gut Inszeniertes. Das schafft Aufmerksamkeit und kann ein positives Image fördern.
Die Konversion eines Interessenten zum Kunden geschieht allerdings am besten auf der eigenen Website.
Ein Ausblick
Anfang 2022 geisterten die Begriffe "Dezentrales Web", "Web3" und "Metaverse" durch die Medien. Ein großes soziales Netzwerk wollte sich neu erfinden und hat sich sogar entsprechend umbenannte, um die neue Strategie zu unterstreichen.
Auch anlässlich des Hypes um diese Begriffe fragten sich viele Webseitenbetreiber, ob man denn nun die normale Website im WWW vernachlässigen können und alles auf Web3 setzen sollte.
Aus der Sicht eines Webhosting-Providers wie goneo wäre ein Umschwenken aller Aktivitäten ins dezentrale Web zu früh. Daher wird es auch über die nächsten Monate und Jahre wichtig sein, die Aktivitäten auf die eigene Website zu fokussieren.