„60 bis 70 Prozent der chinesischen Automarken werden verschwinden“
Der GTEC-CEO verdeutlicht die Lage: „Vor über fünf Jahren gab es einmal mehr als 480 eingetragene Unternehmen in China, die angetreten waren, um Elektrofahrzeuge herzustellen. Über 400 davon sind längst verschwunden, die meisten davon, ohne jemals auch nur einen Prototypen zu bauen. Allein in den letzten vier Jahren haben mehr als 75 chinesische Automarken aufgeben müssen. Es ist absehbar, dass weitere 60 bis 70 Prozent der heute noch existierenden rund 40 Marken vor dem Aus stehen.“ Als Beispiel für den wirtschaftlichen Niedergang der chinesischen E-Autoindustrie nennt er die „katastrophale Lage“ von China Evergrande NEV. Das Unternehmen hatte als Ziel ausgegeben, bis 2025 eine Million E-Fahrzeuge pro Jahr zu produzieren. 2023 waren jedoch nicht einmal 2.000 Wagen des Hengchi 5 ausgeliefert worden, des einzigen E-Autos von China Evergrande NEV.
Bei den meisten chinesischen Herstellern von „New Energy Vehicles“, wie die E-Autos in China genannt werden, ist die Kapitaldecke „bedenklich dünn“, sagt Karlheinz Zuerl. Aufstrebende Automobilhersteller der zweiten und dritten Ebene wie Aiways, Leapmotor, Weltmeister, Skywell, Sitech oder Future Mobility kämpften mit „sehr ernsthaften Schwierigkeiten“.
Kapitalmangel und Qualitätsprobleme
Neben einem eklatanten Kapitalmangel kämpften viele der Anbieter mit Qualitätsproblemen sowie Schwierigkeiten bei der Anpassung an steigende Verbraucheransprüche in Bezug auf Komfort. „Der Umstieg von Kleinstfahrzeugen in Prototypqualität auf hochwertige E-Autos, wie sie die Kundschaft verlangt, fällt vielen chinesischen Herstellern äußerst schwer“, erklärt Karlheinz Zuerl. Viele Firmen wie Hozon oder Future Mobility könnten daher nur einige wenige Hundert Fahrzeuge pro Jahr absetzen, viel zu wenig, um sich auf Dauer am Markt zu halten.
„Hauptwettbewerber ist Tesla, nicht die Chinesen“
Asien-Experte Karlheinz Zuerl schlussfolgert: „Die deutsche Autoindustrie hat bessere Chancen auf dem Weltmarkt für E-Mobility als ihr häufig zugeschrieben wird. Als Hauptwettbewerber sollten die deutschen Hersteller vor allem Tesla aufgrund seiner Innovationsstärke begreifen, weniger die zahlreichen Anbieter aus China, die zuhauf wieder vom Markt verschwinden werden.“
Nach Einschätzung des GTEC-CEO hinkt die Innovationskraft der chinesischen Industrie weit hinter den USA zurück, und das gelte auch für den Automobilsektor. Daran änderten auch einzelne fortschrittliche Konzepte wie etwa der Tausch-Akku von Nio (Akku tauschen statt laden) nichts. „Der chinesische Markt bietet ein ganzes Füllhorn enormer Chancen für die deutsche Wirtschaft“, erklärt Karlheinz Zuerl, „aber von einer chinesischen Übermacht ist auf den meistern Feldern moderner Technologie dennoch wenig zu spüren. So kann sich die deutsche Autoindustrie von Tesla sicherlich mehr abgucken als von China-Autos, wenn es um die Zukunft ihrer Branche geht.“
GTEC (https://gtec.asia) hilft westlichen Industrie-Unternehmen, Herausforderungen in Asien zu bewältigen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Geschäftsentwicklung, dem Auf- und Ausbau von Niederlassungen und Produktionsstätten, sowie Sanierungs- und Turnaround-Maßnahmen, um vorwiegend Automobilzuliefer- und Maschinenbaufirmen in kritischen Phasen wieder in die Gewinnzone zu bringen. Unter der Leitung von CEO Karlheinz Zuerl ist ein Team von Beratern, Experten und Interim Managern aktiv, das im Bedarfsfall beim Kunden vor Ort zum Einsatz kommt. Der Chef selbst steht für Aufgaben als Interim General Manager und für Executive Consulting zur Verfügung. Auf der Referenzliste von GTEC stehen Konzerne wie bspw. BMW, Bosch, General Motors und Siemens, große Mittelständler wie Hella, Schaeffler, Valeo und ZF sowie kleinere mittelständische Firmen, die wenig bekannt sind, aber nun umso erfolgreicher in Asien agieren.