Einschränkend ist zu den Zahlen zu beachten, dass die Zertifizierungsstellen der einzelnen Länder die Daten freiwillig melden. Die Teilnahme bzw. Nicht-Teilnahme an der Erhebung führte zu einer höheren Fluktuation der Zahlen auf nationaler Ebene (für die insbesondere ISO 9001 und ISO 14001 bei Belgien, Korea, Mexiko, Irland und den Philippinen).
ISO 9001 weiterhin weltweit bedeutendste Managementsystemnorm
In der aktuellen ISO Survey wird deutlich, dass die ISO 9001 für Qualitätsmanagement weiterhin die weltweit am häufigsten zertifizierte Managementsystemnorm ist (Tabelle 1).
Im Vergleich zu 2019 wurden weltweit 4 % mehr ISO 9001-Zertifikate gemeldet (2019: 883.521) und sogar 7 % mehr zertifizierte Standorte (2019: 1.217.972). Auch insgesamt hat die Anzahl der gemeldeten ISO-Zertifizierungen zugenommen, mit einer Steigerung von 18 % über alle 12 Managementsystemstandards von 18 %.
Dabei wurde insbesondere die ISO 45001 erst 2018 herausgegeben und hat damit einen deutlichen Zuwachs auch über die Migration der z.T. vorher nach OHSAS 18001 zertifizierten Unternehmen. Die ISO sieht den Grund für das Wachstum der ISO 9001 und ISO 14001 vor allem in der Steigerung der Zertifikate in China.
ISO 9001 lässt weiterhin deutliche Schwerpunktbranchen erkennen
Für Deutschland wurden im Jahr 2020 nur 49.349 Zertifikate gemeldet. Dabei fällt (siehe Abbildung 1) ein deutlicher Rückgang in einzelnen Wirtschaftssektoren (EAC-Scopes) auf. Hierbei ist zu beachten, dass die Grafik nicht die gemeldeten Zertifikate berücksichtigt, für die kein Wirtschaftssektor angegeben war. Das waren im Jahr 2019 noch 9.504 Zertifikate und bei der letzten Erhebung 2020 12.834 Zertifikate.
Auch wenn man dies berücksichtigt, lässt sich vorsichtig sagen, dass in den Bereichen Metallerzeugung und -bearbeitung (EAC 17), Maschinenbau (EAC 18), Handel/Reparatur Kfz (EAC 29), Verkehr/Nachrichtenübermittlung (EAC 31), Dienstleistung (EAC 35) und Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen (EAC 38) deutliche Rückgänge sichtbar sind. Ein Grund könnte sein, dass einzelne branchenspezialisierte Zertifizierungsstellen sich im Gegensatz zum Vorjahr nicht an der Abfrage beteiligt haben. Auch die Corona-Pandemie hat möglicherweise dazu geführt, dass kleinere Unternehmen herausfielen, weil sie ihre Geschäftstätigkeit oder das Managementsystem aus der Zertifizierung aufgegeben haben.
Ein weiterer Grund ist möglicherweise das 2019 von der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) in einer Mitteilung veröffentlichte und nun auch durchgesetzte Verbot von „Matrix‐ oder Verbundzertifizierungen“. Bei diesem Verfahren hatten sich mehrere unabhängige Unternehmen, bspw. Dienstleister oder Arztpraxen, zusammengeschlossen und wurden über eine Zentrale in einem Stichprobenverfahren zertifiziert, ohne jedoch die Voraussetzungen dafür zu erfüllen. Diese Art der Verfahren wurde von einigen Stellen missbräuchlich angewendet. Die DAkkS hat diese Zertifikate jedoch konsequent vom Markt genommen.
Unabhängig von den Rückgängen wird klar: Die ISO 9001 ist in den Schwerpunktbranchen weiterhin stark verbreitet, darunter vor allem das produzierende und verarbeitende Gewerbe (Tabelle 2). Im Bereich Maschinenbau liegt dies u.a. an den strengen Anforderungen an Automobilzulieferer, die eine ISO 9001 häufig voraussetzen. Auch im Bereich Dienstleistungen und bei anderen Zulieferern ist die ISO 9001-Zertifizierung eine Bedingung, um in öffentlichen Ausschreibungen und der Lieferantenauswahl für Unternehmen zum Zug zu kommen.
Fazit
Auch wenn auf nationaler Ebene ein Rückgang der ISO 9001-Zertifikate erkennbar ist, so bleibt sie doch weltweit die meistzertifizierte Norm. Schwankungen auf nationaler Ebene können vielfältige Gründe haben, zumal die Daten auf freiwilligen Meldungen beruhen. Um tatsächliche Trends zu erkennen, muss man sich wohl bis zur ISO-Survey 2021 gedulden. Die Daten aus 2018 bieten hier leider keine Grundlage, da damals die Daten noch anders erhoben wurden. Gründe für eine Zertifizierung nach ISO 9001 gibt es viele – und so ist sie in einigen Branchen Standard und wird es wohl auch bleiben.