Ganz sicher kein Einzelfall unter Fußballprofis, die nach ihrer ersten Karriere einen neuen Weg einschlagen und dabei – vor allem für sich selbst – neue Ziele definieren müssen. In ähnlicher Form habe ich diesen Prozess selbst durchlaufen, wenngleich sich diese Suche nach alternativen Aufgaben bei mir über Jahrzehnte hinzog. Und wenn ich in meinen letzten Tagen als Fußballprofi – das war 2008 – von jemandem zu meinen weiteren Plänen befragt worden wäre, hätte die Antwort ganz bestimmt nicht gelautet, dass ich die persönliche Zukunft in der Tätigkeit für eine Unternehmensberatung sehen würde, wie das nun seit einigen Monaten bei Hager im Bereich Sport der Fall ist …
Fußballprofi wurde ich zwar direkt nach dem Abitur 1987, dadurch blieb mein vielseitiges Interesse jedoch nicht auf der Strecke. Ein Praktikum bei Radio 107 mit dem legendären „Rollo“ Fuhrmann und ein paar Semester Wirtschaftswissenschaften an der Fernuni Hagen: Nur zwei Ansätze, die ich parallel zum Fußball ausprobiert habe. Für einen Studienabschluss fehlte es seinerzeit aber an Disziplin. Selbst wenn man nicht allein auf seinen Beruf als Leistungssportler fixiert ist, unternimmt man als 20-Jähriger in seiner Freizeit auch andere Dinge …
Im höherem Fußballer-Alter sah das schon anders aus. Belege dafür sind u.a. ein Sportmanagement-Fernstudium beim IST-Studieninstitut und der Erwerb von Trainer-A- und -B-Lizenz, diesbezüglich auch gefördert von unserem damaligen Coach beim SC Freiburg, Volker Finke („Es ist gut, wenn die Spieler wissen, wie ein Trainer denken muss.“). Meine vereinbarte Weiterarbeit in Freiburg nach dem vermeintlichen Karriereende erfolgte 2006, mit damals 38 Jahren, allerdings in der Marketingabteilung – jedoch nur für sechs Wochen, weil mir in der damaligen Vereinsstruktur die persönliche Perspektive fehlte.
Als Back-up für Robert Enke bei Hannover 96 kehrte ich noch einmal zurück auf den Fußballplatz, in meiner Freizeit sammelte ich bewusst Erfahrungen als Torwarttrainer von Jugendlichen des Clubs: Ein Test, eine Orientierungshilfe: Wo willst eigentlich hin, welcher zweite berufliche Abschnitt schwebt dir vor? Fragen, die sich auch heutige Fußballprofis an der Schwelle zu neuen Herausforderungen stellen.
Nach weiteren sportlich gelagerten Aufgaben (u.a. Leiter der Torhüterausbildung beim Hamburger SV), aber auch Master-Abschluss in Sport- und Event-Management wuchs bei mir bis 2015 die späte Erkenntnis, den Schwerpunkt meiner Arbeit nicht mehr im Trainingsanzug leisten zu wollen. Meine abwechslungsreiche Vita wurde erweitert: Freiberufliche Tätigkeit rund um den Fußball für verschiedene Unternehmen, Vorstand Vertrieb für ein Start-up mit dem Thema Digitalisierung im Fußball …
Und es folgte der Schritt zur Hager Unternehmensberatung, die im Verbund mit Horton International zu den Marktführern im Executive Search Bereich gehört. Mit der Rekrutierung von Führungskräften für das obere und das Top-Management aller wichtigen Unternehmensbereiche in weltweit über 40 Niederlassungen in sämtlichen global wichtigen Wirtschaftsregionen von Amerika, Australien und Europa, im Mittleren Osten sowie in Afrika und Asien können nahezu alle Bedarfe rund um den Arbeitslebenszyklus bedient werden.
Als Leiter der Business Unit Sports bei Hager finde ich die richtigen Köpfe, um strategisch wichtige Positionen in Sportvereinen und -verbänden erfolgversprechend zu besetzen. Die Jagd nach den High Potentials abseits des Fußballspielfelds ist genauso spannend und abwechslungsreich wie meine Zeit im Nachwuchsleistungszentrum des Hamburger SV, als es darum ging den nächsten Torjäger vom Kaliber eines Uwe Seeler und einen Torhüter der Klasse von Rudi Kargus zu entdecken. Auf der Geschäftsstelle von Sportvereinen und -verbänden müssen vor allem Schlüsselpositionen ebenfalls optimal besetzt sein. Der Marketingleiter, der einen noch nicht optimal aufgestellten Zweitligisten zukunftsfähig entwickeln will und dabei Fans wie Tradition nicht vergisst, oder der ITler, der die Digitalisierung vorantreibt – gesucht wird der geeignete Kandidat mit dem optimalen Profil für die richtige Stelle: Der Mensch macht den Unterschied, und diesen muss man erst einmal herausfiltern. Wer kann was?
Mit dem bei Hager generell strukturiert geführten Prozess, unter anderem mit einer Potenzialanalyse zwischen den Polen Stärken und Schwächen: Genau das hat mir selbst bei meinen vorherigen Überlegungen gefehlt, um Weg und Ziel – zumindest wahrscheinlich – schneller zu finden. Eine Zeitlang war ich doch auch davon überzeugt gewesen, irgendwann und irgendwo Cheftrainer in der Bundesliga zu werden. Nichtsdestotrotz habe ich durch meine diversen Eigenerfahrungen auch gelernt, mich selbst ein Stück weit besser einschätzen zu können. Und davon profitiere ich jetzt zweifellos bei meiner Aufgabe: jeweils den Kandidaten für die Position zu finden, zu der er passt und die zu ihm passt.