Branchenfremde Wettbewerber bedrohen oftmals etablierte Unternehmen, sei es, dass sie die Kunden besser kennen oder schneller den Trend verstanden und umgesetzt haben. Google kennt über seine hochkomplexen Rechenalgorithmen viele Kunden besser als mancher Dienstleister, der seine Kunden zwar betreut, aber keine systematische Auswertung fährt und selten etwaige Vorlieben für die Zukunft kennt. Ein anderes Beispiel ist die Food-Delivery Kette „Lieferando“: Kein Restaurant und keine Fast-Food-Kette weiß so viel über die Vorlieben der Kunden, wie es diese Plattform tut. Dass aus den so gewonnen Vorlieben der Kunden (Bio Food, nur Fisch, Indisch etc.) Vorteile für potentielle Anbieter von passenden Produkten entstehen können, ist dann eine simple Schlussfolgerung.
Viel Potential für neue Geschäftsideen
Die technischen Einsatzmöglichkeiten sind vielzählig und bieten in sämtlichen Branchen umfangreiche Chancen für die Veränderungen der bestehenden Geschäftsmodelle. Viele Unternehmen sind sich jedoch nicht über das erweiterte Wertschöpfungspotential, das durch IOT zur Verfügung steht, bewusst. Die Technologie, die sich hinter IOT verbirgt, dient in erster Linie als Enabler, um neue Geschäftsmodelle zu ermöglichen.
Häufig erachten IT-Entscheider das Internet der Dinge nur aus technischer Sicht. Sie tun sich oftmals schwer damit, andere Stakeholder vom Sinn des technisch Möglichen so zu überzeugen, dass auch de facto die digitalen Innovationen zu neuen Geschäftsmodellen (ergo also gesteigertem Umsatz) führen können. Die Zukunftsvision mit Industrie 4.0 erfordert auch ein Denken außerhalb des bisher bekannten Rahmens, und dazu gehört es, neue Kooperationspartner jenseits der eigenen Branche zu suchen, um neue Wertschöpfungspotenziale auszuloten.
Die Transformation vieler Geschäftsprozesse – und auch vermehrt innerhalb der bestehenden Produktionssphären – schafft eine fundierte Grundlage für vielfältige Kooperationen, die weit über die bis dahin bestehenden Geschäftsfelder hinausgehen. Ein Vorsprung gegenüber konkurrierenden Billiglohnländern kann für viele Unternehmen durchaus auch eine veränderte Wertschöpfungsstrategie sein. Nicht mehr das Produkt oder der Verkauf von hochwertigen Produkten stehen hierbei im Vordergrund, sondern das digitale Marketing rund um die Vorzüge dessen, bestehend aus Services, gegebenenfalls Software-Applikationen sowie regelmäßigen Updates, die schnelle und lokal flexible Verfügbarkeit sowie die Garantie einer kundenfreundlichen Nutzung.
Innovative Köpfe erforderlich
Hierzu bedarf es neben innovativer Geschäftsideen und ausgeklügelter Wertschöpfungsketten auch, die richtigen Köpfe an Bord zu haben. Es sind nicht nur die fachlich versierten Fach- und Führungskräfte, wie beispielsweise: Chief Digital Officers, Data Architect, Digital Project Manager, Data Engineer, Chief Customer Officer, Chief Internet of Things Officer und Data Scientist sowie Chief Analytics Officer. Fachlich oder Branchenfremde Strategen sind durchaus in der Lage, neue und innovative Geschäftsmodelle zu planen und im Reifeprozess zu begleiten. Diese haben einen unvoreingenommenen Blick für Potenziale außerhalb der bereits existierenden Wertschöpfungen.
Fazit:
Technischer Wandel passiert nicht einfach. Er muss von den Innovatoren ins Leben und vorangebracht werden, von den ITlern technisch umgesetzt und von allen Mitarbeitern getragen werden.
Autor:
Martin Krill ist seit über fünfzehn Jahren für die Hager Unternehmensberatung tätig und wurde 2004 zum Geschäftsführer berufen. Er besetzt gehobene Vertriebs- und Management-Positionen in der Technologiebranche sowie in weiteren ausgewählten Branchen.