Was bedeutet Schwarmintelligenz?
Das Konzept von Schwarmintelligenz ist nicht neu. Bereits Aristoteles hat es in seiner Summierungsthese als ‚kollektive Intelligenz‘ benannt. Seither wurde dieses Thema eingehend untersucht und auch weiterentwickelt. Der Grundgedanke, der die Schwarmintelligenz beschreibt, lautet: Eine Gruppe ist intelligenter als ihr klügstes Mitglied.
Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass Gruppen immer intelligenter vorgehen und entscheiden als einzelne. Bei Beachtung bestimmter Rahmenparameter der Gruppenzusammensetzung und -organisation kommen Gruppen - insbesondere bei komplexen Problemen – jedoch häufig zu besseren Lösungen als einzelne Mitglieder.
Schwarmintelligenz im Unternehmen
Nahezu alle Unternehmen haben verstanden, dass ihr zukünftiger Erfolg von der knappen Ressource Mitarbeiter abhängt. Entsprechend liefern sich Unternehmen einen harten Kampf um die besten Fach- und Führungskräfte. Weniger Fokus hat in vielen Unternehmen noch der Gedanke, mit welchen Innovationen im Zusammenspiel der Mitarbeiter die besten Ergebnisse entstehen können. Vor allem digitale Startups setzen aber zudem auf Schwarmintelligenz zur optimalen Organisation ihrer Mitarbeiter.
Mittels moderner digitaler Möglichkeiten organisieren sich solche Gruppen meist eigenständig und bringen unterschiedliche Kreativitätsfähigkeiten mit. Dies funktioniert allerdings meist nur, wenn die Gruppe bzw. der Schwarm bestimmte Anforderungen erfüllt und sich mittels innovativer Führungskonzepte optimal entfalten kann.
Schwarmintelligenz kann nicht von heute auf morgen im Unternehmen etabliert werden, es bedarf auch einer entsprechenden Firmenkultur, die eine Basis für Schwarmintelligenz-Fähigkeit zulässt. Die Hierarchien sollten flach sein und die Freiheitsgrade ausgeprägt. Mitarbeiter benötigen ein Höchstmaß an Flexibilität und sollten in ungewöhnlichen Rahmenbedingungen zusammengebracht werden, um sich intelligent miteinander verbinden und austauschen zu können. In Unternehmen ist dies mit dem Crowdsourcing vergleichbar. Auch hier kommen viele Ideen aus einer Gruppe (der Crowd) zusammen, die letztendlich durch eine Art von Schwarmintelligenz Lösungen oder Erfindungen zutage bringen.
Jede Herde benötigt ein Leittier!
Allerdings reicht es nicht aus, dass Unternehmen eine bunte Mischung an heterogenen Mitarbeitern zusammensetzen und ihnen unbegrenzten Internetzugang offerieren, um die Aufgabenstellung angehen zu lassen. Auch Schwarmintelligenz braucht Leitung und Management – allerdings nicht durch einen Silberrücken, der autoritär vorgibt, wo es langgeht. Die Mitarbeiter benötigen eine Führungskraft, die das grobe Ganze sowie den Gesamtprozess im Blick behält, im Notfall auch mal den Ton angibt, aber dennoch eine Atmosphäre schafft, in der kreative Freiheit funktioniert und auch entfaltbar ist. Die einzelnen Teammitglieder müssen ihre Rolle als Teamplayer verstehen, aber auch den Mut haben, sich als Individuum hervorzubringen und dürfen keinen Gruppenzwang aufkommen lassen.
Unternehmenskultur muss passen
Schwarmintelligenz bedarf moderner Führungskonzepte und einer ‚freien‘ Arbeitsatmosphäre, um erfolgreich zu sein. Es gibt einige Voraussetzungen, die für ein erfolgreiches ‚Schwärmen‘ vorhanden sein müssen:
- Die Zusammensetzung des ‚Schwarms‘ sollte sehr heterogen sein
- Aufgabe der Führungskraft ist die eines Vorbilds, Rollenmodells und Facilitators, nicht eines autoritären, allwissenden Entscheiders.
- Der Führungsstil ist eher antiautoritär, mehr in Form eines Leittier-Charakters, als dem eines klassischen Vorgesetzten.
- Die Entscheidungswege müssen kurz sein, die Hierarchien sehr flach und die Unternehmenskultur muss sich durch Gleichberechtigung auszeichnen.
- Die Kreativität der Einzelnen wird gefördert und Fehler toleriert.
- Der Informationsfluss ist ungehindert zugängig und die Mitarbeiter übernehmen Ergebnisverantwortung.
- Eine digitale Vernetzung aller Beteiligten ist ‚State of the Art‘.
Im digitalisierenden Zeitalter stellt sich nicht die Frage, ob ein Unternehmen auf Schwarmintelligenz setzen sollte, es gilt eher das ‚wie‘ zu hinterfragen. Bedingt durch den fortschreitenden Fach- und Führungskräftemangel ist es für Unternehmen an der Zeit, sich mit neuen Konzepten auseinander zu setzen, um erfolgreich zu bleiben und sich nicht überholen zu lassen. Eine neue und attraktive Unternehmenskultur sowie neue Arbeitsmodelle kommen letztendlich auch dem Employer Branding zugute und stärken die Mitarbeiterbindung.
Autorin:
Dr. Monika Becker, Leiterin Business Unit Software, Hager Unternehmensberatung
Sie ist seit 2001 als Beraterin für die Hager Unternehmensberatung tätig.
In der Business Unit Software besetzt sie gemeinsam mit ihrem Team anspruchsvolle Fach- und Führungspositionen für Mandanten, deren Geschäft aus dem Lösungsgeschäft rund um Standardsoftware oder aus Individualsoftwareentwicklungen besteht.