Das Bestreben, den passenden Job und das richtige Umfeld zu finden ist für Kandidaten genaus wichtig wie für Arbeitgeber, den besten Kandidaten zu rekrutieren. Beide Parteien müssen sich Mühe geben und innovativ sein, um den Traumpartner zu finden.
Die Personalabteilungen legen heutzutage bei der Suche des geeigneten Kandidaten keinen besonderen Wert auf jemanden, der nach Schema F ausgebildet ist oder ein Abschlusszeugnis mit der Note 1,0 besitzt. Zunehmende Bedeutung haben Teilnoten und Praktika. Aus den Teilnoten kann eine Neigung und Richtung des Kandidaten heraus gelesen werden. Durch praktische Erfahrungen, die der Kandidat bereits im Vorfeld gesammelt hat, sind die Interessen des Bewerbers unmittelbar sichtbar. Ein Bewerber für eine IT-Umgebung, der Praktika in diesem Bereich nachweisen kann, untermauert seine fachliche Affinität und kann zudem in der Praxis meist schneller in Kundenprojekten eingesetzt werden als Kandidaten, die lediglich theoretisches Fachwissen vorweisen können.
Auch im Hinblick auf Quereinsteiger gilt - sofern die Soft Skills und die Persönlichkeit in das Arbeitsumfeld passen- dass viele Arbeitgeber aufgeschlossen sind, fehlende Fachkenntnisse mit Trainee oder Entwicklungsmaßnahmen zu kompensieren. Gerade im IT-Bereich sind die Innovationszyklen ohnehin so kurz, dass auch für fachlich versierte Mitarbeiter regelmäßige Fortbildungen unerlässlich sind, um auf dem Stand der Technik zu bleiben.
Die Stellenbeschreibung sollte der Bewerber mit seinen Fähigkeiten zumindest in wesentlichen Teilen erfüllen, aber es muss nicht 100% passgenau sein. Bei den Soft Skills sind die Personaler zunehmend kritischer. Wenn ein Kandidat einen häufigen Jobwechsel im Lebenslauf oder gar längere Auszeiten skizziert, ohne eine nachvollziehbare Erklärung zu liefern, führt das leicht zu Irritationen. Die im Lebenslauf aufgeführten Stationen sollten glaubwürdig und stimmig sein.
Eine Trendwende zeichnet sich hinsichtlich des bevorzugten Alters neuer Mitarbeiter ab. Vor rund zehn Jahren war es noch üblich und vermeintlich richtig, primär jüngere Mitarbeiter an Bord zu holen. Mittlerweile hat man erkannt, dass Mitarbeiter 50 Plus eine sehr wertvolle Zielgruppe sind. Diese Altersgruppe hat häufig nicht mehr den persönlichen Fokus auf das Familienleben - die Kinder sind meist groß - was unter anderem eine hohe Flexibilität, zum Beispiel auch für längere Geschäftsreisen, mit sich bringt. Gestandene Fachkräfte haben zudem fundiertes Wissen und verfügen dank Ihrer Erfahrung meist über höhere Gelassenheit und Stressresistenz. Auch hat man erkannt, dass diese Generation beim nächsten Jobangebot nicht gleich abwandert, sondern dem Arbeitgeber loyal verbunden bleibt.
Wie kann ich als Bewerber am besten punkten?
Sorgfalt ist das A & O
Viele Personalverantwortliche haben eine deutliche Verschlechterung in der Qualität der eingehenden Bewerbungen festgestellt. Einige enthalten teilweise schwerwiegende Rechtschreibfehler, sind im Anschreiben nicht personalisiert oder enthalten einen falschen oder fehlerhaften Firmennamen. Dies deutet auf eine geringe Motivation oder zumindest unzureichende Sorgfalt hin.
Eine angemessene Vorbereitung ist auch für das erste Interview erforderlich. Wurde die Stellenanzeige richtig gelesen? Was weiß der Bewerber über das Unternehmen? Sind die wesentlichen Firmeninformationen, die der Firmen Website zu entnehmen sind, bekannt? Die Eindruck des Erstgesprächs ist die persönliche Visitenkarte, die ein potentieller Arbeitgeber von einem Kandidaten erhält. Das Erstgespräch wird von Unternehmensseite gerne wie eine Arbeitsprobe eingestuft, da es häufig Analogien zur späteren Vorbereitung auf Kundenmeetings gibt.
Wie streng sind Arbeitgeber bei der Auswahl neuer Mitarbeiter
Master oder nicht?
Die Abschlüsse Bachelor und Master sind mittlerweile etabliert. Die Akzeptanz der Bachelor-Studiengänge ist in den vergangenen Jahren auch auf der Arbeitgeberseite deutlich gestiegen. Viele Unternehmen bieten Traineeprogramme für Absolventen, um die weiteren Karriersteps zu ebnen und gleichzeitig die Mitarbeiter zu binden. Personaler raten jungen Absolventen, bereits rechtzeitig den Weg in die Praxis zu suchen. Zum einen hilft es bei der Einschätzung, ob die berufliche Wahl richtig ist, zum anderen kann der Kandidat sein fachliches Interesse sichtbar untermauern.
Viele Unternehmen im IT-Umfeld haben erkannt, dass sie sich den Kandidatenmarkt um die besten Köpfe nicht mehr nur mit Mitbewerbern aus der eigenen Branche teilen. Vielmehr werden auch in anderen Branchen IT-Fachleute gesucht.
Arbeitgeber wissen um den anhaltenden ‚War for Talents‘. Daher buhlen Unternehmen nicht nur um Überflieger, sondern fokkussieren sich auch auf gute Kandidaten aus der zweiten Reihe - wenn diese auf die richtige Karte gesetzt haben. Auch wenn manche Stellenanzeigen noch immer suggerieren, dass nur junge Einserkandidaten mit mindestens fünf Praktika und drei Auslandssemestern überhaupt Chancen haben, können sich heutzutage die wenigsten Unternehmen diese all zu übertriebenen Ansprüche leisten. Gestiegen sind die Chancen vor allem für Kandidaten, die vielleicht nicht den passenden Studienschwerpunkt oder Top-Noten mitbringen, dafür aber mit ihrer Persönlichkeit und ihren außerfachlichen Qualifikationen in ein Unternehmen passen. Langsam reift die Erkenntnis, dass auch motivierte Leute mit durchschnittlichem Examen sehr erfolgreich im Unternehmen sein können.
Die Persönlichkeit muss stimmen.