Die BVG betreibt mit 470 Gleis-Kilometern das größte Straßenbahnnetz Deutschlands. Vor der Wende prägten die Straßenbahnen nur im Osten das Bild der Stadt, heute erschließen 22 Linien ganz Berlin. 50.000 Kilometer legen die 390 Straßenbahnen dabei täglich zurück. Das bedeutet, dass jedes Gleis im Durchschnitt über 260 mal pro Tag befahren wird. Um dem Verschleiß entgegenzuwirken, müssen die Gleise regelmäßig geschmiert werden. Dafür ist Andreas Schmidt, Meister Service Leistungen der BVG Bereich Infrastruktur Bau, mit seinen 19 Mitarbeitern verantwortlich. Damit alles, im wahrsten Sinne des Wortes, wie geschmiert läuft, müssen
seine Mitarbeiter die Flanken der Schienen des gesamten Gleisnetzes zwei- bis dreimal pro Woche schmieren. Seit 17 Jahren tun sie das mit den zu Zweiwege-Fahrzeugen umgebauten Multicar-Geräteträgern. „Aktuell haben wir zwölf Multicar-Geräteträger im Einsatz: neben den beiden Schmierfahrzeugen einen Multicar mit Zweiwegetechnik, Doppelkabine und Kranaufbau zum Einbau von Weichenantrieben. Weitere neun Fahrzeuge nutzen wir zur Unterhaltung unserer Betriebshöfe und zum Winterdienst,” so Schmidt.
Das Herzstück des „Meister der zwei Wege” ist die Schienenführeinrichtung, die an den Rahmen des Geräteträgers angebaut wurde. Diese Einrichtung verfügt über vier Schienenräder, die das Fahrzeug in der Spur halten. Sie sorgt auch dafür, dass die vordere Fahrzeugachse vom Boden abgehoben und die hintere Antriebsachse über eine Luftfeder auf die Schiene gedrückt wird und so für den Antrieb sorgt. Der Multicar bewegt sich durch diese Technik aus eigener Kraft und mit guter Traktion auf den Schienen fort. Will der Fahrer die Schienen verlassen, setzt er per Knopfdruck die vordere Fahrzeugachse wieder auf und hebt die vier Schienenräder von den Gleisen ab. Die leistungsfähige 3-Kreis-Hydraulik des Basisfahrzeugs – ein Multicar FUMO – schafft auch dies in Sekundenschnelle.
Der Arbeitstag für Janus und seine Kollegen ist anspruchsvoll. Bis zu sieben Stunden täglich sitzen die Männer in ihrem Multicar. Darum ist es sehr wichtig, wie bequem der Arbeitsraum geschaffen ist. Der erste große Wohlfühl-Faktor ist die Doppelkabine. Obwohl die Fahrer in der Regel alleine unterwegs sind, bietet die Doppelkabine ein zusätzliches Plus an Raum. Auf dem zusätzlichen Stauraum der hinteren Sitzreihe lassen sich bequem die Warnjacke und persönliche Gegenstände unterbringen. Die Kabine bietet außerdem selbst für 1,90 Meter große Fahrer genügend Kopffreiheit. Wichtig ist daneben die gute Ergonomie, Polsterung und Federung des Vollkomfort-Fahrersitzes. Für ein gutes Arbeitsklima sorgen zudem eine integrierte Klimaanlage und eine Standheizung.
Die Bedienelemente wurden in enger Zusammenarbeit mit den Fahrern entwickelt und sind damit hundertprozentig auf deren Bedürfnisse ausgerichtet. Über eine Freisprecheinrichtung sowie ein Funkgerät hält der Fahrer Kontakt mit der Betriebsleitstelle der Straßenbahn. Nur selten muss Janus seinen Multicar verlassen. „In der Regel stellen wir uns die Weichen per Funk mit unserer IMU- Antenne, die wir per Joystick bedienen. Aber manchmal muss ich eben auch schnell raus, die Weiche per Stellstange manuell stellen, und schnell wieder rein ins Fahrzeug.”
Doch ein Multicar hat von Natur aus weitere Stärken, die vor allem Andreas Schmidt sehr schätzt. Nach wie vor verfügt der Geräteträger über seine Multicar-typische Frontanbauplatte. Im Winter wird hier bei Bedarf ein Schneepflug angedockt. Im Wintereinsatz bewährt sich auch die Doppelkabine sehr gut. Damit können drei weitere Mitarbeiter mitfahren, um beim Räumen der Weichen und Gleise mitzuhelfen.