Aufgrund des großen Interesses findet die Sonderschau mit den historischen Maschinen nach 2006 zum zweiten Mal innerhalb des Rahmenprogramms der NORTEC statt. Zu seinem Engagement erklärt Dr. Jürgen Bönig vom Museum der Arbeit Hamburg: „Wer die Gegenwart richtig verstehen will, sollte ihre Geschichte kennen. Das gilt auch für das Verständnis von Technik. Das Verständnis von Technik ist die Voraussetzung für ihren intelligenten Einsatz und ihre Weiterentwicklung. Moderne, computergesteuerte Maschinen und Systeme sind heute zumeist komplett verkleidet. Sie sind für viele Betrachter wie eine Blackbox.“
Bearbeitungsverfahren wie das Drehen, Bohren, Fräsen, Pressen, Sägen und Stanzen haben sich technologisch zwar rasant weiter entwickelt, aber viele konstruktive und mechanische Grundprinzipien im Werkzeugmaschinenbau sind über Jahrzehnte hinweg erhalten geblieben. Und das ist für Dr. Bönig ein wichtiger Ansatz Fertigungstechnik allgemeinverständlich zu vermitteln:
„Alte Maschinen hatten noch keine Umhausung. Das mechanische Zusammenspiel von Zahnrädern, Getrieben, Wellen und Werkzeugen ist bei diesen alten Geräten gut zu erkennen. Auf der Sonderschau können so auch Nicht-Ingenieure entdecken, auf welche unterschiedliche Weise Metall bearbeitet werden kann und welche Kräfte dabei beherrscht werden müssen.“
Die Funktionsweise der Verfahren Bohren, Drehen und Fräsen veranschaulicht das Museum der Arbeit zum Beispiel mittels transmissionsgetriebener Maschinen, die vor Jahren aus Hamburger Betrieben ins Museum wanderten. Die meisten der 30 Exponate stammen aus der Zwischenkriegszeit. Allerdings werden auch zwei ganz alte Schätze gezeigt: eine Nutenstoßmaschine und eine Prägestanze, beide Baujahr 1890! Die Metallbearbeitungsmaschinen werden von ehrenamtlichen Maschinenbauern bedient.
Dr. Bönig´s Pläne gehen sogar noch weiter: „Neben der reinen Präsentation historischer Maschinen wollen wir auf einigen Exponaten richtig produzieren.“ So wird eine Drehbank mit Fußantrieb zu bewundern sein, die einen Rohling aus Holz in Form und auf Maß bringt. Auf der ins Museum geretteten, letzten Holzletternmanufaktur wird eine Kopierfräse Buchstaben für den Buchdruck fräsen. Besucher der NORTEC 2008 können ferner erfahren, wie eine Drahtstiftemaschine Nägel für Fischkisten von der Drahtrolle formt. Aus einer alten Anstecknadelfabrik stammt ein mit Gewichten arbeitendes Stanz- und Prägegerät, das den NORTEC-Dollar produziert. Messebesucher können sich einen NORTEC-Dollar, der noch nicht als offizielles Zahlungsmittel gilt, prägen lassen.
Als besonderen Service wird es im Rahmen der Sonderveranstaltung „Technikforum“ von Studenten der TU Harburg geleitete und kommentierte Führungen für Schüler geben. So präpariert wird der technisch interessierte Nachwuchs auf seinem weiteren Rundgang über die Messe besser verstehen, wie die modernen verkleideten CNC-Bearbeitungszentren funktionieren und welche Vorteile neue Bearbeitungsverfahren bringen.
Die NORTEC, 11. Fachmesse für Produktionstechnik, findet vom 23. bis 26. Januar 2008 auf dem Gelände der Neuen Messe Hamburg statt. Am schnellsten lassen sich die Messehallen über die neuen Eingänge Mitte (Karolinenstraße) und West (Sternschanze) erreichen. Geöffnet ist am Mittwoch bis Freitag von 9 bis 17 Uhr und am Samstag von 9 bis 14 Uhr. Eintritt: Tageskarte 17 Euro, Dauerkarte 30 Euro, Einzelkarte Samstag 12 Euro, Schüler, Studenten und Azubis 6 Euro, Gruppenkarte ab zwölf Personen pro Person 12 Euro.